Union Böckingen - Eintracht
Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1968/1969
1:3 (0:0)
Termin: 28.07.1968
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Ahlbeck (Stuttgart)
Tore:1:0 Rack (53.), 1:1 Bernd Hölzenbein (55.), 1:2 Oskar Lotz (67.), 1:3 Fahrudin Jusufi (76., Elfmeter)
Union Böckingen | Eintracht Frankfurt |
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Fahrudin Jusufi als Verbinder Union Böckingen - Eintracht Frankfurt 1:3 (0:0) • Harter Widerstand Die Böckinger Blasmusik erfreute mit den „Alten Kameraden"; die Bier- und Limonadenverkäufer bejubelten das beste Geschäft des Jahres, und der Mann am Bratwurststand brach unter dem ungeheuren Appetit seiner Landsleute fast zusammen. Die Vorstellung der Eintracht tat der Volksfeststimmung in der ersten Halbzeit keinen Abbruch, denn über weite Strecken stieg sie in die Niederungen der Amateure herab und ließ das Publikum über das 0:0 zur Pause in großen Jubel ausbrechen. Der Star dieser ersten Halbzeit war der junge Torhüter Krummein im verwitterten Pullover. Es kam schon einiges auf ihn zu, was durchaus dem in der Bundesliga gebräuchlichen Kaliber entsprach. Aber der fixe Junge hatte auch Glück und sammelte nach jedem Glanzstück frischen Mut. So stach er selbst einen Tilkowski vor der Pause aus, freilich nur deshalb, weil der Mann im Tor der Eintracht, von einer heiklen Situation in der zweiten Minute abgesehen, kaum etwas zu tun hatte. Später kam es für genau 100 Sekunden noch dicker, denn der blonde kompakte Rack schoß nach 53 Minuten gar das Führungstor — und was für eines! Allerdings stand nun eine andere Eintracht auf dem Feld, mit Kunter im Tor, mit den Jüngsten im Stürm und als überraschende Variante mit Jusufi in der Verbindung. Bis alles recht klappte, war auch die erste Viertelstunde der zweiten Halbzeit verstrichen und allmählich wuchs die Unlust des Volkes wegen allzu deutlich offerierter Zurückhaltung. Die Kommandos von der Trainerbank mit Aufforderung „Endlich über die Flügel!" zu spielen, löste dann den Effekt aus, daß die neuen Außenstürmer Racky und Lotz die Unordnung im übervölkerten Vorraum des Tores nur weiter verstärkten. Sie hatten nicht gut genug zugehört. Denn das Warten auf den Abbau der Kräfte bei der tüchtigen Union dauerte lange. Erst nach 63 Minuten fand Lotz genug Platz zum Führungstor, nachdem ihm Jusufi die Wege geebnet hatte. Den Ausgleich hatte vorher Hölzenbein nach einer von Lotz getretenen Ecke herausgespielt, indem er den Ball aus der Luft nahm und ihn hoch ins Tor schaufelte. Der Handelfmeter, den Jusufi raffiniert ins Netz zauberte, war ein neuer Beweis für die veränderten Verhältnisse, denn vorher wäre der starke Entenmann mit einer so gefahrlos scheinenden Situation anders fertig geworden, als mit seiner Reaktion, die wachsende Konfusion erkennen ließ. Erst zu dieser Zeit spielte die Eintracht standesgemäß und erst im letzten Teil der Jubiläumsveranstaltung verbreitete sie den Glanz, auf den die Böckinger vorher vergebens gewartet hatten. Allerdings herrschte nach einem Lotz-Lattenschuß und einem anschließenden Aufsetzer von Jusufi noch einmal helle Aufregung bei den Böckingern. Die Böckinger bejubelten ihren zweiten Gegentreffer. Nachdem Rack den Ball maßgerecht und mit Wucht ins Tor geschossen hatte. Aber die Freudensprünge waren unberechtigt, denn Rack schoß bei einem indirekten Freistoß direkt. Weil in die Phase des Jubels auch der Schlußpfiff fiel, war halb Bökkingen hinterher der Meinung, nur 2:3 verloren zu haben. Jusufi und Hölzenbein reparierten den Eindruck einer stark uninteressierten Eintracht am meisten, und weil sich beide der Mittel bedienten, die der Union am fremdesten schienen, war die Wirkung ihrer Soloveranstaltung nicht nur beim Publikum so stark, daß in den lang anhaltenden Nachspielgesprächen fast gar nichts mehr zu hören war, von den vielen Einwänden, die während des Spiels geäußert wurden. Zu den neuen Erfahrungen gehört nun auch das wissen, daß Jusufi auch als Verbinder nicht nur eine Attraktion für Fans sein kann, sondern ein neuer Schwerpunkt der neuen Eintracht, aber auch anhaltende Unsicherheit in puncto Keifler, der nach 36 Minuten nur wegen einer Verletzung vom Platz gehen mußte, doch auch aus anderen Gründen wahrscheinlich ausgetauscht worden wäre, weil er seine Aufgaben mit gar zu bescheidenen Mitteln zu lösen versuchte. Ganz anders Lutz, viel solider auch Lindner. Aber auch Nickel und Racky hielten nicht ganz das, was die Vorschau in der „Heilbronner Stimme" ihren Lesern versprochen hatte, während Bellut rundherum überraschte, ob er nun verteidigte oder ob er beflissen und besonnen die Bälle unter seine Leute brachte. ('Frankfurter Rundschau' vom 29.07.1968)
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