Bayern München - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1968/1969 - 23. Spieltag

2:0 (2:0)

Termin: Sa 22.02.1969, 15:30 Uhr
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Jan Redelfs (Hannover)
Tore: 1:0 Dieter Brenninger (31.), 2:0 Franz Roth (43.)

 

>> Spielbericht <<

Bayern München Eintracht Frankfurt

  • Sepp Maier
  • Werner Olk
  • Franz Beckenbauer
  • Peter Pumm
  • Georg Schwarzenbeck
  • Gerd Müller
  • Helmut Schmidt
  • Dieter Brenninger
  • August Starek
  • Franz Roth
  • Rainer Ohlhauser

 


 

Wechsel
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Trainer Trainer



Tilkowski verhindert Schlimmeres

Seit 12. November vorigen Jahres wieder der erste Bundesliga-Heimsieg der Bayern, seit 12. November auch wieder die ersten Tore im heimischen Stadion. Aber Gerhard Müller ging gegen die Eintracht leer aus! Das ist aber nicht das einzig Bemerkenswerte, wiewohl der Schützenkönig in der letzten Minute eine tausendprozentige Chance verschenkte, über die man noch auf dem Heimweg sprach. Aber 45 Minuten genügten den Bayern, die nach anfänglichem Respekt vor den Frankfurtern energisch das Kommando übernahmen.

Tiefer Boden war für sie kein Hindernis, den Ball laufen zu lassen. Je mehr sich wieder die Spielfelder normalisieren, desto wirkungsvoller wird wieder das Spiel der Bayern. Die Eintracht bekam es zu spüren. Die Entscheidung bis zur Pause hätte weit klarer ausfallen können.

Der es den Bayern verwehrte, war ein Hans Tilkowski wie in seinen besten Zeiten. Mit verblüffender Reaktion parierte er Schüsse von Ohlhauser, Starek und Roth, der sich diesmal besonders „geladen" zeigte. Das Pech von Tilkowski waren allein zwei, wie Trainer Ribbeck sagte, komische Tore. Man kann sie auch unglücklich nennen. Daß es in Frankfurt einen Meinungskrieg gibt, wegen der Frage, ob Tilkowski oder Kunter, ist nach dem Eindruck von München unvorstellbar. Die Vorzüge der Bayern gegenüber der Eintracht: rationelleres Spiel mit dem Ball, läuferische Überlegenheit, die mancher Eintracht-Spieler durch unbeholfene Tacklings wettzumachen versuchte. Huberts hielt als Libero in einigen Szenen einen Vergleich mit Beckenbauer stand, doch im Grunde herrscht hierin noch ein Klassenunterschied. Denn Huberts löste sich zu selten aus der Abwehrkette, er bediente sich auch nicht, wie der Franz, weiter Vorlagen.

Bei den Bayern jedoch rissen die Routiniers die Youngsters (Schwarzenbeck, Schmidt) mit, während bei der Eintracht die erfahrenen Leute (Lutz, Schämer) den Jungtalenten nicht allzu viel mit auf den Weg geben konnten. So blieb Hölzenbein neben Tilkowski der einzige herausragende Mann der Frankfurter. Die Aufgabe des ersteren war es, Gerd Müller zu beschatten, und dies erledigte Hölzenbein mit der Gewissenhaftigkeit eines Bankbeamten.

Dem rein optischen Eindruck dieses Spiels nach zu schließen, wird Eintracht Frankfurts Lage noch prekär, wenn sich die Elf nicht von ihrer Umständlichkeit im Mittelfeld abwendet und zum Erfolgsstil findet. Daß man einen Jusufi auf Eis legt, ist nicht recht verständlich. Vom Spitzenreiter FC Bayern wäre abschließend zu sagen: Er ist wieder im Kommen.

Tore

1:0 Brenninger (31.), Pumms Schuß verfehlt das Ziel, doch Brenninger streckt in halbrechter Position den Kopf und lenkt den Ball in die kurze Ecke; 2:0 Roth (43.) nach einem Gewaltschuß, wobei Huberts den Ball unglücklich abfälscht.

Stimmen

Tilkowski ist ein aufmerksamer Leser. Leicht gekränkt, vernahm er in einer Vorbetrachtung, der reaktionsschnellere Kunter sei ihm, dem langsamer Gewordenen, in der Bundesliga-Vorrunde vorgezogen worden und seine Rückkehr ins Tor sei recht unmotiviert. „Reaktionsschneller als heute konnte dieser Tilkowski doch in seinen besten Tagen nicht gewesen sein", rehabilitierte ihn Bayern Trainer Branko Zebec, und fügte hinzu: „Sonst hätten wir heute drei bis vier Tore mehr erzielt." Und weiter: „Auf solch schmierigem Boden. Bin sehr zufrieden. Nach 20 Minuten bestimmten wir Tempo und Spiel. Huberts' Ruhe hat mir imponiert."

Weniger zufrieden war Trainer Ribbeck: „Huberts hätte mit Kopfball statt mißglücktem Abschlag das zweite Tor verhindern können. Bei den Bayern spürt man, daß sie in beinahe unveränderter Besetzung fast alle Spiele bestritten. Wir bräuchten einen echten Torschützen wie den Müller Gerd, gegen den Hölzenbein allerdings seine Aufgabe konsequent erfüllte. Beide Tore gegen uns fielen auf komische Art. Aber der Sieg der Münchner war hochverdient."

Hans Tilkowski: „Uns fehlt der Mut zum Risiko! Es dauert alles zu lange; das Spiel ohne Ball, das Zurückkommen der Stürmer, der überraschende Vorstoß der Abwehrspieler, wie bei den Bayern es Pumm, Olk, Beckenbauer und Starek, Brenninger vormachten, fehlt."

Zwei, die einst sowohl für die Bayern als auch für die Eintracht spielten, urteilen: Erich („Witsche") Hahn: „Mein Gott, die Eintracht! Die spielen ja wie Amateure!" Wiggerl Landerer, der die Frankfurter beim Einlaufen am Schutzgitter begrüßt und 2:2 getippt hatte: „Auweh!".

 

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