Ein dramatischer Eintracht-Sieg
in Washington
4:3 gegen die brasilianische Meisterelf Cruzeiro
Brasil
In
einem hochdramatischen Spiel schlug der Bundesligazweite Eintracht Frankfurt
am Sonntagabend in Washington die brasilianische Meistermannschaft Cruzeiro
Brasil verdient mit 4:3 (1:1). Etwa 8000 Zuschauer erlebten ein hervorragendes
Werbespiel für den offiziellen amerikanischen Fußballverband,
der im nächsten Jahr mit seiner Fußball-Liga beginnen will.
Die technisch perfekten, ballsicheren und schnellen Brasilianer
gingen zwar schon in der fünften Minute durch ein abseitsverdächtiges
Tor ihres Rechtsaußen Antonio in Führung, doch spielte Eintracht
die ganze erste Halbzeit weit überlegen, was sich in dem Eckenverhältnis
von 9:1 deutlich widerspiegelte. Die Eintracht-Stürmer, vor allem
der junge Abbe, ließen aber eine große Chance nach der anderen
aus. So konnte erst in der 36. Minute Sztani den mehr als verdienten Ausgleich
erzielen.
In der zweiten Halbzeit wurde das Spiel zunehmend härter
und litt unter dem strömenden Regen und schweren Boden. Grabowski,
der stärkste Stürmer der Frankfurter, brachte seine Elf mit
zwei Glanzleistungen in der 51. und 61. Minute 3:1 in Führung. Die
Brasilianer drängten daraufhin immer stärker und kamen in der
64. und 88. Minute durch ihren Stürmerstar Tostao auf ein 3:3. Die
beiden letzten Minuten endeten in turbulenten Angriffen und Gegenangriffen,
bei denen die Frankfurter diesmal mehr Glück hatten: In der 89. Minute
erzielte Huberts nach einem Eckball das Siegtor.
Bei den Frankfurtern ragten vor allem der schußstarke
Schämer, Huberts und Grabowski hervor. Auch Tormann Kunter lieferte
eine ausgezeichnete Partie.
Die Frankfurter spielten in folgender Aufstellung: Kunter,
Jusufi, Lindner, Wirth, Schämer, Sztani, Bechtold, Grabowski. Abbe,
Huberts, Lotz. ('Frankfurter Rundschau')
('Fußball-Sport' vom 16.05.1967)
FRANKFURT: Eventuell Sztani
FRANKFURT — „Es war wie immer, wenn wir im
Ausland spielten. Wir hatten einen Ausfall, unsere Mannschaft hat sich
großartig geschlagen." Das war Eintracht Frankfurts Trainer
Elek Schwartz' Antwort auf die Frage nach den amerikanischen Erfahrungen
nach der Rückkehr aus Washington am Dienstag. Mit Ausnahme von Istvan
Sztani überstanden alle Spieler das amerikanische Abenteuer ohne
Blessuren, obwohl die gegen den brasilianischen Spitzenklub Cruzeiro Brasil
4:3 gewonnene Partie alles andere als zimperlich war. Sztani, erstmals
nach Monaten wieder in der ersten Eintracht-Garnitur, hatte ein großartiges
Comeback und hätte sich normalerweise wieder einen Einsatz in einem
Bundesligaspiel verdient. Ob der Exil-Ungar allerdings in Hamburg zum
Zuge kommt, hängt von den Nachwirkungen der in Washington erlittenen
Knöchelverletzung ab. Auf jeden Fall steht Blusch wieder zur Verfügung.
('Sport-Magazin' vom 11.05.1967)
Ovationen für ein großes
Spiel
Eintracht war in Topform / Trainer Schwartz hochzufrieden
/ August Steuer: „Mit diesem Traumspiel Freunde gewonnen" /
Erbers Heimweh
Eine Nachbetrachtung zum Washingtoner Spiel
- von Holger Obermann
Als Diplomaten des Fußballs erwiesen sich in der
nordamerikanischen Bundeshauptstadt Washington die Lizenzspieler der Frankfurter
Eintracht. Zum erstenmal in der an politischen Ereignissen reichen Stadt
standen sich zwei Profimannschaften des Fußballs gegenüber.
Und diese Premiere entschieden — wie in einem Teil der Auflage berichtet
— die Frankfurter recht eindrucksvoll für sich: mit 4:3 wurde
der brasilianische Pokalsieger Cruzeiro Belo Horizonte geschlagen.
„Die Eintracht hat mit diesem Traumspiel dem Fußball
in den USA viele neue Freunde gewonnen", charakterisierte der Ehrenpräsident
des Deutsch-Amerikanischen Fußballbundes, August Steuer, die Leistung
der Eintracht, die eindrucksvoller gewann, als es das Ergebnis besagt.
Die 8000 Zuschauer im herrlichen Baseball-Stadion der „Senatoren"
waren jedenfalls begeistert.
„Die beiden letzten Tore der Brasilianer durften
nicht fallen, aber sonst bin ich mit meiner Mannschaft zufrieden",
meinte Eintracht-Trainer Elek Schwartz nach dem Spiel. Und etwas nachdenklicher:
„Mit solchen Leistungen in der Bundesliga hätten wir den Meistertitel
schon längst nach Frankfurt gebracht!" Eintracht-Präsident
Gramlich, der nach dem Spiel zu einem zweiwöchigen Urlaub nach Florida
weiterflog, freute sich: „Ein ausgezeichnetes Spiel und eine echte
Werbung für den Fußball in Nordamerika."
Die Eintracht wirkte in diesem Spiel reifer als Horizonte.
Sie konnte es sich sogar leisten, den wiederum sehr eindrucksvollen Jusufi
in der zweiten Halbzeit zu ersetzen. Insgesamt kamen 13 Spieler zum Einsatz:
Kunter, Lindner, Wirth, Schämer, Friedrich, Jusufi, Huberts, Sztani,
Grabowski, Bechtold, Abbe, Solz, Lotz. Kunter war ein reaktionsschneller
Torwart. Seine besten Leistungen zeigte er jeweils nach dem zweiten und
dritten Tor der Eintracht, als er sich mutig den temperamentvollen Südamerikanern
entgegenwarf. Die gesamte Abwehr stand gut, machte allerdings beim 2:3
und 3:3 nicht den besten Eindruck.
Horizonte (mit drei Nationalspielern) war ein großer
Gegner in einem großartigen Spiel, das unter schlechten Witterungsbedingungen
litt. Seit zwei Tagen hatte es in Washington geregnet, und so kamen statt
der erwarteten 15.000 nur 8.000 Zuschauer.
Beide Mannschaften, die auf Einladung der offiziellen
„United States Soccer League" in Washington spielten, erhielten
jeweils 50.000 Mark sowie die Reisekosten. Dieses Geld waren beide Teams
wert. Sie erhielten nach dem Schlußpfiff minutenlange Ovationen.
Und Eddie Erber, Mannschaftskapitän des Washington SC und Bruder
des Offenbacher Regionalligaspielers, meinte begeistert: „Bei einem
solchen Spiel der Eintracht kann man Helmweh bekommen."
Einen Tag vor der Begegnung hatte die Eintracht dem Weißen
Haus einen Besuch abgestattet. Eine Stadtrundfahrt hatte sich angeschlossen.
Doch mehr als alle Sehenswürdigkeiten interessierte die Spieler das
Thema „US-Profifußball". „Wie geht es Manfred Rummel
und Horst Szymaniak?" — das waren Fragen, die immer wieder
gestellt wurden. Und natürlich: „Was wird hier verdient?"
('Frankfurter Rundschau' vom 09.05.1967)
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