FC Gottmadingen - Eintracht
Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1968/1969
1:6 (0:2)
Termin: 10.08.1968
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Schmoock (Konstanz)
Tore: 0:1 Bernd Hölzenbein (6.), 0:2 Oskar Lotz (35.), 0:3 Helmut Kraus (57.), 1:3 Burbach (59.), 1:4 Bernd Hölzenbein (63.), 1:5 Ernst Abbé (74.), 1:6 Bernd Hölzenbein (79.)
FC Gottmadingen | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
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Gottmadingen - Eintracht 1:6 (0:2) Tiefhängende schwarze Wolken, schummriges Zwielicht und heftige Regenschauer konnten der Festtagsstimmung, in der sich der Amateur-Ligist Gottmadingen samt Anhängerschaft befand, kaum etwas anhaben; denn das, was der Bundesligist auf dem schmucken Platz in unmittelbarer Nähe der Schweizer Grenze an Fußballkost darbot, begeisterte selbst die vom Regen durchnäßten Zuschauer. Zum Gelingen dieser Partie trug freilich auch die gastgebende Mannschaft bei, die sich keineswegs ständig an der Nase herumführen ließ. In realistischer Einschätzung der Kräfteverhältnisse suchte und fand sie ihre Chancen in blitzschnellen und steil angelegten Gegenstößen. Wie erfolgreich die Gottmadinger hierbei von Zeit zu Zeit waren, bekam vor allem Hans Tilkowski zu fühlen. Kaum daß er sich unter den Schirm eines Zuschauers geflüchtet hatte, zwangen ihn gewaltige Fernschüsse zwischen die Pfosten zurück. Trainer Ribbeck, der kurz vor dem Spiel zu einen Fernseh-Interview nach Wiesbaden gehastet war, hinterließ eine Aufstellung, die — abgesehen vom Fehlen des leicht verletzten Grabowski und vom neu formierten Mittelfeld-Tandem Huberts/Kalb — die Gala-Besetzung der letzten Spiele darstellte. Interessant war es zu beobachten, wie der Grazer seinen neuen Kompagnon immer wieder in Szene setzte und wie er ihn behutsam auf kommende Aufgaben vorbereitete. Schlecht machten die beiden ihre Sache nicht. Energie-Großhändler Jusufi war als offensiver Verteidiger wieder im gewohnten Element. In vorderster Reihe wirbelten die Youngsters Racky, Nickel und Hölzenbein die gegnerische Abwehr gehörig durcheinander. Einem herrlichen Doppelpaß, von Nickel und Hölzenbein kreiert, entsprang der Führungstreffer. Danach jedoch vergab Teufelskerl Sauter im Tor der Gottmadinger den schußfreudigen Eintrachtlern das Konzept. Selbst schwerste Kaliber prallten an dem Flugkünstler ab. Erst ein Ausrutscher auf dem seifigen Rasen versetzte Lotz viel später in die Lage, seelenruhig die Führung auszubauen. Mit Genugtuung vermerkte die Eintracht-Prominenz mit Präsident Gramlich, Jürgen Gerhard und Udo Klug, daß die Akteure mit unvermindertem Elan und geschliffenen Kombinationen den Gegnern Mühe machten. Nach der Pause holte die auf fünf Positionen veränderten Riederwälder die Ernte ein. Kraus als Mittelfeldspieler forcierte das Tempo aufs neue. Aus einer geglückten Blitzkombination zwischen ihm und Kalb resultierte Treffer Nr. 3. Friedel Lutz, der sich einen Spaß daraus machte, den schnellsten Gottmadinger trotz Vorsprungs bei Ausreißversuchen immer noch rechtzeitig einzufangen, fabrizierte einen indirekten Freistoß, der den Platzherren den verdienten Gegentreffer brachte. Die restliche Spielzeit stand im Zeichen eines jungen Mannes, der sein Licht auf dem immer düsterer werdenden Spielfeld besonders hell aufleuchten ließ. Wie Hölzenbein auf Rechtsaußen nun zweimal hintereinander von der Mittellinie aus zu unwiderstehlichen Alleingängen startete, dabei gut und gern ein halbes Dutzend Gegner ausschaltete und als Krönung Kernschüsse aus vollem Lauf abzog, war imponierend. Auch Abbe, der ein Comeback versuchte, bewies seinen Torinstinkt. Die ihm eigene Tugend, den Kopf im entscheidenden Moment am Ball zu haben, pflegte er erfolgreich. Was sonst noch auffiel, war ein Keifler, dem es in den hintersten Regionen nicht so recht behagte und den es ständig nach vorne trieb, und ein Schämer, der mit seinen Schüssen an diesem Tag kein Glück hatte. Als die Adler-Träger pitschnaß den Platz verließen, hatten sie den rauschenden Beifall redlich verdient. ('Frankfurter Rundschau' vom 12.08.1968)
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