MSV Duisburg - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1967/1968 - 5. Spieltag
0:1 (0:0)
Termin: Mi 13.09.1967, 20:00 Uhr
Zuschauer: 36.000
Schiedsrichter: Ferdinand Biwersi (Saarbrücken)
Tore: 0:1 Istvan Sztani (77.)
MSV Duisburg | Eintracht Frankfurt |
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Trainer | Trainer |
Konzentration aufs Wesentliche Besser machen als letzte Saison - das haben sich die Spieler des MSV Duisburg für die Bundesligahinrunde 67/68 fest vorgenommen. Denn in der letzten Spielzeit schlossen die Duisburger - damals noch als Meidericher SV - die Halbserie als Tabellenletzter ab. Im Januar erfolgte dann die Umbenennung im MSV Duisburg, und mit dem neuen Namen ging es aufwärts, so dass zum Saisonabschluss noch der elfte Platz heraussprang. Besser machen als letzte Saison - diesen Plan hat der MSV bislang gut umgesetzt, obwohl mit Carl-Heinz Rühl der beste Duisburger Torschütze der vergangenen Spielzeit an den 1. FC Köln und mit Werner „Eia“ Krämer der Spielmacher an den Hamburger SV abgegeben wurden. In den ersten vier Spielen blieb man ungeschlagen und konnte auf das 2:2 gegen Dortmund zum Ligastart drei Siege beim KSC, gegen Neunkirchen und beim HSV folgen lassen. Heute, am fünften Spieltag, wollen die Duisburger ihre Aufenthaltsdauer in der Spitzengruppe mit einem Heimsieg gegen die Eintracht aus Frankfurt verlängern. „Dieser HSV ist nur ein Trümmerhaufen“, hatte Torhüter Manfred Manglitz, der wegen seiner vollmundigen Sprüche in Anlehnung an den Geburtsnamen des gesperrten und dadurch enttrohnten Schwergewichtsweltmeisters Muhammad Ali „Cassius“ genannt wird, nach dem 3:1-Sieg an der Elbe gelästert. Im Vorfeld der Begegnung mit der Eintracht gibt er sich allerdings deutlich weniger selbstbewusst als sonst: „Mensch, wenn wir heute nur einen Punkt holen, dann wäre ich zufrieden.“ Keine Frage: Der MSV Duisburg hat Respekt vor seinem Heimspiel gegen den Tabellenzwölften Frankfurt. Der gute Saisonstart wird von einer stattlichen Zuschauerzahl honoriert, mehr als 35.000 zahlende Besucher wollen diese Bundesligapartie vor Ort im Wedaustadion verfolgen. Bei vielen der Anwesenden stellt sich allerdings bald Enttäuschung ein, denn nicht die Heimelf, sondern der Gast dominiert das Spiel. Frankfurt spielt zügig, elegant, zaubert und fasziniert und hat außerdem in Rechtsaußen Grabowski den überragenden Mann auf dem Platz in ihren Reihen. Die Eintracht ist nicht nur spielerisch stärker, was sich im genauen und schnellen Passspiel dokumentiert, sondern auch in hohem Maße laufbereit. Das Mittelfeld mit Friedrich und Sztani, verstärkt durch Bechtold, der sich regelmäßig aus der Spitze zurückfallen lässt, bedient ein ums andere Mal die eigene Offensivabteilung, so dass dem Abwehrblock der Meidericher sehr viel Arbeit ins Haus steht. Nationalspieler Hartmut Heidemann, der den Arm in Gips trägt und wegen dieser Kapselverletzung unerwartet ausgefallen ist, kann von Sabath nicht annähernd ersetzt werden. Sabath ist das schwächste Glied in der Abwehrkette des MSV. Die Truppe von Trainer Gyula Lorant hat Glück, dass Wolfgang Solz in der 17. Minute eine sichere Torchance fast kläglich vergibt und später auch Schämers Bombenschuss aus fast 40 Metern nicht den Weg in den Kasten von Manglitz findet. Im Flutlicht des Wedaustadions werden die Glanzlichter einzig von den Gästen gesetzt. Im Gegensatz zu den harmonisch auftretenden Riederwäldern liefert der MSV nur Stückwerk ab. Zwar können Bella, Lotz, Manglitz & Co. trotz der zahlreichen Torchancen der Eintracht durch Solz, Lotz, Grabowski, Friedrich und Jusufi einen Rückstand verhindern, aber im Mittelfeld stehen Pavlic und van Haaren klar im Schatten ihrer Widersacher und können kaum einen Pass nach vorne an den eigenen Mann bringen. Kommt dennoch einmal ein Ball in die vorderste Linie, verrichtet die Eintrachtabwehr ihre Arbeit gründlich. Jusufi meldet Budde gänzlich ab, Wild, Kostedde und Gecks sind bei Blusch, Schämer und Kraus gut aufgehoben. An Horst Wild, der im Sommer vom KSC zum MSV wechselte, hat die Eintracht ja durchaus unangenehme Erinnerungen: Bei 0:7-Heimniederlage gegen den KSC am 19.9.1964 erzielte er zwei Treffer. Kurz vor der Pause muss die Eintracht dann allerdings einen Rückschlag hinnehmen, als sich der Sturmführer Wolfgang Solz verletzt. Für ihn kommt in der zweiten Hälfte Bronnert aufs Feld, der sich nahtlos in die Mannschaft einfügt. „Nun tut etwas, macht Dampf!“, hat Trainer Lorant von seiner Elf in der Halbzeit verlangt. Und tatsächlich - mit deutlich mehr Elan, so scheint es zunächst, starten die Duisburger in die zweite Spielhälfte. Doch nach Chancen durch Kostedde und Gecks entpuppt sich dies als schnell erlöschendes Strohfeuer. Schon bald verliert der MSV wieder die Kontrolle über die Partie, die gut gestaffelte Abwehr und das fleißige Mittelfeld der Frankfurter zwingt den Gegner förmlich zu Fehlpässen bereits beim Spielaufbau aus der eigenen Abwehr. Lediglich Bella wagt gelegentlich einige Ausflüge, die der Eintrachtabwehr aber keine Probleme bereiten. Stürmer Erwin Kostedde, zu Saisonbeginn von Preußen Münster zum MSV gewechselt, ist seiner Elf heute keine Hilfe und spielt weit unter Form, was aber nur zu verständlich ist: Vor wenigen Tagen ist seine Schwester mit ihrem Kind tödlich verunglückt. Aber auch der 19-jährige Reiner Budde, den die Duisburger vom Bundesligaabsteiger Fortuna Düsseldorf holten, weil er ihnen beim 5:1-Sieg in Düsseldorf mit einem ersten Bundesligatreffer auffiel, und der am letzten Wochenende gegen den HSV sein zweites Erstligator folgen ließ, kommt in dieser Partie nicht zum Zuge. Insgesamt resultiert aus dem konzentrierten und geschlossenen Auftreten der Frankfurter eine leichte Feldüberlegenheit der Gäste, die knapp eine Viertelstunde vor Abpfiff für ihre gute Arbeit an diesem Tag belohnt werden. Denn als Müller einen Flankenball Jusufis in den Duisburger Strafraum mit einer schwachen Kopfballabwehr nicht weit genug aus der Gefahrenzone befördern kann, ist Sztani zur Stelle und lässt mit seinem Volleyschuss aus rund 20 Metern, der halbhoch knapp neben dem Innenpfosten einschlägt, Nationaltorhüter Manfred 'Cassius' Manglitz im Tor der Duisburger keine Chance. Das shakespearehafte Flehen von Eintrachttrainer Schwartz ist endlich erhört worden: „Nicht nur ein Königreich, nein, ein Kaiserreich für einen Torschützen!“ Nach dieser Führung der Gäste werfen die Meidericher alles nach vorne, um den Ausgleich zu erzwingen, aber die Frankfurter Viererkette mit Jusufi, Blusch, Schämer und Kraus, verstärkt um die beiden Mittelfeldspieler Sztani und Friedrich sowie Bechtold, bilden einen massiven und klug gestaffelten Abwehrriegel, so dass die Eintracht ihren ersten Auswärtssieg in dieser Spielzeit feiern kann. (fgo/rs)
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