![]() |
Hannover 96 - Eintracht Frankfurt |
![]() |
Bundesliga 1969/1970 - 16. Spieltag
1:1 (1:1)
Termin: Sa 13.12.1969, 15:30 Uhr
Zuschauer: 7.500
Schiedsrichter: Paul Kindervater (Köln)
Tore: 1:0 Peter Loof (16.), 1:1 Bernd Nickel (24.)
Hannover 96 | Eintracht Frankfurt |
|
|
Wechsel |
Wechsel |
Trainer
|
Trainer |
Der zweite Punkt auf fremden Platz „In Hannover wollen wir es wissen!“ Das hatte Eintracht Frankfurts Trainer Erich Ribbeck für seine Mannschaft versprochen. Im Niedersachsenstadion sollte im letzten Vorrundenspiel auf fremdem Platz endlich der erste Auswärtssieg dieser Saison geholt werden. Dazu kam es nicht. Doch auch mit dem 1:1 konnten die Gäste vom Main zufrieden sein. Es war der zweite Punkt, den sie von ihren Auswärtsspielen mit nach Hause brachten. Wer zu früh ins Niedersachsen-Stadion gekommen war, unterhielt sich mit seinem Tribünennachbarn über die Krise bei Hannover 96. In dieser Hinsicht mangelte es nicht an Gesprächsstoff, denn da hatte sich in den letzten Tagen ja allerhand getan. Auf dem schneebedeckten Rasen kamen die Hausherren anfänglich überhaupt nicht zurecht. Um so stärker trumpfte dafür der Gast aus Frankfurt auf. Die Eintracht hatte einen glänzenden Start, erzielte vom Anstoß weg die erste Ecke, und gleich danach setzte Schämer einen machtvollen Fernschuß neben den Pfosten. Hannovers Torwart Helmschrot wurde in der folgenden Viertelstunde hart geprüft, denn die Eintracht trug einen Angriff nach dem anderen vor. Die erste große Chance bot sich Hölzenbein nach einer herrlichen, von Beifall begleiteten Ballstafette. Der Frankfurter Rechtsaußen schob als letzter Mann in dieser Kette den Ball jedoch, anstatt ihn zu schießen, und stellte Helmschrot vor keine Probleme. Auf 4:0 dehnten die Frankfurter ihren Eckenvorsprung aus. Die Niedersachsen waren eingeschnürt, und dennoch kamen sie in der 16. Minute zum überraschenden Führungstreffer. Schon bei ihrem zweiten planvollen Angriff kam es zu einem Gewühl vor dem Frankfurter Tor Der aufgerückte linke Verteidiger Loof schlug kurz entschlossen in halblinker Position aus etwa 10 Meter Entfernung zum Tor zu ... und an Freund und Feind vorbei flog der Ball ins lange Eck. 1:0 also. Das gab den Gastgebern verständlicherweise Auftrieb. Doch nur für kurze Zeit kam System und Druck in das Hannoveraner Spiel. Danach häuften sich die Fehlpässe hüben und drüben. Kein Wunder auch, denn auf dem glatten Untergrund war dem Zufall Tür und Tor geöffnet. Ebenso überraschend wie Loofs Treffer fiel dann auch der Ausgleich in der 24. Minute durch Nickel: Ein Bogenschuß des Frankfurter Linksaußen, abgefeuert von weit außerhalb des Strafraumes, senkte sich über den falsch stehenden Hannoveraner Schlußmann in den Winkel. Freilich trug auch dieses Tor nur vorübergehend zu einer Steigerung des Niveaus bei. Zwei, drei Musterkombinationen der Eintracht folgten, dann machten sich wieder Schwächen bemerkbar. Auf beiden Seiten. Die 7000 Zuschauer waren schon für ein faires Intermezzo dankbar, das ihnen Jürgen Kalb bot, als er in der 40. Minute, als Hellingrath verletzt am Boden lag, den Ball ins Aus beförderte, damit der Hannoveraner Verteidiger behandelt werden konnte. Ein Hinterhaltschuß Banduras, knapp am Frankfurter Kasten vorbei, war der letzte Höhepunkt einer insgesamt enttäuschenden ersten Halbzeit. Daß die Frankfurter in spielerischer Hinsicht weit hinter ihren letzten Vorstellungen zurückblieben, war zum großen Teil auf die starke Wirkung des Hannoveraner Außenläufers Stiller zurückzuführen. Zwar hatte das, was Eintracht-Regisseur Jürgen Grabowski machte, alles Hand und Fuß — doch „Grabi“ machte diesmal nicht soviel wie gegen Hertha, Köln oder Stuttgart. Einfach deshalb, weil Stiller Grabowskis Aktionsradius gewaltig einschränkte. Das wirkte sich wiederum auf die drei Frankfurter Stürmer aus, von denen Nickel sich die meiste Mühe gab. Der Riederwälder Linksaußen schoß, was das Zeug hielt. Doch nach der „Bogenlampe“ zum Ausgleich hatte er kein Glück mehr. Erfreulicherweise wurde die Partie in der zweiten Halbzeit besser. Die Hannoveraner hatten ähnlich wie die Eintracht zu Beginn starke 15 Minuten, allerdings mit viel größerem Druck hinter ihren Angriffen. Allein Mittelstürmer Heynckes war bei dem besten Eintrachtler Friedel Lutz fest an der Kette. Und das war wahrscheinlich entscheidend für den Punktgewinn. Nach 71 Minuten hatten die Hannoveraner endlich mit den Ecken (7:7) gleichgezogen. Zwar waren die Gastgeber auch jetzt noch bemüht, die Partie mit aller Macht für sich zu entscheiden, doch der Eintracht drohte kaum noch Gefahr. Die Riederwälder Abwehr war in der Schlußphase ein festgefügter Block ohne einen Riß. Die Trainer-Meinung Rolf Paetz (Hannover96): „Jeder unserer Spieler wird von den Ausgang enttäuscht sein, denn wir hatten uns sehr viel vorgenommen. Wir hatten einen Sieg erwartet. Die Frankfurter zeigten sich als eine gut spielende Mannschaft, die auf dem glatten Boden besser zurecht kam als wir. Trotz des Punktverlustes besteht bei uns kein Grund zur Panik.“ Erich Ribbeck (Eintracht Frankfurt): „Obwohl die Hannoveraner in der zweiten Halbzeit feldüberlegen waren, hatten wir bessere Chancen, dieses Spiel zu gewinnen. Im großen und ganzen bin ich mit der Leistung der Frankfurter Mannschaft zufrieden. Bei einigen Spielern war eine Steigerung festzustellen.“
Tempomacher Loof Mit der Entlassung des Trainers Cajkovski sollte sich die 96er Mannschaft rehabilitieren. Das ist nur bedingt gelungen. Gewiß, den Technikern aus Frankfurt lag der glatte Schneeboden weitaus besser; bei einigen Ballperfektionen war das deutlich erkennbar. Hannover hatte nach dem Wechsel, da nunmehr auch Stiller und Loof mit Marschorder, erhebliche Spielvorteile, aber Eintracht erarbeitete sich mit sehr geschickter Kontertaktik durchaus gute Chancen. Der neugebackene Zahnarzt Dr. Kunter sah sich eigentlich nur wenigen turbulenten Szenen gegenüber, da der lässig, aber nahezu meisterhaft Libero spielende Österreicher Huberts den Strafraum beherrschte, und Lutz Nationalspieler Jupp Heynckes sicher im Griff hatte. Dazu kam noch das geschickte Mittelfeldspiel von Kalb und die starke Leistung seines Partners Trinklein. Der Stern Grabowski leuchtete diesmal nicht. Die Wühlmaus Stiller verbiß sich förmlich in den Supertechniker der natürlich einige, aber eben doch nur wenige zauberhafte Szenen hatte. Nickel setzte dem bald verletzten Hellingrath stark zu und glänzte mit sicherer Ballbehandlung, die überhaupt die gesamte Eintracht-Elf auszeichnete. Die Überraschung bei „96“ war Loof, der gut stand und auch nach vorne drückte. Helmschrot unterlief ein ganz böser Fehler beim Ausgleich, als er eine „Bogenlampe“ Nickels völlig unterschätzt hatte und den Ball (falsch postiert) gegen den Innenpfosten lenkte; dann sprang die Kugel ins Netz. Trainer Paetz hatte sich übrigens auf kein Risiko eingelassen und ließ Breuer weiterhin Ausputzer spielen. Kondition und Ehrgeiz der „96“ blieben aber ohne Wirkung, da das Spiel ohne Ball einfach nicht lief. Bei Eintracht wirkte alles kunstvoller und selbstverständlicher. Es war übrigens im achten Auswärtsspiel der Frankfurter der zweite Punkt, dessen Gewinn als durchaus gerecht anzusehen ist. (Kicker)
|