Schwaben Augsburg - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1968/1969

1:5 (1:1)

Termin: 27.07.1968 (Flutlichtspiel)
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Reil (Weiden)
Tore: 1:0 Kunstmann (32.), 1:1 Lothar Schämer (36.), 1:2 Bernd Hölzenbein (73.), 1:3 Jürgen Grabowski (85.), 1:4 Jürgen Grabowski (87.), 1:5 Oskar Lotz (89.)

 

 

>> Spielbericht <<

Schwaben Augsburg Eintracht Frankfurt

  • Mögele
  • Schumann
  • Sterzik
  • Sohnle
  • Schmid
  • Schwab
  • Kunstmann
  • Haseneder
  • Winterhalter
  • Lechner
  • Böhni

 


 

Wechsel
Eingewechselt
Trainer
  • Werner Roth
Trainer

 

 

Schlußviertelstunde zerfetzte starke Schwaben

Eintracht kam nach langem Anlauf gut in Fahrt • Glänzende Sperrkette Lutz-Lindner
Abbe wieder verletzt • Schwaben Augsburg—Eintracht Frankfurt 1:5 (1:1)

Die Augsburger Nacht ging im richtigen Augenblick zu Ende. Wäre sie fünf Minuten kürzer gewesen, dann hätte der Sieg der Eintracht unverdient verkrampft ausgesehen; denn fünf Minuten vor Schluß stand es erst 2:1. Wäre die Vorstellung um ein paar Minuten oder gar um eine Viertelstunde über die normale Distanz hinausgegangen, dann hätte den Männern im schmucken nagelneuen violetten Schwaben-Dreß ein Untergang ohnegleichen gedroht. Sie waren beim Abpfiff am Ende aller Kräfte. Tilkowski durfte sich endlich ein halbes Stündchen lang von den Anstrengungen der ersten Halbzeit erholen; Jusufi war nur noch Stürmer, und Ribbeck hatte nichts dagegen einzuwenden. Im anderen Eck des Augsburger Strafraums nahm Schämer ein ums andere Mal Maß zu seinen Kernschüssen. Friedel Lutz hätte um ein Haar ein Tor geschossen. Das quirlte und polterte und dröhnte, und der arme Mögele im Augsburger Tor kam eine ganze Weile lang aus dem Schimpfen nicht mehr heraus.

Schließlich machte es Mögele wie seine Kollegen die sich vorher schon ergeben hatten. Nur hier und dort war der Geist noch willig, aber das Fleisch längst zu schwach, um die Sturzflut aufzuhalten. Selbst Schwaben-Trainer Roth resignierte. Er brachte freilich Humor genug auf, um sarkastisch festzustellen, daß seine Elf genug Kondition habe, um mindestens eine Stunde lang in der Bundesliga mitzuhalten. „Aber dann wird's haarig", sagte er und lächelte verkrampft.

Der Weg zum klaren Triumph verlief wie so oft, wenn die Davids gegen die Goliaths anrennen: die Eintracht wurde in einer mühseligen ersten Halbzeit vom Augsburger David durchgeschüttelt nach Strich und Faden. Ihr Sturm war noch nichts wert. Huberts mußte sich zwangsläufig in der Nähe der Schwerpunkte aufhalten und die lagen tief in der Frankfurter Hälfte. Die Ausreißversuche von Oskar Lotz auf der Innenbahn und von Racky ganz links erreichten weniger Effekt als die blitzgescheiten Winkelzüge des Gegners, der voller Freude konstatierte, daß Haseneder als Verbinder und Kunstmann als Rechtsaußen prächtig miteinander zurechtkamen.

Tilkowski in alter Meisterschaft

Das Schwärmen für die Eintracht war um diese Zeit ausschließlich ein Schwärmen für Hans Tilkowski. „Der ist mir dreimal lieber als der Maier Sepp", sagte zur Halbzeit ein Augsburger Journalist, und auch später hatte er nichts zu korrigieren. Die Beifallssalven um den Torwart verloren sich erst, nachdem die erste Stunde verstrichen war; denn nun lief das Spiel fast nur noch nach drüben, wohin ganz zufällig das Flutlicht um eine Spur heller leuchtete.

Zweiter stabiler Halt nach Tilkowski war die Innensperre Lutz—Lindner. Der Kapitän war, wie gehabt, der letzte Mann, Lutz der Sachbearbeiter für Winterhalter, und beide, Lindner und Lutz, beherrschten ihren Sektor mit trockener, leidenschaftsloser Souveränität. Was den Trainer Ribbeck aber zum Lob bewegte, war die Sicherheit mit der Jeder Wechsel zwischen den beiden großartig vonstatten ging, nämlich die Uebernahme der dem Kollegen gestellten Aufgabe sobald der in einem anderen Bereich beschäftigt und momentan unabkömmlich war. So zerrieb sich Winterhalter zwischen den beiden Blöcken, und schließlich mied er die Nähe der beiden.

Die Sturmspitze der Schwaben war abgebrochen, die erste Voraussetzung für den Wandel nach der Pause damit geschaffen.

Lechner in Keiflers Obhut

Die Zähigkeit, mit der Keifler als Lechner-Satellit seine Kreise zog, nahm dem einstigen Eintracht-Mann die Laune und trug genau so wesentlich zur Bändigung der Schwaben bei. Freilich blieb Keiflers Wirkung auf diesen Bereich beschränkt. Sobald er versuchte, das Spiel auch noch zu steuern oder sich gar als Spitze einzuschalten, ging es schief. So weit war er noch nicht. Aber als Mann für die Beschattung besonders unangenehmer Gegenspieler wird er kaum zu übertreffen sein.

Der Sturm erblühte erst, nachdem in der Pause unvermeidliche Konsequenzen gezogen worden waren. Racky blieb draußen. Für ihn kam Abbe, der vier Minuten lang mitspielen durfte und nach einem derben Foul vom Platz getragen werden mußte. Nun kam Hölzenbein und endlich hatte Willy Huberts sein Pendant. Die Lastenverteilung nahm den Schwaben die Chance, mit der Konzentration auf einen Mann die Angriffswirkung erheblich zu beeinträchtigen.

Beim schönsten Tor des Tages, dem 2:1, stand Hölzenbein allerdings weit vorn. Am rechten Flügel führte Jusufi den Ball. Hölzenbein signalisierte seinen Standort, und wie mit dem Zirkel errechnet, traf der Ball ein. Schämers Treffer zum 1:1, ein mächtiger Schuß aus einer Position zwischen halblinks und linksaußen, war allerdings kaum weniger sehenswert, genau wie die übrigen Schämer-Stürme nach vorn. Auch die Grabowski-Tore gehörten zu den Prunk-Exemplaren. Grabowskis Aufschwung kam spät, dann aber besonders herzhaft. ('Frankfurter Rundschau' vom 29.07.1968)

 

 

>> Spieldaten <<



© text, artwork & code by fg