Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach

Bundesliga 1969/1970 - 4. Spieltag

1:2 (0:2)

Termin: Fr 05.09.1969, 20:00 Uhr
Zuschauer: 35.000
Schiedsrichter: Walter Horstmann (Hildesheim)
Tore: 0:1 Werner Kaiser (13.), 0:2 Herbert Laumen (19.), 1:2 Lothar Schämer (60.)

 


>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Borussia Mönchengladbach

 


  • Wolfgang Kleff
  • Hartwig Bleidick
  • Ludwig Müller
  • Klaus-Dieter Sieloff
  • Berti Vogts
  • Werner Kaiser
  • Peter Dietrich
  • Ulrik le Fevre
  • Winfried Schäfer
  • Herbert Laumen
  • Horst Köppel

 

Wechsel Wechsel
  • Herbert Wimmer für Werner Kaiser (75.)
Trainer Trainer
  • Hennes Weisweiler  

 

 

Gladbach stürmte gegen den Fluch, noch nie gegen Frankfurt gewonnen zu haben. Nach 20 Minuten war der Bann gebrochen. Gladbach führte 2:0 — und hätte nun nur noch selbst verlieren können. Die Angst kam auch noch einmal. Nach Schämers Glücks-Kraftschuß zum 2:1. Für einige Minuten verlor Gladbach seine Selbstsicherheit, seinen Rhythmus. Aber Frankfurt ließ sich nicht mitreißen durch dieses Tor, es wurde mit hineingezogen in den Strudel, der das Spiel nun fast in Mittelmäßigkeit abgleiten ließ. Netzer blieb auf der Reservebank. (Kicker)

 


 

Eintrachts Kampf mit unzureichenden Mitteln

Vieles war wie gegen Schalke. Die Eintracht sah in der ersten Halbzeit verloren aus. Sie erholte sich und ließ die Muskeln spielen. Wie gegen Schalke schoß Lothar Schämer das erste Gegentor. Aber dabei blieb es. Außerdem hatten die Mönchengladbacher vor der Pause ein Tor mehr vorgelegt als damals Schalke. Schon nach 19 Minuten lagen sie 2:0 in Führung. Daß der Gast später den Faden verlor und daß die Eintracht durchaus die Chance hatte, wenigstens einen Punkt zu behalten, läßt die erste Heimniederlage in der neuen Saison schmerzlich erscheinen, so verdient der Sieg der Gäste auch war. Die Eintracht kämpfte mit ihrem letzten Aufgebot, also zwangsläufig mit unzureichenden Mitteln. In der ersten Hälfte traten die Mängel drastisch zutage, weil für geraume Zeit kein Rezept gegen die Spielkunst der Köppel und Dietrich, gegen die Einbrüche Laumens in eine schwankende Abwehr und auch gegen die weiten Märsche der Ludwig Müller und Vogts gefunden wurde. Wenn Schämer marschierte, rannte Köppel hinterher; wenn aber Vogts stürmte, blieb Grabowski im Hintergrund. Die Abwehr mußte also in der entscheidenden Phase ohne Hilfstruppen auskommen. Später wurde manches besser, aber die Unsicherheiten von Wirth und Schämer stellten bis zum Schlußpfiff Probleme. Die beiden Amateure Trinklein und Hommrich gehörten zum Besten, was die Eintracht zu bieten hatte. Nickel war von Kopf bis Fuß ein Rekonvaleszent, Heese eine Notlösung, ein oft störendes and fast nie ein konstruktives Element in der Elf, die gerade den Konstrukteur so sehr vermissen mußte. Hölzenbein stellte die Signale erst nach seinem obligaten langen Anlauf und der dauerte bis kurz vor der Pause. Auf seinen Schultern ruhte doppelte Last, weil Kalb keine Ergänzung, sondern fast eine Belastung war. Die Kraft, die nach der Pause den großen, vom Publikum stürmisch gefeierten Aufbruch auslöste, reichte nicht bis zum Abpfiff. Die letzten Phasen wurden wieder vom Gast aus Mönchengladbach beherrscht.

Überraschenderweise begann die Eintracht doch mit Bernd Nickel, dem der Arzt noch vor zwei Tagen einen Gipsverband verpassen wollte. Auch Schämer war rechtzeitig wieder fit geworden. Erich Ribbeck, der Frankfurter Trainer, hatte vor dem Spiel gesagt, daß man die Mönchengladbacher angreifen lassen wollte. Die Gladbacher taten Ribbeck den Gefallen. Daß sie ihre Attacken aber gleich so energisch ritten, damit rechnete die Eintracht nicht. Nach 19 Minuten stand es 0:2; das Defensivkonzept war zerbrochen. Frankfurt befand sich auf einer schiefen Ebene, an deren Ende eine harte Niederlage drohte.

Beim 0:1 schlug Köppel, nachdem er Schämer ausgetrickst hatte, die Flanke, die Kaiser einköpfte — von Kalb ungedeckt. Das 0:2 entstand aus einer Einzelleistung von Laumen. Der Gladbacher ließ Hölzenbein 20 Meter vor dem Tor ins Leere laufen und setzte dann einen tollen Schmetterball unter die Latte. Kunter war in beiden Fällen völlig machtlos.

Freilich versuchte ganz Frankfurt nach diesen beiden Kontern, denen durchaus noch ein dritter oder vierter in dieser ersten Halbzeit hätte folgen können, mit Gewalt den Anschluß herzustellen. Doch der Aufwand an Kraft stand in keinem Verhältnis zur Wirkung. Die einzige Hoffnung im Sturm, Jürgen Grabowski, wurde von Berti Vogts so gedeckt, daß zwischen beiden Körpern kaum noch ein Blatt Papier paßte. Wenn Grabowski den Ball in Besitz hatte, blieb Vogts zweiter Sieger, doch der Frankfurter hatte es schwer bei dieser Deckungsarbeit des Nationalverteidigers, sich überhaupt freizustellen. Die einzige große Torchance der schwachen Eintracht fiel Heese zu, als er eine Minute vor der Pause eine Flanke von Hölzenbein scharf aufs Tor köpfte, Vogts jedoch rettete für seinen geschlagenen Torhüter.

Ein Schuß von Hommrich und ein Freistoß von Schämer setzten nennenswerte Gegengewichte, doch die Angriffe der Mönchengladbacher blieben vorerst spritziger, und sie waren auch mit mehr Substanz durchsetzt. Dennoch fiel der Eintracht nach einer von Grabowski kurz getretenen Ecke eine Chance zu, wie sie der Gast nach dem Wechsel bis dahin noch nicht erspielt hatte. Der Ball prallte nach innen, lag herrenlos vor dem Tor, doch ehe ein Frankfurter zugeschlagen hatte, war die Rettungsaktion abgeschlossen.

Mönchengladbachs Elf präsentierte sich weit defensiver, als im ersten Abschnitt. Offenbar hatte Trainer Weisweiler die Parole ausgegeben, Sicherheit in den Vordergrund zu stellen. Vom Schwung der ersten 20 Minuten war jedenfalls nicht mehr allzu viel geblieben. Die optische Überlegenheit der Eintracht wuchs. Nach 59 Minuten war der Anschlußtreffer erreicht, wieder einmal durch Lothar Schämer der mit einem Gewaltschuß aus 22 Meter Entfernung mitten ins Tor traf. Das Stadion war ein Tollhaus. Das Volk das die Mannschaft nach der Pause mit Pfiffen empfangen hatte, stand wieder hinter der Eintracht.

Verbittert rannten die Gastgeber dem Ausgleich nach. Doch die Mönchengladbacher Vorstöße waren intelligenter angelegt und deshalb gefährlicher. Zweimal stand Kaiser frei vor Kunter, zweimal klärte der Torwart. Auf Riederwälder Seite versuchte man durch Hereinnahme von Bellut und Wagner im Sturm mehr Druck zu erzeugen, doch auch die Auswechselspieler brachten nichts mehr auf die Beine. Außer zwei Chancen mittlerer Güte von Nickel erzielte die Eintracht keine Wirkung mehr Die Möchengladbacher waren sogar in der Schlußphase einem 3.1 näher als die Eintracht dem Remis.

Stimmen zum Spiel

Eintracht-Trainer Erich Ribbeck: „Mönchengladbach war überraschend stark, stärker als ich sie gegen Bayern München sah. Die Elf war überlegen im Mittelfeld, weil Kalb gegen Schäfer schlecht aussah. Auch unsere Abwehr, beispielsweise Wirth gegen Le Fevre, hatte Mühe mit der spielerisch stärkeren Borussia. Allein schon beim Auswechseln zeigte sich der Unterschied: Wir mußten einen Halbkranken, nämlich Wagner aufs Spielfeld schicken, die Gladbacher konnten einen gesunden Spieler, nämlich Wimmer, einsetzen."

Borussia-Trainer Helmes Weisweller: „Wir haben sicherlich verdient gewonnen, weil wir cleverer spielten. Natürlich hat meine Mannschaft auch die größere Erfahrung. Es hat mich besonders gefreut, daß es gerade auch ohne Netzer gut geklappt hat. Die Eintracht hat beispielhaft gekämpft, vor allem die jungen Leute. Doch spielerisch waren wir eben besser. Die Grundlage für den Sieg war sicherlich, daß Vogts den Jürgen Grabowski halten konnte. Sicherlich hatte auch er einige Schwierigkeiten mit dem Frankfurter, aber Grabowski ist schließlich ein großartiger Spieler."

 

 

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