Werder Bremen - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1966/1967 - 32. Spieltag
3:0 (1:0)
Termin: Sa 20.05.1967, 16:00 Uhr
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Willi Thier (Gelsenkirchen)
Tore: 1:0 John Danielsen (10.), 2:0 Gerhard Zebrowski (68.), 3:0 Diethelm Ferner (80.)
Werder Bremen | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Selten sah man Werder so kampfstark Das Daumendrücken der Braunschweiger hat etwas genützt. Werder war derart aufgemöbelt, daß die spielerisch gute Eintracht kapitulieren mußte, einfach nicht den Nerv hatte, ihre Technik mit größter Konzentration durchzusetzen. Darum haben die Frankfurter als Meisteranwärter auch enttäuscht. Sie wollten offenbar nur glänzen und vergaßen den Zweck des Spiels, nämlich auch Tore zu schießen. Als Werder Ende der ersten Spielhälfte regelrecht im Sack war, durch Lorenz und Hänel sogar noch überheblich wurde, konnte die Eintracht die Führung der Bremer leicht ausgleichen, wenn der Abschluß besser gewesen wäre, die Stürmer mehr Biß gehabt hätten. Huberts, Bechtold und Grabowski waren am Ball glänzend, aber sie machten alle einen Tick zuviel: sie ließen es an der Geradlinigkeit vermissen. Der linke Flügel war einfallslos. Er wurde allein von Piontek beherrscht, der offenbar um sein Leben spielte. Er war der personifizierte Einsatz, den die ganze Bremer Mannschaft auszeichnete. Trotz der „Geflickten" Bernard, Piontek. Steinmann und Ferner war Werder energischer und zielstrebiger. Endlich auch im Spiel wieder besser ausgerichtet. Mit mehr Selbstbewußtsein wurde diesmal die Aufgabe angepackt. Die bessere Stimmung im Weserstadion animierte die Grünweißen nicht nur zu einem schwungvollen, sondern teilweise auch gescheiten Spiel, das aus der Tiefe kam. Wäre Zebrowski, der viel Laufarbeit leistete, cleverer und sicherer gewesen, es hätte für die Eintracht noch böser kommen können. Wäre Schütz noch der Alte, die Eintrachtabwehr hätte sich umsehen können. Wäre Ferner in letzter Zeit nicht so abgefallen, Werder hätte im Sturm noch mehr Möglichkeiten gehabt. Danielsen, der auf der Transferliste ist und zuerst nicht spielen sollte, bestätigte anfangs seinen Wert und schoß ein herrliches und wuchtiges Tor, das Auftrieb gab. Görts kam diesmal auch besser zurecht. Ausgerechnet gegen Jusufi, der sich auf den lebendigen Linksaußen schlecht einstellen konnte, dem auch die Pause offenbar nicht gut getan hat. Jusufi hat in Bremen nicht überzeugt. Aufmerksam war Kunter, gut im Bilde auch Schämer und konsequent Blusch, der allerdings zu Mätzchen neigte. Wenn wir von Mätzchen sprechen, die auf das Konto des sehr unsicheren Schiedsrichters Thier gehen, dann ist auch Schimeczek zu belasten, der sich als Bewacher von Bechtold nur Unsauberkeiten erlaubte. Warum diese Einstellung, die beim verbesserten Teamwork gar nicht nötig waren? Aber auch die Lässigkeiten von Hänel und Lorenz sind zu tadeln. Sie paßten gar nicht in das Konzept, das diesmal auch der Torwart nicht verdorben hat. Bernard wirkte sicherer und hatte zwei große Szenen. Den Frankfurtern, von denen einige lieber ins Catcherlager wollten; der Härte in der Bundesliga kann man nicht entgehen. Sie ist von der Technik zu beherrschen, wenn man sie ohne zuviel Schnörkel richtig einsetzt. Die Härte der Bremer Spieler sah Eintracht-Trainer Elek Schwartz als Hauptursache für die deutliche Niederlage an. „Gegen eine solch athletische Mannschaft sehen wir immer schlecht aus. Wir haben nun einmal keine Spieler, die den Zweikampf lieben. Und wenn der Schiedsrichter so großzügig ist wie diesmal, schneidet die körperlich stärkere Mannschaft immer besser ab!" Auch die Frankfurter Spieler haderten mit dem Unparteiischen Thier: „Ausgelacht hat er mich, als ich ihm sagte, daß Schimeczek mich von hinten auf den Fuß getreten hat", empörte sich Blusch und wies anklagend auf seine stark blutende Spann-Verletzung. Werder-Trainer Brocker dagegen sah die Ursache der Eintracht-Niederlage in der enttäuschenden Leistung des Frankfurter Angriffs. „Das war doch recht simpel", fand der Bremer Coach. „Wenn ein Meisterschaftsanwärter sich nicht mehr einfallen läßt, als den Ball immer hoch in den Strafraum zu dreschen und auf den Zufall zu hoffen, hat er den Sieg nicht verdient." Brocker lobte vor allem aus seiner Mannschaft Piontek, Zebrowski und Görts, die ein gewaltiges Arbeitspensum bewältigt hätten. In der Werder-Kabine herrschte eitel Freude. Vor allem Torwart Bernard strahlte, der erst eine Stunde vor dem Anpfiff von seiner Aufstellung erfahren hatte, nachdem Lamberts wegen einer Oberschenkelzerrung plötzlich ausfiel: „Daß es mit meinen Verletzungen so gut gehen würde, hätte ich nicht gedacht. Dennoch werde ich wohl gegen 1860 noch einmal pausieren, um kein Risiko einzugehen." Auch Max Lorenz, nach Höttges‘ Ausfall vom Halbstürmer zum Verteidiger umdirigiert, war zufrieden: „Solche Gegner wie Grabowski liegen mir gut. Man muß ihnen nur eine Seite anbieten — meist spielen sie dann ab. Und wenn sie doch einen Alleingang wagen, ist es nicht allzu schwer, ihnen den Ball abzunehmen!" Stopper Hänel verteidigte sein oft allzu selbstsicheres Spiel vor dem eigenen Tor: „Es ist doch besser, den Ball einmal etwas länger zu halten und dann einen Mitspieler einzusetzen, als das Leder einfach wegzudreschen!" Tore: 1:0 Danielsen (10., herrlicher Schuß mit dem linken Fuß): 2:0 Zebrowski (68., dessen Schuß Kunter zuerst abgewehrt hatte); 3:0 Ferner (80., der im letzten Einsatz den Ball über die Linie drückte) (Sport-Magazin vom 22.05.1967)
Höhepunkte des Spiels Bereits in der 2. Minute hatten die Frankfurter ihre erste große Torchance, aber Friedrich wollte die Flanke von Grabowski mit Fallrückzieher am Mann verwandeln und wurde vom Unparteiischen zurückgepfiffen. In der 7. Minute verfehlte Solz knapp, und dann kam Werders erster Konter, der durch Danielsens Prachtschuß zum 1:0 führte und Eintrachts spielerisches Konzept völlig umwarf. Eintracht mußte nun stürmen, hatte auch gute Szenen, verspielte sich aber im Angriff und fand den Abschluß nicht. Gleich nach der Pause rettete Bechtold gegen einen Bogenschuß von Piontek für Kunter auf der Linie. Das 2 0 fiel durch Zebrowski in der 68. Minute, als Kunter einen Schuß von Danielsen nicht festhalten konnte, und das 3:0 schoß Ferner, als Danielsen mit Lindner kämpfte, der Frankfurter Verteidiger den Ball seitlich schlug, aber so, daß Kunter nicht mehr heran konnte. (Kicker vom 22.05.1967)
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