Eintracht Frankfurt - Rot-Weiß Essen

Bundesliga 1969/1970 - 5. Spieltag

2:1 (1:1)

Termin: Fr 12.09.1969, 20:00 Uhr
Zuschauer: 21.000
Schiedsrichter: Schiedsrichter: Alfred Ott (Rheinbrohl)
Tore: 1:0 Gert Trinklein (30.), 1:1 Herbert Weinberg (38.), 2:1 Horst Heese (86.)

 


>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Rot-Weiß Essen

 


  • Fred-Werner Bockholt
  • Roland Peitsch
  • Werner Kik
  • Wolfgang Rausch
  • Heinz Stauvermann
  • Diethelm Ferner
  • Georg Jung
  • Willi Lippens
  • Egbert-Jan ter Mors
  • Herbert Weinberg
  • Erich Beer

 

Wechsel Wechsel
  • Peter Czernotzky für Roland Peitsch (31.)
Trainer Trainer
  • Herbert Burdenski  

 

 

Kettenhund Wirth

Fußball läßt sich nicht berechnen. Als Frankfurts 2:0 überfällig war, fiel Essens 1:1; als Eintrachts Torhüter Kunter zweimal kühn das 1:2 verhindert hatte, fiel das 2:1 für Frankfurt.

Kein Sieg zum Jubeln jedoch! Dazu war er zu schwer erkämpft und zu wenig erspielt — aber das ist ja die Eintracht-Schwäche von heute. 30 Minuten lang vor Heeses Kopfballtorpedo in der hochwichtigen 86. Minute waren die Frankfurter spielerisch von den endlich ihren Respekt ablegenden Rot-Weißen „vorgeführt“ worden.

Essens Abwehr mit einem unzureichenden Ausputzer verlor jedoch schnell den Boden unter den Füßen. Schon die harmloseste Attacke erschütterte sie. Hier liegt die Klippe, an der Essen erneut scheitern könnte.

Denn Frankfurts Sturm bleibt ein Stürmchen, angewiesen auf Grabowskis Spiellaune und Spielwitz. Nickel als Mann mit nur einem starken linken Fuß stand in der vorgeschobenen Stürmerrolle auf falschem Platz, brauchte erst einige Drehungen um sich selbst, um den Ball unter Kontrolle zu bekommen. Trinklein rackerte in 50 Minuten für 90 Minuten — das ging schließlich über seine Kraft. Die Frage, welcher Libero wohl stärker ist, Lutz oder Huberts, hat sich selbst beantwortet. Lutz ist kein Huberts!

Wie giftig Eintracht in dieses Spiel ging, zeigte eine kleine Episode: Ribbeck schickte die Mannschaft schon zehn Minuten vor dem Anpfiff aufs Feld, damit sie richtig warm war. Eintracht legte auch los wie die Feuerwehr, aber einen Wirbel entfachte sie nicht. Eintrachts wichtigster, gelungener Schachzug: Wirth bewachte Lippens wie ein Kettenhund, oft fast zu bissig-scharf. Lippens kam nur selten vor Wirth an den Ball, war später zudem leicht angeschlagen. (Kicker)

 

 


 

 

Riesen-Krach bei Eintracht Frankfurt

„König“ Huberts wettert: Ribbeck will die „Alten“ ausbooten

In Frankfurt stehen die Zeichen auf Sturm! Eintrachts ungekrönter Fußballkönig Willi Huberts (51) und der um ein Jahr ältere Trainer Erich Ribbeck sind sich gehörig in die Wolle geraten. Und das vor dem wichtigen Heimspiel gegen Rotweiß Essen. „Ribbeck will uns ältere Spieler ausbooten“, klagt Huberts an. „Das hat uns gerade noch gefehlt“, schießt der jüngste Bundesliga-Coach zurück. „Huberts' Meuterei ist fast vereinszersetzend!“

Die Fackel der Auflehnung schwelt schon seit der 1:2-Heimniederlage gegen Gladbach am vergangenen Freitag. Huberts war tags zuvor im Training von Amateur Trinklein verletzt worden und fiel aus. „Obwohl mir der Arzt drei Tage Bettruhe verordnet hatte, bot ich mich Ribbeck als zwölfter Mann an. Er hat mich nicht einmal angerufen.“

Huberts sieht dahinter mehr als ein Versäumnis. „Ribbeck verfolgt die Taktik, uns Alte aufs Altenteil abzuschieben“, wehrt sich der Star. „Heute, wo Bundestrainer Schön den fast 33jährigen Uwe Seeler in die Nationalelf zurückholt und Hennes Weisweiler seine Fohlen durch alte Füchse wie Ludwig Müller und Sieloff verstärkt, will Ribbeck den Klassenerhalt mit lauter Jungen und Amateuren schaffen. Irgendwo stimmt's da nicht.“ Seit die Frankfurter vollends auf ihren vielbeachteten Amateurkurs umschwenkten, sieht nicht nur Willi Huberts am Riederwald Existenz-Schwierigkeiten für Stars.

Eintracht-Pressewart Birkholz: „Überall kommt unsere neue Linie, mit Amateuren aus eigenen Reihen zu spielen, großartig an. Selbst Bayern-Präsident Neudecker lobte: Ihr seid auf dem richtigen Weg.“ Doch der Erfolg blieb bis jetzt aus. Willi Huberts fürchtet, daß die schönen Reden Frankfurt bis zum Abstieg begleiten könnten: „In der Bundesliga ist Routine durch nichts zu ersetzen. Hoffentlich sieht Herr Ribbeck das ein, ehe es zu spät ist. Er will aus uns eine Hauruck-Mannschaft nach westdeutschem Vorbild machen. Leider wurden dazu die falschen Leute eingekauft. Aber dafür kann ja der Trainer nichts.“

Erich Ribbeck, der Mann aus dem Westen (RW Essen), ist gewohnt, sich mit dem Rücken an der Wand zu verteidigen: Unverschämt, wo sich Huberts überall einmischt. Ich kann nur starke Leute holen, wenn das Geld dazu da ist. Ich hätte auch lieber Wüst aus Alsenborn gekauft. Huberts kann keine Kritik vertragen. Er müßte mir dankbar sein, daß ich ihn zum Libero machte, sonst würde vielleicht niemand mehr von Huberts reden. Ich glaube, er ist nur sauer, weil er ins Mittelfeld zurück muß. Ich selbst habe die Parole ausgegeben: Wir sprechen nicht von jung und alt; wir sind eine Mannschaft. Huberts hat sich danebenbenommen. Er muß mit einer Disziplinarstrafe rechnen. Trotzdem: Ich warte auf Huberts! Wenn er sich am Riemen reißen kann, hat er bei mir seinen Stammplatz.“ (Bild)

 

 

>> Spieldaten <<





© text, artwork & code by fg