1. FC Nürnberg - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 1968/1969 - 27. Spieltag
1:0 (1:0)
Termin: Sa 22.03.1969, 15:30 Uhr
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Ferdinand Biwersi (Bliesransbach)
Tore: 1:0 Karl-Heinz Wirth (1., Eigentor)
1. FC Nürnberg | Eintracht Frankfurt |
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Wirth trifft ins eigene Tor Abstiegsdramatik. Existenzkampf. Dennoch muß man mehr erwarten. Nicht jeder Fehlpaß, jedes mißlungene Zuspiel, die vielen verpaßten Torgelegenheiten dürfen auf das Konto „Nervenbelastung" gebucht werden. Ich bezweifle, ob der amtierende Deutsche Meister in dieser Form das rettende Ufer noch erreichen kann. Nicht allein die Abwehr war brüchig. Im Angriff fehlt der kaltschnäuzige Vollstrecker. Bei diesen Chancen! Respekt vor der Frankfurter Eintracht. Ein unglückliches Eigentor, wie ich es selten sah, warf die Elf nach 60 Sekunden zurück. Weil der Club nun nicht kaltblütig nachsetzte, entwickelte die Eintracht fächerartig ihr Spiel. Jeder versteht mit dem Ball umzugehen. Wenn es dennoch nicht zum verdienten Ausgleich reichte, lag das an der glänzenden Form von Rynio und den nervenschwachen Frankfurter Stürmern. Neben dem unheimlich rackernden Jusufi fehlte die ruhige, ordnende Hand, ein zweiter Huberts. Der frühere Österreicher lenkte mit geradezu beunruhigender Ruhe seine Deckung. Gegen dieses vielbeinige Bollwerk war kein Durchkommen. Sobald Luft geschaffen war, zog sich der Mannschaftskörper elastisch auseinander. Viel Talent steckt in dem unermüdlich ankurbelnden Kalb und dem unberechenbaren Nickel. Sollte die Eintracht Glück und Nervenkraft besitzen, um die Abstiegshürde zu nehmen, so kann Trainer Ribbeck systematisch für die nächste Spielzeit aufbauen. Talente sind vorhanden. Wer kann den „Club" retten? Ob sich die oft kopflos umherirrenden Spieler das selbst noch zutrauen? Ein Glück, daß Rynio in Prachtform hielt und sich der drahtige Ludwig Müller enorm steigerte. Die Übersicht des letzten Jahres ist von Wenauer gewichen. Er kann nicht mehr dirigieren, nicht mehr bestimmen. Hier muß sich Trainer Merkel etwas einfallen lassen. Etwa doch mit Leupold als Libero? Der nach vielen Wochen zurückkehrende Heinz Strehl brachte zwar etwas Ordnung, aber keinen Schwung, keine Linie in das zähflüssige Angriffsspiel. Heinz Müller arbeitet sich im Mittelfeld auf. Volkert kann selbst mit den einfachsten Bällen nichts mehr anfangen. Küppers hatte glänzende Szenen, aber kein Glück. In dem oft spritzig davonziehenden Beer steckt Talent. Aber er muß geführt werden. Huberts mit dem Köpfchen Eintracht Frankfurts Libero Willi Huberts gilt als geistig beweglicher Spieler, einer, der mit Köpfchen spielt. Willi Huberts spielt aber auch mit dem Kopf. Hennes Küppers mußte es erfahren. Der Nürnberger Stürmer riß zweimal schon die Arme zum Zeichen seines Tores hoch, doch jedesmal verwehrte Huberts mit Kopf dem Ball den Weg ins Tor. In der ersten Halbzeit nahm Küppers einen Eckball direkt aus der Luft, doch Huberts stand in der richtigen Ecke. Was Huberts in der zweiten Halbzeit glückte, war ein Kabinettstück. Der Schreiber dieser Zeilen stand sechs Meter hinter dem Tor und sah es deshalb besonders gut. Küppers stürmte in Linksaußenposition dem Tor zu. Kunter mußte raus. Elegant schnitt Küppers im vollen Lauf mit dem linken Fuß den Ball an, schoß ihn um Kunter herum, hoch in die kurze Ecke. Willi Huberts raste dem eigenen Tor zu. Genau einen Meter vor dem Tor erwischte er den Ball, drehte den Kopf zur Seite und nahm den Ball halb mit dem Hinterkopf an, die einzige Möglichkeit, im Lauf den Ball über das eigene Tor zu lenken. Hätte Huberts normal geköpft, nämlich mit der Stirn, wäre er ins Netz gegangen. Stimmen zum Spiel Die Präsidenten der beiden Vereine, die sich noch nie in einem Abstiegsduell gegenüberstanden, trafen sich vor der Eintracht-Kabine. Gramlich zu Luther: „Ich freue mich für dich, Walter." Die ehrliche Entgegnung: „Es tut mir leid um dich, Rudi." Die Trainer sprachen beide von einem hektischen, übernervösen Spiel. Ribbeck: „Ich habe in der letzten Zeit keine so schlechten Leistungen gesehen. Wirth hat durch sein Eigentor die Linie verloren. Wenn wir uns nicht steigern, kommen wir gegen Offenbach in große Verlegenheit." Merkel: „Chancen zu einem 4:0 waren da. Am Ende mußten wir um das 1:0 froh sein. Die Nervenbelastung ist einfach zu groß. Küppers und Zaczyk spielten stark. Strehl war nach seiner langen Pause ein Gewinn." Küppers: „Da köpft doch dieser Huberts meinen Ball noch aus dem Tor! Bei mir lief es fast so gut wie gegen 1860; nur zwei Treffer fehlten." Eintracht-Hüter Kunter: „Was nützt es, daß man mir eine gute Leistung bescheinigt. An dem dummen Eigentor war ich ja auch beteiligt..."
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