Rot-Weiß Essen - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1969/1970 - 22. Spieltag

1:1 (0:0)

Termin: Sa 07.02.1970, 15:30 Uhr
Zuschauer: 16.000
Schiedsrichter: Walter Horstmann (Hildesheim)
Tore: 0:1 Bernd Hölzenbein (49.), 1:1 Lothar Schämer (56., Eigentor)

 


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Rot-Weiß Essen Eintracht Frankfurt

  • Fred-Werner Bockholt
  • Peter Czernotzky
  • Herbert Weinberg
  • Wolfgang Rausch
  • Heinz Stauvermann
  • Erich Beer
  • Georg Jung
  • Günter Fürhoff
  • Diethelm Ferner
  • Egbert-Jan ter Mors
  • Fred Englert

 


 

Wechsel
  • Helmut Littek für Fred Englert (36.)
  • Roland Peitsch für Herbert Weinberg (71.)
Wechsel
Trainer
  • Herbert Burdenski
Trainer

 

 

Blumen für Fortuna

Schämer schoß Essener Ausgleich

Vor dem Anpfiff zeigte man sich in Essen der närrischen Zeit verbunden. So ertönte über Lautsprecher der rheinischen Jecken-Hit „Wir schenke der Ahl e paar Blömscher“. Blumen für die Glücksgöttin Fortuna wären dann auch hinterher das Richtige gewesen, als Dank dafür, daß sie während den 90 Minuten den Rot-Weißen so manches Mal beigestanden hatte. Keine Frage, das 1:1 schmeichelt Essen. Die Frankfurter waren die weitaus größte Zeit spielbestimmend, hatten die klareren Chancen, aber letztlich doch einen Makel: Bis auf einmal ließen sie alle Gelegenheiten ungenutzt.

Schon zur Ouvertüre wurde deutlich, daß den Rot-Weißen ein Gegner gegenüberstand, den der Rekord der Gastgeber, seit mehr als zwei Jahren daheim nicht mehr verloren zu haben, nicht schreckte. Die Eintracht übernahm sofort das Kommando, Heese zielte zweimal schlecht, sonst hätte er seine Mannschaft schon früh in Front gebracht.

Grabowski und vor allem Kalb waren es, die den Rhythmus bei den Frankfurtern diktierten. Kalb war dabei unumschränkter Herrscher im Mittelfeld, immer unterwegs immer anspielbereit. Pech für ihn, als er in der 48. Minute mit einem Heber nur die Latte traf. Jürgen Grabowski rechtfertigte seine Rückkehr in den Kreis der Nationalmannschaft abermals. Stauvermann hatte seine Mühe mit ihm. Stark auch Willy Huberts als freier Mann. Huberts, der frühere Stürmer, schlägt den Ball kaum einmal planlos nach vorn, sondern er sucht stets den Mitspieler Er spielt konstruktiv, aufbauend. In Essen zählte er zu den Besten überhaupt.

Auf dem glatten Boden hatten die Frankfurter als die besseren Techniker von vornherein einen Vorteil. Das Spiel der Rot-Weißen, das in erster Linie vom Kampf getragen wird, konnte sich bei den Verhältnissen nicht so entfalten. Besonders deutlich wurde das in der ersten Halbzeit. als beim Gastgeber so ziemlich alles danebenging, die Frankfurter aber ein flottes, gefälliges Spiel aufzogen.

Erst nach dem Führungstor der Eintracht kamen die Essener in Stimmung. Jetzt lief es plötzlich besser, der Ausgleich ließ dann ja auch nicht lange auf sich warten. Allerdings war es kein Essener, der ihn erzielte, sondern der Frankfurter Schämer. Littek hatte geschossen. Schämer sprang dazwischen und beförderte den Ball ins eigene Tor.

Aber mit dem RWE-Sturmlauf wurde es trotzdem nichts. So sehr sich auch Beer im Angriff mühte, er fand bei seinen Mitstreitern einfach zu wenig Unterstützung. Fürhoff kam nicht zurecht, Littek, der in der 37. Minute Englert abgelöst hatte, auch nicht.

An Nickel lag es schließlich, daß den Essenern ihr Heimrekord erhalten blieb. Eine Viertelstunde vor Schluß jagte der Frankfurter Linksaußen den Ball freistehend über die Latte. Die Rot-Weißen waren noch einmal davongekommen.

Die Tore

0:1 (49.) Hölzenbein mit Kopfball nach Flanke von Trinklein; 1:1 (57.) Schämer (Eigentor), der einen Littek-Schuß ins eigene Tor abfälschte.

Die Trainer

RWE-Trainer Herbert Burdenski: „Mit dem einen Punkt bin ich hochzufrieden. Wir hätten uns bei einer Niederlage nicht beklagen dürfen. Die Eintracht hat eine Vorstellung gegeben, die wirklich sehenswert war. Wir haben da vor allem vor der Pause überhaupt keine Einstellung gehabt. Man merkte doch deutlich, daß wir durch die Pause aus dem Rhythmus gekommen sind. Erst nach dem Frankfurter Führungstor wurden wir so richtig wach. Was sollen wir machen, wir müssen uns eben die Punkte so zusammenstehlen Ich hoffe, daß Kik nächsten Samstag wieder dabei ist, auch Herbert Weinberg, der wegen einer Knöchelverletzung ausscheiden mußte.“

Eintracht-Trainer Erich Ribbeck: „Aus drei Auswärtsspielen haben wir jetzt vier Punkte geholt. Das ist schon was! Natürlich bin ich mit dem Spiel meiner Mannschaft zufrieden, zehn Minuten in der ersten Halbzeit ist es ja geradezu einmalig gelaufen. Vor allem ein Verdienst von Jürgen Kalb, der pausenlos rennt, leider nur den Nachteil hat, daß er keine Tore schießt. Stark auch Jürgen Grabowski.“

 


 

Grabowski überragte

Zur Pause machten die Essener Fußballfreunde keine Karnevalsgesichter. Wenn einer lächelte, dann freute er sich, daß die Rotweißen bisher ein 0:0 gehalten hatten, denn 45 Minuten lang war von der Frankfurter Eintracht das Spiel gemacht worden. Einer einzigen klaren Essener Chance — der schwache Englert hatte auf Kunters Fäuste geknallt — standen mehrere Gelegenheiten der Hessen gegenüber. Die Platzherren fanden sich auf ihrem zwar seifigen aber gut bespielbaren Rasen schlechter zurecht als die Eintracht, die insgesamt einen hervorragenden Eindruck hinterließ. Das Ergebnis ist für Rotweiß ein wenig glücklich.

Essen hatte zwei schwache Punkte: Englert und Fürhoff. Eintracht nicht nur keinen, sondern einige glänzende Sterne: den souveränen Huberts, den unablässig marschierenden Kalb und den immer rechtzeitig zu den Sturmspitzen aufschließenden Hölzenbein. Und dann Jürgen Grabowski! Karnevalspräsidenten hätten ihm Raketen gewidmet. Er machte vorn allein das Spiel, ob mit oder ohne Ball. Auch der westdeutsche Kritiker muß gestehen: hinter diesem Grabowski können sich zur Zeit Libuda und Held verstecken.

Nachdem Hölzenbein Grabowskis Effetball sauber in die Ecke geköpft hatte, kämpften die Essener mit aller Kraft. Nun wankte einige Zeit die Eintracht-Deckung. Es war kein Zufall, daß Schämer in Litteks verfehlten Torschuß hineinlief und den Ball ins eigene Netz lenkte.

Danach wurde das Spiel noch spannender, noch schneller, aber die Frankfurter Abwehr fing sich bald, und durch das wirkungsvollere Mittelfeldspiel stifteten die Gegenstöße im Essener Strafraum manche Unruhe. Die Essener Hintermannschaft bewies aber trotz Fehlens von Kik und trotz Weinbergs ungewohntem Posten ihre altgewohnte Sicherheit. (Kicker)

 

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