1. FC Kaiserslautern - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 1966/1967 - 29. Spieltag
1:1 (0:1)
Termin: Sa 22.04.1967, 16:00 Uhr
Zuschauer: 28.000
Schiedsrichter: Willi Thier (Gelsenkirchen)
Tore: 0:1 Walter Bechtold (44.), 1:1 Gerhard Kentschke (52.)
1. FC Kaiserslautern | Eintracht Frankfurt |
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Trainer | Trainer |
Eintracht mußte alles geben Mit einer spielerisch wie taktisch sehr reifen Leistung haben die Frankfurter in Kaiserslautern ihre Meisterschaftsambitionen unterstrichen. Aber dieser Einsatz der Gäste war sehr notwendig, denn die Pfälzer verlangten wirklich von ihnen alles ab. Nur eines Quentchens Glück hätte es für die Lauterer bedurft, und ein doppelter Punktgewinn hätte verbucht werden können. Beide Mannschaften sahen sich in ihren taktischen Planungen sehr ähnlich. Bei der Eintracht wie bei Kaiserslautern versuchte man, aus den elastischen Deckungsreihen heraus die schnellen Stürmer in Szene zu setzen. In Kaiserslauterns Angriffsreihe wirbelten Kentschke, Braner und Reitgaßl ständig durcheinander und gaben daher der Frankfurter Eintracht, zumindest in der ersten Hälfte, In der Abwehr manche Rätsel zu lösen auf. Im Mittelfeld der Eintracht war Jusufi die beherrschende Figur. Er wurde zwar sehr nachhaltig von Friedrich und dem oft mitgehenden Schämer unterstützt, aber Jusufi fehlte doch der Mut, sich vorbehaltlos in das eigene Stürmerspiel einzuschalten. Hier zog Huberts die Fäden sehr gekonnt und routiniert, aber machte doch gelegentlich einen zu abgeklärten Eindruck und versäumte dadurch manches schnelle und präzise Abspiel. Kurz vor Halbzeit verfehlte Kaiserslauterns Läufer Schneider einen aufspringenden Ball mit dem Kopf und Bechtold donnerte unhaltbar unter die Latte. Dieser Erfolg bewies klar die Cleverneß und Erfahrenheit der Frankfurter, denn es war genau genommen die einzige Tormöglichkeit des ersten Durchgangs. Als Kaiserslautern dann in der zweiten Spielhälfte alles auf eine Karte setzte, erahnten die Frankfurter diese taktische Maßnahme, ohne aber verhindern zu können, daß sie für die Pfälzer aufging. In diesem Zeitraum, als fast die gesamte Frankfurter Mannschaft den eigenen Strafraum abschirmte, zeichnete sich doch eine gewisse Unsicherheit in der Frankfurter Deckung ab. Trotz genauester Markierung gelang Geisert und Reitgaßl ein blitzschnelles Zuspiel, das der ebenso blitzschnell gestartete Kentschke zum Ausgleich auswertete. Als dann in der 69. Minute nach turbulentem Torraumwirbel im Strafraum der Eintracht Schämer einen Kentsche-Schuß nur noch mit der Hand an die Latte abzuwehren vermochte, bot sich für Kaiserslautern der entscheidende Schlag. Aber Reitgaßls Elfmeter sprang an dem getäuschten Kunter vorbei an den Pfosten und damit war die Möglichkeit, den Sieg zu erringen, für die Pfälzer genommen, denn die Frankfurter ließen sich nun bis zum Spielende kaum mehr auf gewagte Experimente ein, obwohl Huberts wie Grabowski es einige Male mit Alleingängen versuchten. Aber sie scheiterten jeweils an Schwager oder Koppenhöfer. Schnarr meisterte die doch auf sein Tor kommenden Bälle souverän und sicher. Wenn man das Resümee dieses Spieles ziehen soll, müßte man sagen, daß die Frankfurter in ihrer Spielgenauigkeit und in ihrer taktischen Reife zweifellos ein würdiger Meister wären, aber es fehlt dieser Mannschaft, insbesondere in der Deckung, doch noch die Stabilität für eine ganze Spieldauer. Es gab Augenblicke, wo sich Unsicherheit und Verwirrung sehr schnell bei gefährlichen Angriffen der Pfälzer ausbreiteten. Kaiserslautern hat sich zweifellos wesentlich gesteigert und bietet mit seinem modernen Angriffsspiel für jede gegnerische Deckung eine große Gefahr, allerdings mit der Einschränkung, daß Kaiserslauterns Stürmer nicht über die guten Nerven und Überlegung verfügen, um aus wirklich einmaligen Torgelegenheiten auch das entsprechende Kapital schlagen zu können. Trainer Lorant: „Mich erinnerte dieses Spiel an ein Pokalendspiel, denn so ehrgeizig und schnell wurde auf beiden Seiten gekämpft. Frankfurt war die beste Gastmannschaft dieser Saison in Kaiserslautern, und ihre spielerischen wie taktischen Mittel sind bestimmt sehenswert. Wir hätten zwar nach den Torgelegenheiten mit einem Tor Unterschied gewinnen können, aber im großen und ganzen gesehen ist das Ergebnis gerecht." Trainer Elek Schwartz gab zum Spielverlauf noch einen Vortrag über taktische Planungen zum besten, wobei er meinte: „Kaiserslauterns Sturmspiel mit ständigem Rochieren hat meine Deckung vor Aufgaben gestellt, die sie eigentlich sonst nicht zu lösen braucht. Bei mir waren Abbé und Solz verletzt, und so mußte ich meine Mannschaft wieder umbauen, aber ich glaube doch, daß wir im großen und ganzen gesehen unsere Marschlinie eingehalten haben. Ich betrachte das Ergebnis als gerecht, denn Kaiserslautern hat über lange Strecken des Spieles sehr, sehr gut gespielt und wirklich uns alles abverlangt. Ob wir noch die Meisterschaft erreichen können, wird ja erst die Zukunft zeigen, jedenfalls möchte ich heute nicht sagen, daß wir es noch schaffen, aber ich möchte auch nicht sagen, daß wir das Ziel nicht erreichen können." Tore: 0:1 Bechtold (44., Schneider verfehlt einen aufspringenden Ball mit dem Kopf, und der mitgestürmte Bechtold schießt aus elf Metern unhaltbar unter die Latte), 1:1 Kentschke (53., Dreieckspiel Geisert, Reitgaßl, Kentschke, erreicht Kentschke vor dem herausstürzenden Kunter) (Sport-Magazin vom 24.04.1967)
Höhepunkte des Spiels Die erste Chance hatte Huberts bereits in der ersten Minute. Er hob den Ball nur knapp übers Tor. Dann wendete sich das Blatt und Kaiserslautern kam durch Braner, Kapitulski und Kentschke zu klaren Torchancen. Die große Gelegenheit vergab Kentschke in der 17. Minute, als er allein vor Kunter stand und den Torwart anschoß. 0:1: Schneider verfehlt im Kopfballduell den Paß aus dem Mittelfeld von Friedrich. Bechtold schaltete sofort und donnerte unhaltbar über Schnarr hinein unter die Latte. 1:1: Geisert spielte Reitgaßl an, der den Ball geschickt zu Kentschke spitzelte. Kentschke setzte sich gut gegen Blusch und Lindner durch und ließ Kunter keine Chance. 69.: Schämer schlägt einen Kentschke-Kopfball mit der Hand aus dem Tor. Beim fälligen Elfmeter täuschte zwar Reitgaßl Kunter geschickt. Das Leder sprang jedoch vom Pfosten ins Feld zurück. (Kicker vom 24.04.1967)
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