Eintracht Frankfurt - 1. FC Köln

DFB-Pokal 1967/1968 - Achtelfinale, Wiederholungsspiel

0:1 (0:0)

Termin: 19.03.1968
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Edgar Deuschel (Ludwigshafen)
Tore: 0:1 Jürgen Jendrossek (86.)

 


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Eintracht Frankfurt 1. FC Köln

 


  • Milutin Soskic
  • Fritz Pott
  • Anton Regh
  • Matthias Hemmersbach
  • Wolfgang Weber
  • Karl-Heinz Thielen
  • Carl-Heinz Rühl
  • Heinz Simmet
  • Jürgen Jendrossek
  • Wolfgang Overath
  • Hennes Löhr

 

Wechsel
Wechsel

Trainer Trainer
  • Willi Multhaup

 

 

Sturmlauf ins Pokalaus

Dienstagabend, 20:00 Uhr. Rund 25.000 Zuschauer fiebern im flutlichterhellten Frankfurter Waldstadion der Entscheidung entgegen, wer als Gegner der Braunschweiger Eintracht am 11. April zum Viertelfinale des DFB-Pokals in die Stadt Heinrichs des Löwen reist.

Leichter Favorit im nach dem 1:1 in Köln notwendig gewordenem Wiederholungsspiel ist die Frankfurter Eintracht, die nicht nur vom Heimvorteil profitieren will, sondern sich dem Gegner auch in weiten Teilen der ersten Begegnung überlegen zeigte. Für die Domstädter wiederum spricht vor allem die Erfahrung des eingesetzten Personals - mit Soskic, Weber, Pott, Löhr, Overath und Thielen stehen immerhin sechs ehemalige oder aktuelle Nationalspieler in der Startelf für Frankfurt.


('Frankfurter Rundschau' vom 20.03.1968)

Die Abteilung Attacke der Eintracht steht ganz im Zeichen der Nachwuchsförderung. Oskar Lotz mit seinen 28 Jahren nimmt sich im Vergleich zu dem 20-jährigen Walter Bechtold, der rechtzeitig vor dem Spiel wieder fit geworden ist, dem gerade 19 Jahre alt gewordenen Bernd Nickel und dem 21-jährigen Heiko Racky fast wie ein Fußballopa aus. Mit Bernd Hölzenbein (22), der aus dem Spiel gegen Dortmund eine Platzwunde über dem Auge davongetragen hat, und Siegfried Bronnert (23) weisen auch die Alternativen für den Sturm keine allzu große Erfahrung im Profifußball auf. Die Frage wird sein, wie diese junge Truppe mit den kantigen Granitblöcken in der Kölner Abwehr namens Weber, Pott, Hemmersbach und Regh zurechtkommen wird.

Schlechte Nachrichten gibt es zu einer weiteren Nachwuchshoffnung der Eintracht: Amateurnationalspieler Günter Keifler. Der 19-Jährige, der sich im November letzten Jahres im Bundesligaspiel gegen Eintracht Braunschweig am linken Knie verletzt hatte, muss am Meniskus operiert werden. Die Operation soll noch in dieser Woche erfolgen. Torwart Peter Kunter wurde wegen seines Examens für zwei Monate beurlaubt, kommt aber wöchentlich zweimal zum Training an den Riederwald. Ansonsten schwitzt der angehende Doktor der Zahnmedizin über seiner Dissertation: "Studie zum Modell-Einstückguß an Hand röntgendefektographischer Untersuchungen auf Lunkerfreiheit".

Die Stimmung im Frankfurter Stadion ist nervös. So wird der Kölner Overath schon bei der Bekanntgabe der Mannschaftsaufstellungen mit Pfiffen bedacht, die dann auch während des Spiels bei jedem Ballkontakt des Nationalspielers zu hören sind. Und das Engagement des Publikums wird weiter angeheizt, als die Eintracht ähnlich wie gegen Dortmund einen furiosen Start hinlegt. Bereits nach vier Minuten stellt Huberts den Kölner Keeper Soskic auf die Probe, der den Schuss des Österreichers abwehren kann. Danach wird die erste Eintrachtecke eine sichere Beute des Kölner Torwarts, der allerdings anschließend gegen Racky mit hochgezogenen Knien einsteigt.

Auch im weiteren Verlauf steht Soskic im Mittelpunkt - und der Kölner Keeper macht seine Sache gut. Bei einem mächtigen Schuss von Lotz ans Außennetz braucht er zwar nicht einzugreifen, dafür ist er bei einem Flachschuss von Bechtold zur Stelle und verhindert die Führung der Gastgeber.

Immer wieder kommen hohe Vorlagen in den Raum vor dem Kölner Tor, wo Weber und Thielen alle Köpfe voll zu tun haben, die Bälle wieder aus der Gefahrenzone zu bringen. Vom Sturm der Westdeutschen dagegen ist in der ersten halben Stunde trotz taktischer Umstellungen gegenüber dem Hinspiel kaum etwas zu sehen: Um Löhr dem direkten Wirkungskreis von Blusch zu entziehen, der den Kölner Goalgetter in der ersten Partie abgemeldet hatte, nimmt der sonstige Mittelstürmer den Platz auf Linksaußen ein. Rechts stürmt Rühl, in der Mitte hat es Blusch mit Overath zu tun.

Die nächste große Chance vergibt Lotz, als er nach einem abgefangenen Konter der Kölner plötzlich freie Bahn hat. Sein Schuss aus halbrechter Position steigt jedoch hoch über die Querlatte. Diesen Sturmlauf der Eintracht nehmen die Kölner einiges an seiner Dynamik, in dem sie zur Unterstützung der teilweise überhart einsteigenden Verteidiger das Gros der Offensivkräfte zurückziehen, um den Abwehrriegel verstärken.

Dennoch hat die Eintracht weitere Chancen. Gegen Ende der ersten Halbzeit nimmt die Szenerie fast monotone Formen an: Die Frankfurter greifen an, die Kölner verteidigen - dies ist die kurze Zusammenfassung der Geschehnisse auf dem Platz. So muss Soskic bei einem brachialen Fernschuss von Blusch sein ganzes Können aufbieten, um den Ball zur Ecke zu lenken. Und als Racky sich gegen Pott durchsetzt und alleine vor dem Kölner Keeper auftaucht, spritzt Weber noch dazwischen und rettet. Den Abschluss der ersten Hälfte bildet ein strammer Flachschuss von Nickel, den Soskic glanzvoll pariert.

Die Dominanz der Eintracht hält unvermittelt auch in der zweiten Hälfte an. Die Kölner kommen zeitweise aus der Gegend des eigenen Strafraumes nicht heraus. Die einzige Chance dieser Periode für die Rheinländer in der 55. Minute vergibt Thielen, der freistehend eine Flanke im Strafraum der Frankfurter annehmen kann, den Ball aber in die Wolken jagt, so dass Tilkowski nicht eingreifen muss. Glück hat sein Gegenüber Soskic dann bei einem Schuss von Bechtold, der an die Lattenkante knallt. Können beweist er wenig später, als er einen Schuss desselben Eintrachtstürmers, der den Fans bereits den Torjubel auf die Lippen legt, noch unschädlich macht.

Insgesamt wirken die Angriffe der Eintracht, ansonsten häufig zu breit und ausladend angelegt, an diesem Abend häufig zu spitz und zu überhastet, zu hoch und zu leicht zu durchschauen. Eine Viertelstunde vor Schluss wandelt sich das Bild langsam. Den Eintrachtspielern ist der Kräfteverschleiß deutlich anzumerken, die Zuspielfehler häufen sich. Einen ersten Warnschuss lässt Rühl ab, der Tilkowski aber vor keine größeren Probleme stellt. Mehr anstrengen muss sich der Frankfurter Torhüter sieben Minuten vor Schluss, als Löhr einen der sporadischen Angriffe der Kölner mit einem platzierten Schuss abschließt, der Tilkowski zu einer spektakulären Parade zwingt.

Als sich alle auf eine Verlängerung gefasst machen, fällt die Entscheidung zugunsten der glücklichen Kölner: Vier Minuten vor dem Abpfiff senkt sich ein hoher Schlag von Pott in den Eintrachtstrafraum, Lindner versäumt das Eingreifen, und Jendrossek drückt im Gedränge den Ball zum 0:1 an Tilkowski vorbei ein.

Mit hängenden Köpfen schleichen die erschöpften Frankfurter nach dem Schlusspfiff in die Kabinen. Für die Kölner dagegen ist mit dem Erreichen des Viertelfinals im DFB-Pokal ein weiterer Schritt auf ihrem Weg vollbracht, der sie am 9. Juni 1968 ins Finale und nach dem 4:1 gegen den VfL Bochum schließlich zum Pokalsieg führen wird. (fgo/rs)

 

 

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