1860 München - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1967/1968 - 16. Spieltag

5:0 (0:0)

Termin: Sa 02.12.1967, 16:00 Uhr
Zuschauer: 19.000
Schiedsrichter: Rudolf Kreitlein (Stuttgart)
Tore: 1:0 Hans Küppers (54., Foulelfmeter), 2:0 Wilfried Kohlars (59.), 3:0 Hans Küppers (65., Foulelfmeter), 4:0 Wilfried Kohlars (69.), 5:0 Hans Küppers (78.)

 


>> Spielbericht <<

1860 München Eintracht Frankfurt

  • Petar Radenkovic
  • Manfred Wagner
  • Bernd Patzke
  • Hans Reich
  • Rudolf Steiner
  • Wilfried Kohlars
  • Zeljko Perusic
  • Rudolf Zeiser
  • Horst Schmidt
  • Ludwig Bründl
  • Hans Küppers

 


 

Wechsel
  • Hans-Günther Kroth für Rudolf Steiner (87.)
Wechsel
Trainer
  • Albert Sing
Trainer

 

 

Eine Halbzeit hält das Bollwerk

Auf dem Papier ist es eine undankbare Aufgabe, die auf die Eintracht am 16. Spieltag zukommt. Denn der Gegner TSV 1860 ist seit sieben Spielen ungeschlagen, die Münchner haben sich klammheimlich in die Spitzengruppe der Liga gearbeitet und rangieren nur drei Punkte hinter dem Tabellenzweiten FC Bayern auf dem fünften Rang. Mit einem Sieg gegen die Frankfurter will die Mannschaft von Trainer Albert Sing diesen Trend untermauern. Die Eintracht weist mit 13 Punkten nur fünf Punkte mehr als die beiden Tabellenletzten KSC und Borussia Neunkirchen auf. Ein Pünktchen aus München täte da schon gut. Diese Hoffnung auf ein Remis wird dadurch genährt, dass Sing auf seine Nationalspieler Heiß, Grosser, Brunnenmeier und Rebele verzichten muss.

Mehr als einen Punkt scheinen sich die Riederwälder denn auch nicht zuzutrauen, denn nach einem kurzen Strohfeuer zu Beginn des Spiels findet sie in der Offensive kaum statt. Von Lotz und Grabowski ist kaum etwas zu sehen, Bechtold wird abwechselnd von Reich und Patzke neutralisiert. Einzig und allein Verteidiger Schämer, der ansonsten mit Bründl seine liebe Not hat, versucht in der ersten Hälfte ab und an, mit seinen Vorstößen das von Petar Radenkovic gehütete Tor der Löwen in Gefahr zu bringen. Sein Abwehrkollege Jusufi dagegen, ansonsten mit seinen Flügelläufen ein Aktivposten in den Angriffsbemühungen, sieht sich durch den 60er Linksaußen Rudolf Zeiser derart beschäftigt, dass ihn sein Weg kaum aus der eigenen Hälfte führt. Dazu kommt noch die Behäbigkeit des Eintrachtspiels im Mittelfeld, wo Huberts die Aktionen mit unnötigen Schnörkeln verzögert. Immerhin kommen auch die Gastgeber ihrerseits nicht über einen Holztreffer hinaus: Küppers trifft in der 36. Minute nur den linken Torpfosten.

Hält das Abwehrbollwerk der Eintracht in den ersten 45 Minuten dem Anrennen der Münchner noch stand, geht es in der zweiten Hälfte schon bald Schlag auf Schlag. Zwei Minuten nach Wiederanpfiff steht es nach Holztreffern 2:0 für die Gastgeber: Kohlars Geschoss prallt von Kunters Brust an den Pfosten. Die erste - und einzige – große Tormöglichkeit bietet sich der Eintracht in der 53. Minute, als Radenkovic nach einer leichtsinnigen Rückgabe von Patzke den Ball zur Ecke lenkt und anschließend Schämers Schuss reaktionsschnell abwehrt.

Den Anfang vom Ende leitet dann in der 54. Minute Jusufi ein, der sich nach Küppers Vorlage gegen Linksaußen Zeiser im Strafraum nur durch ein Foul zu helfen weiß. Zum fälligen Elfmeter tritt der Frei- und Strafstoßspezialist Küppers an und verwandelt zum 1:0 für die Hausherren. Nur fünf Minuten später kann Bründl sich mit einem Slalomlauf durchsetzen und Kohlars mit einem Querpass bedienen. Der erfolgreichste Stürmer der 60er hat keine Mühe aus drei Metern Torentfernung das 2:0 zu erzielen.

Nun scheint die Eintracht vollends aus dem Konzept zu geraten. Die Bemühungen, durch etwas mehr Angriffsschwung eventuell den Anschlusstreffer herausarbeiten zu können, bleiben im Ansatz stecken, die Defensive wird zusehends löchriger. Schämer kann Bründl kaum mehr halten, Lutz hat deutlich sichtbare Schwierigkeiten mit Kohlars, Blusch wird von Küppers ein ums andere Mal düpiert.

Kohlars ist es schließlich, der in der 65. Minute Lutz so versetzt, dass sich dieser nur durch ein Foul zu helfen weiß: Nach einem Hechtsprung zieht er dem Münchner die Beine weg. Da die Aktion im Strafraum stattfindet, ist der Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Rudolf Kreitlein die logische Konsequenz. Wieder tritt Küppers an, und es steht 3:0. Nun ist wieder Kohlars an der Reihe, der nach einer Steilvorlage Bründls das 4:0 erzielt. Den Titel des Torschützenkönigs dieser Partie sichert sich schließlich Küppers, der in der 78. Minute nach maßgerechten Steilpass von Steiner zum 5:0-Endstand vollendet.

"So viel Pech wie in der ersten Halbzeit kann man ja nicht während eines ganzen Spieles haben", ist Trainer Albert Sing erleichtert. "Klasse, wie unsere Mannschaft spielt", freut sich der verletzte Fredy Heiß: "Sie hat Kraft und Kondition. Und wenn es einmal so läuft wie dieses Spiel, dann spielt es doch gar keine Rolle mehr, dass der eine oder andere fehlt." Das sieht auch sein Trainer Sing so: "Besonders habe ich mich darüber gefreut, dass unsere Mannschaft das Tempo so durchgehalten hat. Wenn nicht die stärkste Mannschaft spielen kann, so hat das auch sein Gutes: Jeder läuft noch mehr, jeder setzt sich noch mehr ein."

Auch Eintrachttrainer Elek Schwartz zeigt sich nach der Partie beeindruckt von der Leistung der Gastgeber: "So wie die Löwen nach der Pause aufgetrumpft haben, mit dieser Kondition auf tückisch gefrorenem Böden, hätten sie heute jede andere Bundesligaelf geschlagen. Die beiden schnellen Tore zum 1:0 und 2:0 haben meine Elf moralisch fertig gemacht. Beide Elfmeter waren unnötig, aber nicht unberechtigt. Weil unser Angriff die Bälle nicht halten kann, wird die Abwehr überlastet. Typisch, dass die Gegentreffer kamen, als wir gerade Angriffe aufziehen wollten." (fgo/rs)


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