Kickers Oxxenbach - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1969/1970

2:0 (1:0)

Termin: 27.12.1969
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Schreiner (Wachenbuchen)
Tore: 1:0 Erwin Kremers (45.), 2:0 Erwin Kremers (62.)

 


>> Spielbericht <<

Kickers Oxxenbach Eintracht Frankfurt

 

  • Volz
  • Josef Weilbächer
  • Rosenberg
  • Weida
  • Schmitt
  • Reich
  • Koch
  • Rodekurth
  • Kraft
  • Schönberger
  • E. Kremers

 

 

 

Wechsel
  • Bertram für Volz (46.)
  • Gecks für Koch (46.)
  • Helmut Kremers für Josef Weilbächer (61.)
  • Kondert für Rodekurth (63.)
  • Walter Bechtold für Schönberger (65.)
Wechsel
Trainer
  • Schreiner
Trainer

 

 

Die besseren Pistenjäger kamen aus Offenbach

Direktspiel entschied Derby gegen die Dribbel-Künstler aus Frankfurt • Weida neutralisierte Grabowski • Kraft und zwei Kremers-Tore • Kickers-Eintracht 2:0 (1:0)

Das schwere Stampfen im verharschten Schnee ähnelte eine ganze Weile lang dem Versuch, einen Landstrich in der Länge und Breite eines Fußballfeldes so zu kultivieren, daß es als Landepiste oder zumindest als Spazierpfad benutzt werden könnte. Das Stampfen währte eine volle Viertelstunde lang. Nichts passierte. Weder Volz noch Dr. Kunter durften mitspielen. Sie standen und froren. Akkurat nach 17 Minuten war Fuß gefaßt. Nickel schleuderte einen Direktschuß knapp neben das Offenbacher Tor. Volz warf sich. Wahrscheinlich hätte er den Ball nicht mehr erreicht. Das Derby war eröffnet.

Die Eintracht spielte schlau und überlegen, doch in der 27. Minute drosch Schönberger den Ball fast aus dem Stand an die Latte des Eintrachttores. Kunter schien sich, halb erschrocken, zu ducken. Die Chance war dem fixen Kickers-Verbinder nach einem mißlungenen Abschlag des Torwarts zugefallen, womit bewiesen war, daß die kleinen und großen Zufälligkeiten immer noch dazugehörten.

Die Überlegenheit der Eintracht in dieser Zeit hatte zwei Ursachen. Einmal waren die Nerven intakt, weil kein Grund zu der Annahme bestand, daß die Offenbacher die besseren Pistenjäger sein könnten. Bis zu Schönbergers Attacke hatte jeder Ansatz zu einem erfolgversprechenden Slalom gefehlt. Zum zweiten standen in der Elf der Eintracht mindestens drei Spezialisten. Der eine war Huberts, der sogar Sondervorstellungen gab, indem er mit dem Ball am Fuß in die Offenbacher Hälfte tanzte, ohne den Ball auf den Boden springen zu lassen. Das gab Beifall und war sinnvoll, denn dem Spielchen folgte auch noch die präzise Vorlage.

Wer den Ball am Boden halten wollte, der hatte verspielt. Hoch und weit — das war die rechte Masche. Kalb spielte ähnlich gescheit wie Huberts, nämlich direkt. Und auch Nickel hielt mit. So waren drei Male in den Schnee gesetzt. Jusufi, Grabowski und selbst ein stürmender Lutz ordneten die Optik zu dieser frühen Zeit entsprechend den Erwartungen. Freilich wurde zur Halbzeit mit Überraschung festgestellt, daß soviel auch wieder nicht geschehen war. Wo blieb der Effekt? Was hatte Volz noch zu halten gehabt? Da war ein kerzengerader Schuß von Huberts auf den Leib des Torwarts, der ein fröhliches Tohuwabohu auslöste, und dann waren noch ein paar Kleinigkeiten. Dabei blieb es.

Mittlerweile aber hatten die Kickers ihre Wintersport-Begabung schon einige Male bewiesen. Schönberger schwang sich zur Höhe von Kalb auf. Kraft spielte ähnlich direkt wie drüben Nickel. Reich kopierte Huberts in erstaunlicher Manier. Das Spiel kam ins Lot. Im Endeffekt gehörten die entscheidenden Vorteile den Kickers, weil sie anpassungsfähiger waren. Heese, Hölzenbein und Trinklein lernten nichts dazu. Das trostlose Bemühen von Heese, durch den Schnee zu stampfen, und die Versuche Hölzenbeins scheiterten an den Tücken der Piste und an der Unfähigkeit, bessere Rezepte zu finden.

Außerdem fehlte dem Sturm der Eintracht ein Grabowski in normaler Form. Anfangs ging es mit ihm halbwegs gut. Er spielte direkt und setzte sich auch von Weida einige Male ab. Der Kickersmann griff zu schärferen Mitteln und brachte es fertig, daß Grabowski den Zweikampf allmählich wichtiger nahm als alles andere. Also war der Eintrachtsturm ohne einen Lotsen. Um ihn herum bröckelte alles noch mehr ab, zumal das beiderseitige große Auswechseln den Kickers neue Vorteile verschaffte, denn als Bechtold kam, wurde das Schneespiel noch besser, während weder Bellut noch Wagner oder Hommrich etwas Neues brachten.

„Soll ich Grabowski oder Hölzenbein draußen lassen, weil ich weiß, daß sie im Schnee nicht spielen können?" fragte Erich Ribbeck nach dem Abpfiff. Und er sagte außerdem: „Die einfachere Spielweise hat sich durchgesetzt. Wir haben zu viele Dribbler." Kurt Schreiner ergänzte den Kollegen: „Unsere Mannschaft hat sich dem schweren Boden besser angepaßt. Aber wir wollen den Erfolg nicht überschätzen. Daß wir konditionell stärker waren, hat mich am meisten überrascht."

Das erste Tor, unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff, wurde mit zwei Flugbällen eingeleitet, die jeweils erhebliche Entfernungen überbrückten. Weilbächer schickte den Ball zum Rechtsaußen Koch, der sich halblinks aufhielt. Koch schaufelte den Ball in den Strafraum. Dr. Kunter schien vor zwei anstürmenden Offenbachern Sieger zu sein, doch Kraft erkämpfte den Ball, und in dem Augenblick, in dem alle Übersicht verloren gegangen war, schoß Erwin Kremers aus kurzer Entfernung ein. Beim 2:0 nach einer guten Stunde verlor Huberts in der Nähe des Tores eine Zweikampf mit dem elanvoll angreifenden Kraft. Wieder war Erwin Kremers da, um die Verwirrung zu nutzen, und wieder hatte Dr. Kunter keine Chance mehr. Die Verwunderung über Kraft ging auch an Lutz, der in der Rangordnung der Eintrachtelf direkt hinter Nickel, Kalb und Huberts folgte, nicht spurlos vorüber. Momente zur Besinnung blieben dem Vorstopper nicht. Kraft war überall. Auch Schreiner lobte ihn. Auch Hermann Nuber war angetan: „Bei mir würde er immer spielen". ('Frankfurter Allgemeine Zeitung' vom 29.12.1969)

 

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