Eintracht Frankfurt - Eintracht Braunschweig

Bundesliga 1967/1968 - 15. Spieltag

2:0 (1:0)

Termin: Sa 25.11.1967, 16:00 Uhr
Zuschauer: 21.000
Schiedsrichter: Gerd Hennig (Duisburg)
Tore: 1:0 Lothar Schämer (2.), 2:0 Walter Bechtold (69.)

 


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Eintracht Frankfurt Eintracht Braunschweig

 


  • Horst Wolter
  • Walter Schmidt
  • Joachim Bäse
  • Peter Kaack
  • Klaus Meyer
  • Klaus Gerwien
  • Jürgen Moll
  • Lothar Ulsaß
  • Gerhard Elfert
  • Horst Berg
  • Erich Maas

 

Wechsel Wechsel
  • Gerd Saborowski für Gerhard Elfert (67.)
Trainer Trainer
  • Helmuth Johannsen

 

 

Kleine Revanche

"Aber diesmal", denken bestimmt viele Fans der Frankfurter Eintracht, als am 15. Spieltag der Namensvetter aus Braunschweig zu Gast im Frankfurter Stadion weilt. "Aber diesmal", denn in der letzten Saison hatten sich die beiden Eintrachten lange Zeit ein Duell um die Tabellenspitze geliefert, wobei es den Braunschweigern gelang, beide Ligapartien mit einem 1:0-Sieg in Frankfurt und einem glatten 3:0 zuhause für sich zu entscheiden. Auch nach dem letzten Spieltag hatten die Niedersachsen die Nase vorne und konnten den Meistertitel einfahren, während die Riederwälder auf dem vierten Tabellenplatz landeten - mit just den vier Punkten Rückstand auf den Meister, die man in den beiden direkten Aufeinandertreffen verspielt hatte.

Dieses Mal ist die Konstellation freilich eine andere. Während die Braunschweiger aktuell auf Platz 4 rangieren und Kontakt zur Spitze halten, müssen die Frankfurter als Tabellen-14. zusehen, nicht in den Abstiegsstrudel zu rutschen. Möglich machen soll den Sieg heute unter anderem der Meister von 1959 Friedel Lutz, der nach einem für ihn wenig erquicklichen Jahr beim TSV 1860 München an den Main zurückgekehrt ist und heute sein erstes Punktspiel in dieser Saison für seinen neuen "alten" Verein bestreitet. „Ich rechne mit einem Unentschieden. Beide Mannschaften werden defensiv spielen und keiner wird mit mehr als einem Tor Unterschied gewinnen“, tippt Braunschweigs Coach Johannsen.

Kaum haben die etwas mehr als 20.000 Zuschauer ihre Plätze eingenommen, da gibt es für den Frankfurter Anhang bereits einen Grund zum Jubeln. Denn als Grabowski in der zweiten Minute eine Ecke in den Strafraum der Braunschweiger schlägt, können Schmidt, Kaack und Gerwien die Kugel zwar abfangen, aber nicht explizit aus der Gefahrenzone befördern. Rund 20 Meter vor dem Tor ist Schämer zur Stelle, dessen fulminanter Schuss von Kaack abgefälscht zum 1:0 für die Hausherren ins Netz geht.

Mit der Führung im Rücken legt die Eintracht nach. Immer wieder setzt Huberts seine Offensivkräfte Lotz, Grabowski und Bechtold in Szene, die zweite Reihe mit Schämer und Jusufi schaltet sich kontinuierlich in die Angriffe ein. Bereits in der 14. Minute scheint so die Vorentscheidung möglich, als Linksaußen Bechtold in den Strafraum eindringt und von Kaack umgerempelt wird. Alles wartet auf den Elfmeterpfiff - doch der bleibt aus.

In der Folge zeichnet sich immer wieder der Braunschweiger Keeper Wolter aus und seinen Kasten sauber. Letztlich überstehen die Gäste die Drangperiode der Riederwälder ohne einen weiteren Gegentreffer und können nun selbst stürmen. Ulsaß schafft es nun wiederholt, sich gegen Keifler durchzusetzen, Maas bindet Jusufi in der eigenen Hälfte. Auch Lutz ist seine lange Spielpause - sein letztes Pflichtspiel absolvierte er vor mehr als elf Monaten - anzumerken. Mit der Aufgabe betraut, den Braunschweiger Mittelstürmer Elfert zu neutralisieren, tut sich Lutz schwer, immer wieder lässt sich Elfert zurückfallen und verteilt die Bälle auf die Flügel.

In den zehn Minuten vor dem Halbzeitpfiff sind die Braunschweiger dem Ausgleich nahe. So rauscht eine Ulsaß-Flanke gefährlich in den Strafraum, findet aber keinen Abnehmer. Dann hebt Gerwien den Ball zwar über Kunter, aber nur auf die Latte, und Maas zielt knapp vorbei. Kurz vor der Pause wirft sich Keifler in einen Schussversuch Bäses und zieht sich eine Verletzung zu. Schließlich meistert Kunter einen Scharfschuss von Elfert, so dass es mit dem 1:0 für die Hausherren in die Pause geht.

Auch nach Wiederanpfiff hat es zehn Minuten lang den Anschein, als wollten die Gäste ihre Drangperiode fortsetzen. Doch nun besinnen sich Frankfurter, bei denen Bellut den angeschlagenen Keifler ersetzt. Sie halten dagegen und schaffen es, das Spiel wieder zu kontrollieren. In der 67. Minute wechselt auch Braunschweigs Trainer Helmuth Johannsen aus - für Elfert kommt Gerd Saborowski, der das Angriffspiel der Niedersachsen neu beleben soll.

Diese Belebung erfährt allerdings die Frankfurter Eintracht und zwar durch Walter Bechtold. Denn der 20-jährige Stürmer verschafft sich nach Vorarbeit von Grabowski in der 69. Minute mit einem blitzschnellen Antritt Platz vor dem Braunschweiger Strafraum und zieht aus rund 18 Metern flach ab. Unerreichbar für Torhüter Wolter geht die Kugel zum 2:0 ins linke Eck.

Mit diesem beruhigenden Zwei-Tore-Vorsprung schafft es die Frankfurter Eintracht, die letzten 20 Minuten des Spiels zu kontrollieren. Das Braunschweiger Engagement erlahmt, wohl auch vor dem Hintergrund, dass am kommenden Mittwoch das schwere Achtelfinalrückspiel im Europapokal der Landesmeister gegen Rapid Wien ansteht, in dem es eine 0:1-Niederlage aus dem Hinspiel aufzuholen gilt (Braunschweig wird gegen Rapid 2:0 gewinnen). So bleibt es beim 2:0, das für die Riederwälder eine kleine Genugtuung für die beiden Niederlagen der letzten Spielzeit beschert.

Braunschweigs Trainer Helmuth Johannsen schätzt nach dem Spiel den Frankfurter Sieg als verdient ein: "Wir mussten nach dem völlig überflüssigen schnellen Führungstor von Schämer diesem Rückstand das ganze Spiel über nachlaufen. Das hat unserer Abwehr die gewohnte Sicherheit genommen, und damit fehlte auch dem Angriff die nötige Unterstützung."

Johannsen fragt sich allerdings: „Wie können die Frankfurter nur einen so schlechten Tabellenplatz haben?“ „Die Frankfurter waren viel stärker als im vergangenen Jahr“, staunt Braunschweigs Stopper Bäse und Torwart Wolter schwärmt: „Das war manchmal südamerikanisch, wie die Frankfurter spielten.“ Eintracht-Trainer Schwartz gibt das Kompliment artig zurück: „Wolter war ganz große Klasse, eigentlich ist er gar nicht geschlagen worden, das erste Tor war abgefälscht, das zweite absolut unhaltbar.“

Für Frankfurts Coach Elek Schwartz sind nicht nur diese beiden Punkte Gold wert, er sieht auch seine Mannschaft deutlich stabilisiert: "Nach Bechtold, der in Mönchengladbach zum ersten Mal seit seiner Sperre wieder dabei war und auch heute wieder gut spielte, hat Lutz jetzt nach seiner Rückkehr aus München sein Debüt in einem Punktspiel gegeben. Ich weiß, dass sein Einsatz nach nur einem Freundschaftsspiel ein Risiko war, aber ich bin froh, dass ich es gewagt habe. Allerdings hat sich Keifler eine Bänderzerrung am linken Knie zugezogen und wird wahrscheinlich für drei Wochen ausfallen." (fgo/rs)


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