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Borussia Mönchengladbach -
Eintracht Frankfurt |
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Bundesliga 1969/1970 - 21. Spieltag
1:2 (0:0)
Termin: Sa 31.01.1970, 15:30 Uhr
Zuschauer: 17.000
Schiedsrichter: Ferdinand Biwersi (Bliesransbach)
Tore: 0:1 Bernd Hölzenbein (57.), 0:2 Horst Heese (63.), 1:2 Horst Köppel (68.)
Borussia Mönchengladbach | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Kunters Sprechstunde Das zweimal (gut) geräumte Schneefeld war tückischer, als es eine weiche Schneedecke hätte sein können. Rutschpartien. Karambolagen und Zufälligkeiten häuften sich streckenweise in beängstigendem Ausmaß. So gesehen konnte von einem regulären Ablauf eigentlich kaum die Rede sein. Trotzdem war der Frankfurter Sieg hochverdient. Die aus der Deckung herausgeführten Konter waren derart gefährlich, daß bei etwas Glück auch noch das eine oder andere Tor mehr hätte fallen können. Die Frankfurter Abwehr (mit dem umsichtigen Huberts als Ruhepause) war insgesamt konsequenter, freilich auch rigoroser in der Anwendung ihrer Mittel, was in dem haarigen Duell Trinklein-Laumen am deutlichsten zum Ausdruck kam. Auch Wirth ging keineswegs zimperlich mit dem eleganten Dribbler Le Fevre um, der von den Gladbacher Stürmern allein mit dem Boden zurecht kam und eine spielerische Linie zu erkennen gab. Mönchengladbacher Fehler im Mittelfeldspiel begünstigten zusätzlich die Frankfurter Abwehr. Das umständliche und risikoreiche Dribbling (Köppel, Wimmer) stand zu sehr im Vordergrund. Was auf prächtigem Rasenboden hätte gelingen können, mußte auf dem glatten Schnee bei dem geringsten körperlichen Kontakt mit dem Gegner einfach daneben gehen. Und die Frankfurter waren immer am Mann. Außerdem wurde viel zu wenig geschossen. wofür Wimmer in der ersten Halbzeit das schlechteste Beispiel gab. Unter Berücksichtigung aller Umstände könnte man konstatieren, daß die Fohlen diesmal quasi ohne Sturm gespielt haben. Wenn trotz dieser Mängel Dr. Kunter, insbesondere in der stärksten Gladbacher Phase, zwischen der 20. Minute und dem Halbzeitpfiff, zum Helden der Frankfurter Abwehr avancierte, dann durch das machtvolle Nachdrängen von Netzer, das unermüdliche Rackern von Schäfer und die — trotz Grabowski — immer wieder versuchten Vorstöße von Vogts und Sieloff. Sehenswert das gelungene dreifache Doppelpaßspiel Schäfer, Vogts, Laumen an dessen Endpunkt jedoch, wie ein gutes halbes Dutzendmal vorher, Dr. Kunter stand (35.). Pech kam noch hinzu, als in der 31. Minute Laumens Kopfball nach einer Ecke von Wimmer an die Latte klatschte. Daß dieses MG-Feuer nach der Halbzeit nicht mehr die gleiche Wirkung hatte, muß in erster Linie als ein Verdienst des jungen Kalb angesehen werden, der Netzer mit fortschreitender Spielzeit immer stärker in die eigene Hälfte abdrängte. Hinzu kam der Kräfteverschleiß bei Schäfer (am deutlichsten sichtbar bei dem Fehlpaß zu Sieloff, der Wirth die Chance gab, das 2:0 einzuleiten). Aber Schäfer mußte sich auf die Dauer zwischen Grabowski, Hölzenbein, Kalb im Übereifer aufreiben, zumal Vogts diesen Grabowski nie richtig unter Kontrolle bekam und Netzer nur geringe „Deckungsarbeit“ gegenüber Kalb erkennen ließ. Kaiser brachte später keine neuen Ideen. Ob (der verletzte) Dietrich mehr hätte bringen können? Insgesamt nicht die Gladbacher Elf der letzten Wochen. Der Rhythmus fehlte, offenbar doch eine Folge der vielen Spielausfälle. Andererseits mußte Bleidick schon früh mit einem Muskelfaserriß die Partie beenden. Zimmermann hatte jedoch als Nachfolger ein gutes Debüt. Die Tore 0:1 (57.) Hölzenbein, Kopfballdreher ins lange Eck nach Ecke Grabowski; 0:2 (63.) Heese, der ein Mißverständnis zwischen Müller und Kleff nutzte; vorausgegangen war ein machtvoller Vorstoß von Wirth an den rechten Flügel mit anschließender Flanke; 1:2 (68.) Köppel, direkter Flachschuß nach Flanke von Schäfer. Die Trainer Hennes Weisweiler (Borussia): „Eine Mannschaft, die aus der Abwehr spielt, hat bei diesen Bodenverhältnissen natürlich Vorteile gegenüber einer auf Angriff spielenden Mannschaft, die sich auf dieser eisglatten Fläche natürlich schwer tut. Der Ausfall von Dietrich machte sich sehr stark bemerkbar, und nun dürften wohl alle gesehen haben, daß Schäfer kein vollwertiger Ersatz für Dietrich ist. Hinzu kam, daß die Sturmspitzen nicht ihre gewohnte Form fanden und außerdem die Frankfurter Deckung eine solide Leistung bot.“ Erich Ribbeck (Frankfurt): „Vor allem die langen Pässe von Netzer, der von Kalb gut beschattet wurde, blieben aus, und so kam das Sturmspiel nie richtig zum Tragen. Wir haben das 2:1 aus der Abwehr heraus gewonnen und hatten Chancen zu zwei weitere Toren. In besonders guter Form stellten sieh Grabowski und Dr. Kunter vor. Dieses 2:1 war der erste Auswärtssieg und hoffentlich nicht der letzte.“
Kalb störte Netzers Kreise Borussia leistete sich auf dem schneegeräumten
Spielfeld den ersten Ausrutscher der Saison, einen echten, denn
sie brachte auf der glatten Fläche ihr gewohntes Spiel nur
einige Male in Gang und wies keine großen Variationen vor.
Eintracht hingegen setzte aus der nach 20 Minuten bezogenen Dauerdefensive
mehrere raumgreifende Konter und kam mit einem Kopfball Hölzenbeins
nach Grabowski-Ecke sowie einem energischen Zupacken Heeses bei
einer Konfusion zwischen Müller und Kleff in der Abwehr zu
einem 2:0-Vorsprung. Davon „lebte“ sie bis zum Schluß,
obgleich Köppel bald darauf den Anschluß Borussias
geschafft hatte.
Die sehr starke Vorstellung Dr. Kunters hinter einer klug gestaffelten und robust zupackenden Abwehr war mit einem glänzenden Mittelfeldspiel (Kalb als Netzer-Störer und im Wechsel mit Hölzenbein oft auf eigene Pirsch erfolgreich gehend) entscheidend für den Frankfurter Sieg. Die Eintracht brachte auch mit Grabowski, dem besten Ballvirtuosen des Feldes, trotz grimmiger Bewachung durch Vogts, und mit dem bulligen Heese, der Duelle mit Luggi Müller oft bestand, eine ständige Gefahr für Mönchengladbachs nicht gerade geschlossen wirkende Abwehr.
In der Gladbacher Mannschaft tat man oft, als könne Borussia die Platzverhältnisse ignorieren. Hinten wurden Tricks riskiert wie auf Rasenbillard, einer davon (Schäfer) leitete praktisch Frankfurts 2:0 ein. Netzers sonst so wirksames' „Langholz“ rutschte den Stürmern weg, wenn auch oft nur knapp, sein sonstiger Nebenmann Dietrich (verletzt) wurde arg vermißt. Von Borussias Stürmern war nur Le Fevre mit Ballführung und Übersicht wie sonst, aber Laumen hatte liebe Not mit Trinklein, und Wimmer und Köppel scheiterten kläglich mit Ballspielchen im Yo-Yo-Stil ohne Mut zu beherzten Schüssen, mit denen das Spiel schon früh ganz anders hätte entschieden werden können. „Ich denke, daß wir den Ausrutscher verkraften", so Weisweiler. Er hofft auf Rückkehr von Form und Spiel Borussias „bei etwas normalerem Boden". Wird man angesichts der Leistung von diesmal und der winterlichen Verhältnisse für das eine wie das andere Skepsis verübeln? (Kicker)
Immer diese Frankfurter stöhnen die Gladbacher Borussen. Wen wundert's. Noch nie haben die Frankfurter am Gladbacher Bökelberg ein Punktspiel verloren. Ihr letzter Streich gelang am Sonnabend. Für Borussia war das 1:2 das Ende einer Serie von elf Spieltagen ohne Niederlage und die erste Heimniederlage seit dem 16. April 1969. Wer stellte Borussia damals wohl ein Bein? Eintracht Frankfurt mit 2:3. Hennes Weisweiler: „Auf Eisparkett konnten wir unsere spielerische und technische Überlegenheit gegen Eintracht Frankfurt einfach nicht auswerten. Es gab Ausfälle in unserer Abwehr und zudem beträchtliche Schwierigkeiten im Sturm. Pech dazu: Bleidick zog sich einen Muskelfaserriß zu — er fällt für mehrere Wochen aus.“ Aus Frankfurter Sicht sieht das ein wenig anders
aus. Trainer Ribbeck: „Wir haben immer auf Schnee trainiert
und regelmäßig einmal in der Woche in der Halle —
das macht beweglich. Außerdem: Wir können mit jeder
Mannschaft mithalten. Dieser Boden war Gift für die langen
Pässe, wie sie Netzer liebt. Darin lag ein Grund unseres
Sieges. Grabowski zeigte sich erneut in prächtiger Form,
ich habe ihm ein solches Spiel gerade im Westen gewünscht.“
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