1. FC Köln - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1968/1969 - 9. Spieltag

2:1 (1:0)

Termin: Sa 05.10.1968, 15:30 Uhr
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Dietrich Basedow (Hamburg)
Tore: 1:0 Carl-Heinz Rühl (5.), 2:0 Heinz Hornig (52.), 2:1 Wilhelm Huberts (88.)

 

 

>> Spielbericht <<

1. FC Köln Eintracht Frankfurt

  • Paul Heyeres
  • Karl-Heinz Thielen
  • Wolfgang Weber
  • Matthias Hemmersbach
  • Fritz Pott
  • Heinz Hornig
  • Heinz Simmet
  • Carl-Heinz Rühl
  • Wolfgang Overath
  • Heinz Flohe
  • Werner Biskup

 


 

Wechsel
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Trainer
  • Hans Merkle
Trainer



Schmeichelhafte Niederlage

Der Eintracht schmeichelt dieses 1:2. Auch Trainer Ribbeck ließ sich von der Optik einer anscheinend nur hauchdünnen Niederlage nicht täuschen. Dieser Eintracht vom Müngersdorfer Stadion fehlte vieles. Erich Ribbeck sagte es ganz deutlich: „Keiner schickte einen steilen Paß, aber niemand bot sich auch an". Das war der Eintracht größtes Manko, doch beileibe nicht das letzte. Am Riederwald gäbe es sicherlich Sonderprämien für einen Schützen. Schüsse kamen in Köln nur aus der zweiten und dritten Reihe. Ernsthaft waren insgesamt drei Versuche von Schämer und Bellut, aussichtslos dagegen einige unkonzentrierte Ansätze von Kalb. Ansonsten herrschte absolute Windstille im Kölner Strafraum. Daß zu vorgerückter Stunde noch ein Huberts-Freistoß ins Netz flog, machte dem Eintracht-Angriff fast zu viel Ehre.

Die tragische Rolle dieser Vorstellung spielte wieder einmal Jusufi in seltener Vollendung. Heldenhaft beim Zweikampf, unübertrefflich im Einsatz und dynamisch bei seinen Sturmläufen, so erlebte Köln den Jugoslawen im Glorienschein. Doch höchster Ruhm und tiefste Erniedrigung lagen bei Jusufi ganz, dicht beieinander. Als die beiden Tore fielen, stand der Jugoslawe als Statist weit ab von seiner tragenden Rolle. Trainer Ribbeck hatte die besten Vorsätze. Er wollte Jusufi durch eine Spezialaufgabe an Kölns Sturmtank Rühl fesseln. Doch schon nach fünf Minuten war dieses Rezept revisionsbedürftig.

Jusufi hatte Rühl unterschätzt, ihn für Sekunden nicht kontrolliert, und aus 16 Metern schlug es ein. Fortan begann die alte Leier. Als Außenverteidiger wurde der glänzend austrainierte Jusufi mutigster Mann mit allergrößtem Radius — doch Gegenspieler Hornig erfreute sich seiner gelegentlichen Freiheiten und markierte folgerichtig das 2:0. Bedauerlich für den Jugoslawen, daß gerade diese beiden Fälle zählten, denn es gab noch viele andere. Und für die war er nicht verantwortlich! Doch seine Nebenleute hatten mehr Glück. Bei ihren Patzern machte ein anderer alles wieder gut. Dieser Schutzengel hieß Peter Kunter.

Unzählige Male stand er Aug In Aug mit Bomber Kühl. Es waren absolute Höhepunkte, diese knisternden Duelle der beiden Matadoren. Daß sie im prasselnden Beifall der Menge endeten, bewertete Kunters Taten sehr deutlich, denn Rühls Schüsse waren nicht von Pappe, Auch an Bellut hatte Erich Ribbeck viele Freude. Zwar konnte er einen Overath nicht zur Bedeutungslosigkeit verurteilen, aber übermütig, wurde der Nationalspieler nie.

Bellut blieb über die gesamte Distanz ein respektabler Kontrahent für den erfolggewohnten Overath. Dagegen kamen die alten Kämpen Lindner und Schämer im Kölner Wirbel oft aus dem Gleichschritt und mußten auf die Künste Kunters bauen. Wirths Rolle an der Seite von Rühl war undankbar und versprach ohnehin wenig Ruhm. Daß der bullige Wirth nie verzagte, sich immer neu aufbaute, verdient löbliche Anerkennung.

Ganz eigen ging es in den Bereichen der Techniker Huberts und Kalb zu; Dort waren die Kölner mit Biskup und Simmet aufmarschiert. Mag der Schönheitspreis auch an die Frankfurter gegangen sein, der Erfolg sprach klar für die Kölner. Welch herrliche 40-Meter-Pässe segelten zuweilen aus diesen Regionen auf die Flanken der Rheinländer. Huberts und Kalb aber blieben unbeeindruckt bei ihrem breitwandigen Scheiberlspiel. Für den routinierten Österreicher bestimmt kein Gütezeichen, für den jungen Amateur jedoch absolut keine Abwertung. Kalb wird bestimmt noch viel lernen, Talent ist in überreichem Maße vorhanden. Talent auch bei Jürgen Grabowski. Ihm hätte der Durchbruch bei Pott gelingen müssen. Lange suchte Kölns bulliger Verteidiger Boden unter den Füßen, so hilflos war er den Tricks des leichtfüßigen Grabowski ausgesetzt. Nur viele Fouls retteten Pott über seine ersten schweren Minuten. Doch Grabowski faßte sich kein Herz, blieb zaghaft, wo er hätte alles gewinnen können. Und als Pott dann gleichwertig wurde, ja mit seinen einfachen Mitteln sogar Oberwasser bekam, war für die Eintracht jedes Licht erloschen.

An ihrem linken Flügel keimte nicht die leiseste Hoffnung. Dort begegneten sich Kölns stärkster und der Eintracht schwächster Mann. Im Kampf Thielen gegen Racky hatte der Kölner ein Dauerabonnement auf den Sieg. Als Racky unmittelbar nach dem 0:2 von dem ungleichen Gefecht erlöst wurde, verschlechterte sich Thielen zwar um keinen Deut, doch gelangen dem eintretenden Hölzenbein wenigstens einige Scheinerfolge. Vergeblich mühte sich meist auch Nickel in der Mitte gegen den zähen Hemmersbach. Erst ganz am Ende zeigte auch Hemmersbach Wirkung, nachdem er den Frankfurter weit über eine Stunde fest im Griff hatte. Immerhin beeindruckte Nickels gute Kondition, denn seine starken Szenen lagen ausnahmslos am Ende dieser Partie.

Gegen eine Mannschaft mit Stürmern vom Format eines Rühl, eines Overath und eines Hornig mußte die Eintracht einfach auf der Strecke bleiben. Nichts Gleichwertiges konnten sie entgegensetzen. Die schnelle Führung der Kölner schloß jeden Überraschungseffekt aus. Den Riederwäldern blieb nur noch die Möglichkeit eines guten Abgangs. Vom Ergebnis her mag dies der Eintracht gelungen sein, doch Ihre Figur in diesen 90 Minuten war nicht immer überzeugend. Leicht hätte den Frankfurtern Ärgeres widerfahren können.

 

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