Schalke 04 - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1966/1967 - 27. Spieltag
1:1 (0:0)
Termin: Sa 01.04.1967, 16:00 Uhr
Zuschauer: 22.000
Schiedsrichter: Alfred Ott (Rheinbrohl)
Tore: 1:0 Horst Blechinger (87.), 1:1 Lothar Schämer (89.)
Schalke 04 | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Stürmerblut: Jusufi, Schämer Dem Schalker Anhang stand die Enttäuschung über die unverhoffte und für Schalke wenig erfreuliche Wendung in diesem Klassespiel im Gesicht geschrieben. Doch wer sportliche Gerechtigkeit liebt, empfand Genugtuung, als Lothar Schämers Geschoß von der Strafraumgrenze aus hoch im Winkel zum Ausgleich einschlug und den Frankfurtern noch einen Punkt rettete, an den nach der kurz zuvor durch Blechinger hergestellten Schalker Führung niemand mehr glaubte. Obwohl die Höhepunkte dieser Partie erst in den letzten Minuten erreicht wurden, war es nie langweilig. Spieltechnisch und kämpferisch wurde viel geboten. Was die Frankfurter an mannschaftlicher Geschlossenheit, die in mustergültigen Kombinationen zum Ausdruck kam, voraus hatten, machten die Gastgeber durch Tempo und Einsatzfreude wieder wett. Die Gastgeber stützten sich auf eine festgefügte Abwehr, in der Becher eine erfreuliche Leistungssteigerung bewies, indem er Lotz zur Wirkungslosigkeit verurteilte. Immer wieder bliesen die Schalker dank der Initiative von Herrmann und Neuser, oft genug auch von Becher und Rausch, zum Angriff. Die einzige Lücke im Schalker Gefüge bildete Pyka, der sich der Mittelfeldrolle, die Bechtold (gegen Neuser) spielte, nicht anzupassen vermochte. Seine Defensivaufgabe gegen die Frankfurter Nummer 9 erfüllte er mit Präzision; doch der Raum, den ihm Bechtold einräumte, blieb ungenutzt. Die Stütze der Eintracht war ebenfalls die Deckung, die die Schalker Angriffsspitzen gründlich entschärfte. Kraus und Blechinger fanden in Jusufi und Schämer ihre Meister, und bei Bechmann machte sich die mangelnde Grundschnelligkeit gegen die leichtfüßigen Blusch und Lindner kraß bemerkbar. Seine besten Szenen hatte Bechmann, wenn er sich in Neusers und Herrmanns Mittelfeldaktionen einschaltete und vorn Raum für Vorstöße aus der Deckung ließ, wovon vornehmlich Becher und Rausch reichlich Gebrauch machten. Im Mittelfeld übertraf der bewegliche Friedrich, der Herrmanns Kreise empfindlich störte, den früh vor Neusers Zähigkeit resignierenden Huberts um Längen. Bechtold löste seine Aufgabe mit viel Fleiß und großem Laufpensum mustergültig; allerdings reichte seine Kraft nicht aus, um auch noch an vorderster Front Wirkung Zu erzielen. Hier hatte allein Grabowski vereinzelt gute Szenen; Solz und Lotz kamen nicht zur Entfaltung. So waren die Vorstöße von Jusufi und Schämer Frankfurts gefährlichste Angriffsaktionen. „Ich habe Kraus nnd Bechmann in der Pause und noch einmal nach dem 1:0 eindringlich auf die Gefährlichkeit der Frankfurter Verteidiger hingewiesen", beklagte sich Schalkes Trainer Fritz Langner nach dem Schlußpfiff. „Im entscheidenden Moment standen beide wie Arbeiterdenkmäler herum. Nur so war der Ausgleich möglich." Ansonsten erkannte Langner das 1:1 jedoch als gerecht an: „In der ersten Hälfte war es von beiden Seiten ein ausgezeichnetes Spiel. Wir hatten nach der Halbzeit 20 Minuten viel Leerlauf, haben uns dann aber wieder gefangen. Leider gab es wieder einige Ausfälle; ich denke dabei besonders an Kraus und Bechmann. Die Abwehr hat ihre Aufgabe gut gelöst; denn der Gegner hatte mit Ausnahme der Weitschüsse von Huberts, Friedrich und Schämer keine Chance. Ansonsten meine ich, daß Frankfurt alles gezeigt hat, was zu einer Klassemannschaft gehört, die in Abwehr und Angriff alles kann. Eintracht ist spieltechnisch eine der stärksten Mannschaften der Bundesrepublik. Mein Tip, daß die Frankfurter Deutscher Meister würden, kam zu Saisonbeginn also nicht von ungefähr.“ Frankfurts Trainer Elek Schwartz äußerte anfangs zwar die Meinung, daß Blechinger das Schalker Führungstor aus Abseitsstellung erzielt habe, räumte im Gespräch mit den Journalisten jedoch einen Irrtum ein. Im übrigen meinte er: „In diesem Spiel gab es zwei verschiedene Stile: Schalke war explosiver und kampfkräftiger, wir waren flüssiger und eleganter im Zusammenspiel. Uns liegt die englische Spielweise der Schalker nicht; das weiß Trainer Langner. Ich kann es ihm nicht übelnehmen, wenn er seine Mannschaft entsprechend eingestellt hat. Schalke ist eine gute Mannschaft, die über eine starke Abwehr verfügt. Nigbur hat sich erneut als großes Torwarttalent erwiesen." Den Zwischenruf eines Journalisten bezüglich des Ausgleichstreffers tat Schwartz souverän ab: „Schämers Tor war keine Glücksache. Solche Treffer gelingen ihm öfter; er kann halt so schießen." In ähnlicher Manier hatte Schämer beim 4-2 im Hinspiel den Frankfurter Führungstreffer erzielt. Tore: 1:0 Blechinger (87., Lindner verfehlte Beckmanns weite Flanke aus der Schalker Hälfte, Blechinger nahm den Ball auf und schoß aus 12 m Entfernung über den herausstürzenden Kunter hinweg unter die Querlatte). 1:1 Schämer (89., nach einem Frankfurter Eckball kommt Schämer an der Strafraumgrenze an den Ball und schießt hoch in den Winkel unhaltbar ein). (Sport-Magazin vom 03.04.1967)
Höhepunkte des Spiels Der dramat.sche Endspurt beider Mannschaften riß die Zuschauer mit. Als sie sich schon mit einem 0 0 abgefunden hatten, fielen noch zwei Tore. 87. Minute: Pyka schlägt den Ball aus dem Mittelfeld an den freistehenden Blechinger, der den Zweikampf mit Schämer gewinnt und auch den herauslaufenden Kunter umspielt, Unter die Latte schlägt der Ball zur 1:0-Führung ein. 60 Sekunden vor dem Abpfiff bejubeln die Frankfurter ihren Ausgleich. Einen von Pyka verursachten indirekten Freistoß schießt Jusufi. Neuser und Becher wehren den Ball mit dem Kopf ab. Ehe ihn ein anderer Schalker aus der Gefahrenzone schlagen kann, schießt Schämer aus 22 m unter das Lattenkreuz, unhaltbar für Nigbur, ein. In der ersten Halbzeit erntete Kunter Sonderapplaus, als er einen von Pyka geschossenen Ball im Hechtsprung zur Ecke abwehrte. (Kicker vom 03.04.1967)
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