Bayern München - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1966/1967 - 1. Spieltag

1:2 (1:0)

Termin: Sa 20.08.1966, 16:00 Uhr
Zuschauer: 22.000
Schiedsrichter: Heinz Siebert (Mannheim)
Tore: 1:0 Gerd Müller (14.), 1:1 Jürgen Grabowski (53., Foulelfmeter), 1:2 Wilhelm Huberts (75.)

 


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Bayern München Eintracht Frankfurt

  • Sepp Maier
  • Hans Rigotti
  • Werner Olk
  • Jakob Drescher
  • Franz Beckenbauer
  • Rainer Ohlhauser
  • Karl Borutta
  • Dieter Brenninger
  • Gerd Müller
  • Peter Werner
  • Rudolf Nafziger

 


 

Trainer
  • Zlatko 'Tschik' Cajkovski
Trainer

 

 

Deserteure, Provokateure und Triumphatoren

Landerer, Stinka und Stein haben die Frankfurter Eintracht verlassen, wobei alle drei schon länger keine Rolle mehr in den Überlegungen von Trainer Elek Schwartz gespielt haben. Ludwig „Wiggerl“ Landerers Hoffnungen auf eine Rückkehr nach München, wo er vor seiner Zeit in Ulm bei Bayern in der Oberliga spielte, haben sich zerschlagen und so tritt er zukünftig für den FSV Frankfurt an. „Zum FSV wäre auch Dieter Stinka recht gern gegangen“, vermutet H. Hoffmann im „Sport-Magazin“, „aber die Bornheimer sind nicht mehr gut bei Kasse, und so haben sie an der Bezahlung für Landerer schon genug zu tragen (ein für den Herbst geplantes Freundschaftsspiel zwischen den einstigen Rivalen Eintracht und FSV soll, wie es heißt, in keinem Zusammenhang mit dem Landerer-Wechsel stehen). Also zog Stinka, der im Übrigen daran denkt, später einen kleineren Verein unter seine Fittiche zu nehmen, mit Erwin Stein zusammen zum Regionalligisten SV 98 nach Darmstadt, und dort müssten beide eigentlich eine echte Verstärkung bedeuten.“

Stinka jedenfalls ließ es sich nicht nehmen, beim Freundschaftsspiel gegen seine alten Kameraden Ende Juli den Ehrentreffer zu erzielen. Beim 4:1-Erfolg, der ohne den WM-Teilnehmer Jürgen Grabowski herausgeschossen wurde, trugen sich neben Oskar Lotz und Wolfgang Solz mit Siegfried Bronnert und Dieter Krafczyk auch zwei Neuzugänge in die Torschützenliste ein. Ob Bronnert der Sprung in die Bundesliga gelingt, bleibt abzuwarten, Krafczyk dagegen hat seine Erstligatauglichkeit in den letzten drei Jahren mit 27 Toren in 70 Punktspielen bereits unter Beweis gestellt. Aufgefallen ist er der Eintracht wohl unter anderem deswegen, weil er sowohl für den 1. FC Saarbrücken als auch zuletzt für Eintracht Braunschweig gegen die Frankfurter getroffen hat.

„Eintracht hat mit Lutz, Lechner und Trimhold drei wertvolle Stammspieler verloren. Lutz als ‚Seele‘ der Abwehr. Trimhold als ‚Motor‘ im Mittelfeld sind nur schwer zu ersetzen. Es bleibt abzuwarten, ob Jusufi und Krafczyk gleichwertig einschlagen“, schreibt Karl Seeger in seiner Vorschau auf die neue Saison im „kicker“ und fährt fort: „Dagegen sollte Lechner durch Bronnert ‚vergessen‘ sein. Wenn man dem erst 18-jährigen Abbé Chancen und Vertrauen gibt, dann kann er (nach unserer Meinung), der von der Eintracht lange gesuchte Torjäger werden. Mit ihm hat Eintracht einen ‚Goldjungen‘ geangelt. Insgesamt sollte Eintracht kaum schwächer als im Vorjahr abschneiden.“

Die Meinung, dass der vom FC St. Pauli aus der Regionalliga gekommene bullige Stürmer Bronnert den torgefährlichen und technisch versierten Mittelfeldspieler Georg Lechner wird adäquat ersetzen können, muss man nicht teilen, aber die Vorbereitung an der bulgarischen Schwarzmeerküste scheint der Eintracht gut getan zu haben: Eine Woche vor dem Bundesligastart wurde im Waldstadion der FC Chelsea durch einen Treffer von Solz verdient mit 1:0 geschlagen. Neuzugang Fahrudin Jusufi konnte auch in dieser Partie als Außenverteidiger in der Offensive überzeugen und bereitete den Siegtreffer mit einer Flanke vor.

Jusufis Verpflichtung hat allerdings auch ein Problem verursacht. Mit dem Jugoslawen, der mit Partizan Belgrad im letzten Europapokalfinale der Landesmeister Real Madrid nur knapp mit 1:2 unterlegen war, haben die Frankfurter neben Trainer Elek Schwartz binnen Jahresfrist nämlich nicht nur einen zweiten Finalisten dieses Wettbewerbs unter Vertrag genommen, sondern mit dem Österreicher Willi Huberts und dem letztjährigen Eintracht-Rückkehrer Istvan Sztani bereits die zwei nach den DFB-Statuten erlaubten Ausländer im Lizenzspielerkader. Sztani ist bekanntlich gebürtiger Ungar und blieb – nachdem er auf einer Länderspielreise vom Volksaufstand in seiner Heimat überrascht worden war – in Deutschland.

Nun soll Sztani, der 1959 zu Standard Lüttich wechselte und dort belgischer Staatsbürger geworden ist, Deutscher werden. Und da Sztani zum einen vor seiner Zeit in Lüttich bereits für die Eintracht spielte und in Frankfurt lebte und zudem mit einer Berlinerin verheiratet ist, sollte das Prozedere bis zum ersten Punktspiel bei Bayern München über die Bühne gegangen sein, hofft Eintracht-Präsident Rudi Gramlich, der seinen Fußballern ins Trainingslager nach Bulgarien nachreiste und dort vor knapp zwei Wochen sagte: „Die Einbürgerungspapiere sind rechtzeitig nach Bonn abgegangen und die notwendigen Rückfragen kamen ebenso prompt. Wir zweifeln also nicht, dass alles glatt geht. Uns wurde zuletzt eine Frist von drei Wochen genannt, und das würde uns ja reichen. Aber selbstverständlich werden wir auch hier am Ball bleiben, um mit Sztani klar zu kommen.“

Nicht auf der langen Bank, sondern auf einem Sperrkonto des DFB liegen derweil 75.000 Mark. Für den von der Eintracht zum TSV 1860 München „desertierten“ Friedel Lutz, der bei der WM im Halbfinale zum Einsatz kam, hat der Bundesligaausschuss unter dem Vorsitz von Franz Kremer, dem Präsidenten des 1. FC Köln, die Ablöse auf 175.000 Mark festgesetzt. Dagegen jedoch haben die Münchner Einspruch erhoben, weil die normale Ablöse für Spieler mit maximal 100.000 Mark festgeschrieben ist. Exakt diese Summe haben die Sechziger der Eintracht auch bereits überwiesen, den Rest jedoch beim DFB hinterlegt, dessen Vorstand die Sache nun entscheiden muss.

„Es ist doch klar, dass bei Nationalspielern wie Friedel Lutz eine Summe festgesetzt werden muss, die beträchtlich über den Normalfall von 100.000 Mark hinausgeht. Dafür gibt es keine Richtlinien, aber wenn der Bundesliga-Ausschuss Länderspiele und Weltmeisterschaft bei Lutz noch einmal extra mit 75.000 Mark bewertet, dann ist das wohl kaum zu hoch gegriffen“, erklärt Rudi Gramlich, der in eben jenem Ausschuss Stellvertreter von Franz Kremer ist und genau deswegen nachschiebt: „Übrigens brauche ich wohl nicht zu betonen, dass ich selber bei der Festlegung dieser Summe nicht mitgewirkt habe.“

Probleme ganz anderer Art hat der erste Gegner Bayern München. Der im DFB-Pokalfinale beim MSV Duisburg wegen seines Wechsels zu den Bayern nicht eingesetzte Rudolf Schmidt ist am 28. Juli gemeinsam mit seinem neuen Mitspieler Dieter Koulmann verunglückt. Während Koulmann mit einem Ellenbogenbruch immer noch im Krankenhaus liegt, hat Schmidt den Unfall nicht überlebt. Bayern-Trainer Cajkovski muss seine Elf nach dieser Tragödie nicht nur aufrichten, sondern auch neu aufstellen, was ihm nicht leicht fällt: Neben der Nummer zehn Koulmann fehlen mit Kupferschmidt und Nowak zwei weitere Spieler wegen Verletzung.

Die Erwartungen an den letztjährigen Aufsteiger, der nicht nur den DFB-Pokal errang, sondern auch bis zum vorletzten Spieltag im Rennen um den Titel mitmischte, sind dennoch hoch. Und die 22.000 Zuschauer im Grünwalder Stadion wollen gegen die Frankfurter Eintracht, die die Bayern in der letzten Runde in zwei Versuchen nicht bezwingen konnte, auch eine Wiedergutmachung für die 1:4-Heimniederlage gegen den 1. FC Köln sehen, mit der sich die Münchner in der letzten Saison vom eigenen Publikum verabschiedet hatten.

Der Anhang der Bayern kann auch tatsächlich nach nur 14 Minuten zum ersten Mal jubeln, denn nach einem schnell vorgetragenen Angriff und der Flanke von Rainer Ohlhauser liegt der Ball nach dem folgenden Kopfball Gerd Müllers im Kasten der Gäste. Torwart Peter Kunter sieht bei diesem Treffer der Münchner Nummer 8 alles andere als gut und glücklich aus.

Doch schnell wird klar, dass die Hausherren aus der frühen Führung kein Kapital zu schlagen verstehen. Rudolf Nafziger versäumt zwar das 2:0, doch ansonsten passiert wenig. So ist der ansonsten selbstbewusste Angreifer Dieter Brenninger auf dem anderen Flügel völlig von der Rolle. Vielleicht ist Brenninger in Gedanken auch schon bei seiner am Sonntag stattfindenden Hochzeit. Auch Ohlhauser gelingt nach seiner Vorarbeit zum 1:0 nur wenig.

Es ist außerdem nicht zu übersehen, dass den Bayern die ordnende Hand fehlt, die die Mannschaftsteile zusammenführt und –hält. Im Mittelfeld ist der junge Peter Werner mit seiner Aufgabe überfordert und Jakob Drescher ist seine überstandene Verletzung noch anzumerken. Allein Müller ist und bleibt gefährlich, doch bei den Frankfurtern überzeugen in der Verteidigung sowohl Jusufi und Lothar Schämer auf den Seiten als auch Peter Blusch als Nachfolger von Lutz auf der Position des Stoppers.

Es fehlt den Gastgebern ein Regisseur wie Huberts bei den Hessen, der das Zepter übernimmt und Jürgen Friedrich an seiner Seite als zuverlässigen Vasallen und ausführende Hand für die ihm übertragenen Aufgaben weiß. Solz und Lotz reißen zudem vor der Pause über den linken Flügel immer wieder Löcher in die Abwehr der Bayern, allerdings ohne zu zählbarem Erfolg zu kommen.

Das ändert sich nach dem Wideranpfiff zur zweiten Halbzeit, als nun die Nummer 8 der Frankfurter zum gefährlichsten Angreifer auf dem Rasen avanciert: Grabowski brilliert auf dem rechten Flügel und füttert den kraftvollen, aber bislang wenig effektiven Bronnert. Für den Ausgleich braucht es freilich zusätzlich noch die Unterstützung Karl Boruttas, der in der 53. Minute den bereits abgedrängten Bronnert im Eck von Strafraum- und Torauslinie völlig ohne Not attackiert und zu Fall bringt. Grabowski lässt sich diese Chance nicht entgehen und verwandelt den von Schiedsrichter Heinz Siebert verhängten Strafstoß unhaltbar für „Sepp“ Maier zum 1:1. „Männer“, ruft Huberts seinen Mitspielern zu, „die sind fertig. Jetzt packen wir sie.“

So einfach wollen sich die Hausherren jedoch nicht geschlagen geben. Sie halten dagegen und der Kampf zwischen den Kontrahenten droht in der letzten halben Stunde die Grenzen des Erlaubten zu überschreiten. Dabei ist es leichter zu entscheiden, ob zuerst die Henne oder das Ei da waren, als den auszumachen, der in diesem Zwist den ersten Stein geworfen hat. Franz Beckenbauer, der schon im ersten Durchgang teils rüde Tritte ausgeteilt hat, tut sich unter den Sündern bei den Bayern ebenso hervor wie Huberts auf der Seite der Frankfurter.

Triumphator ist am Ende Huberts, der seine spielerisch untadelige Leistung mit einem tollen Auftritt krönt, bei dem er nach dem Zuspiel von Solz mit Beckenbauer auch noch den größten Widersacher umkurvt, bevor er den Ball flach in die linke Ecke des Tores schlenzt und die Eintracht zum 2:1 und zum Sieg schießt. Daran ändert auch Beckenbauer nichts mehr, der nun, als die Not am größten ist, vom eigenen Anhang zum Stürmen aufgefordert wird, doch dieses Vorhaben bereits nach zwei erfolglosen Vorstößen wieder aufgibt, weil seine ohne ihn entblößte Abwehr Gefahr läuft, ein Opfer der auf Konter lauernden Hessen zu werden. Die Eintracht gewinnt und das kleine Häuflein Frankfurter Schlachtenbummler schwenkt noch lange nach dem Schlusspfiff überglücklich die schwarz-weißen Fahnen.

Bayern-Trainer „Tschik“ Cajkovski kritisiert den vom Schiedsrichter verhängten Foulelfmeter als zu hart, erkennt jedoch an: „Die Eintracht hat gut gespielt und verdient gewonnen. Wir mussten einfach zu viele Stammspieler ersetzen. Trotzdem hatte ich eine bessere Gesamtleistung meiner Mannschaft erwartet.“ „Wir hatten keinen Mittelfeldspieler, der unsere Stürmer schicken konnte. Was soll ich machen? Ich habe keine anderen Leute“, stöhnt Cajkovski: „Koulmann ist noch im Krankenhaus, Nowak und Kupferschmidt sind verletzt.“ Und: „Koulmann und Kupferschmidt sind durch Werner und Drescher nicht zu ersetzen.“

„Frankfurt hat sehr gut gespielt, bei meinen Spielern fehlten Kampfgeist und Verständnis. Das nächste Mal werden wir es mit Nasdalla und Roth im Angriff versuchen“, kündigt der jugoslawische Fußballlehrer an und ergänzt zum Neuzugang von Viktoria Köln: „Nasdalla hat sich mit einer guten Leistung in der Reserve empfohlen. Er wird in Düsseldorf auf jeden Fall spielen.“ Noch weiter geht Bayern Münchens technischer Direktor Robert Schwan, der von „erheblichen Veränderungen“ und gleich von der halben Reserve spricht, die am Rhein zum Einsatz kommen soll.

„Man hat nicht gemerkt, dass uns einige gute Spieler verlassen haben. Es hat auch ohne Lutz recht gut geklappt“, stellt dagegen Eintracht-Trainer Schwartz zufrieden fest: „In der letzten halben Stunde war meine Mannschaft dank der besseren Kondition überlegen.“ „In der ersten Hälfte hatten beide Mannschaften ein bisschen Pech, beide hätten weitere Tore machen können, aber Kunter gehört ja auch zur Mannschaft. Das 1:0 war sein Fehler, doch dann hat er zwei, drei Bälle gehalten, die bei einem anderen reingegangen wären“, lobt er seinen Keeper: „Kunter hat seinen Fehler, der zum Tor der Münchner führte, später wieder gutgemacht.“ „Wir sind nach München gekommen, um einen Punkt zu holen. Haben wir ein wenig Glück gehabt, sind es sogar zwei Punkte geworden“, lächelt Schwartz, während aus der Kabinentür hinter ihm die Freudengesänge seiner Spieler ertönen.

Bei seinem stürmischen Neuzugang aus St. Pauli will der Eintracht-Trainer die weitere Entwicklung abwarten: „Bronnert hat noch ein bisschen Respekt.“ Der und einiges andere fehlen dem immer noch aufgebrachten Cajkovski bei Huberts, der in den Augen des Bayern-Trainers in der zweiten Hälfte die Kettenreaktion an Fouls auf beiden Seiten auslöste: „Dieser Österreicher ist Provokateur. Was er macht, ist kein Fußball mehr. Wenn ich gegen ihn gespielt hätte, ich hätte mich nicht beherrschen können“, schimpft „Tschik“ erbost.

„Ein ernstes Wort zur rechten Zeit tut not“, meint auch der Berichterstatter des „kicker“, doch Hans Eibele hat dabei nicht Huberts im Sinn: „Aber Vorsicht Franz Beckenbauer! Nicht alle Schiedsrichter sehen nachsichtig über grobe Fouls hinweg, wie sie dem Beckenbauer allmählich zur Gewohnheit werden.“ „Es macht mir Vergnügen, Beckenbauer zuzuschauen“, meint Elek Schwartz über den neuen Liebling des Boulevards, „doch seine Fouls sind hässlich.“ „Beckenbauer ist ein wunderbarer Spieler. Und es ist selbst für den Gegner ein Genuss, ihm zuzusehen“, wiederholt er in abgewandelter Form, „aber ein Weltklassespieler darf sich nicht so vergessen. Sicher, bei uns haben sich auch einige vergessen, doch die heißen nicht Beckenbauer.“

In den Mittelpunkt und in ihre „Nationalelf der Woche“ stellt die „Bild“ dann auch keinen der beiden Streithähne, sondern Gerd Müller und Jürgen Grabowski.


Epilog

Jürgen Grabowski kam bei der WM in England zwar nicht zum Einsatz, wurde aber für seine Zugehörigkeit zum Turnier-Kader des DFB von der Frankfurter Eintracht mit der silbernen Vereinsehrennadel ausgezeichnet. Bayern-Torwart „Sepp“ Maier sorgte dagegen direkt nach dem Schlusspfiff des in der Verlängerung nach einem umstrittenen Treffer verlorenen WM-Finales selbst für eine Entschädigung und ergatterte anstelle von Stammtorhüter Hans Tilkowski das Trikot des englischen Goalies Gordon Banks: „Der Hans war zu langsam. Als alle Spieler nach dem Spiel ihre Trikots mit den Engländern tauschten, bin ich zu Banks gegangen. Der schaute zwar zuerst etwas dumm, doch dann gab er mir seinen Pullover.“

Eingetauscht hat Maier aber nicht sein eigenes Trikot: „Was sollte der Banks denn mit der Nummer 22? Ich habe mir in einem unbeobachteten Augenblick Tils Pullover aus dem Trikotkoffer geholt. Schließlich wollte ich wenigstens etwas vom Endspiel mit nach Hause bringen, wenn ich schon selbst nicht spielen konnte.“ Dann meint er lächelnd: „So gut beieinander wie ich ist der Banks nicht. Die Ärmel sind mir ja viel zu kurz.“ Tragen wird er das Mitbringsel in Punktspielen natürlich nicht: „Ich wechsle Pullover, in denen ich großen Erfolg hatte, nicht so schnell.“

Die Bayern treten am 2. Spieltag in Düsseldorf wie angekündigt mit Franz Roth und Günther Nasdalla an. Die Partie endet 0:0. Es bleibt Nasdallas einziges Bundesligaspiel. Nach der Saison wechselt er in die Regionalliga West zur Fortuna, die sich wie er aus der Bundesliga verabschiedet hat. Jakob Drescher hat gegen die Eintracht seinen 29. und letzten Bundesligaeinsatz gehabt. Er wechselt in die Regionalliga Südwest zum FK Pirmasens. Auf ebenfalls 29 Bundesligaspiele kommt Karl Borutta, weil er am 8. Spieltag noch einmal in der Begegnung bei Werder Bremen aufgestellt wird. Nach dem 1:4 ist auch seine Zeit in der höchsten deutschen Spielklasse vorbei.

Istvan Sztani kommt bei der Eintracht erst am 15. Spieltag zum Einsatz und in der gesamten Runde nur auf zwei Punktspiele. Dieter Krafczyk verlässt die Eintracht nach nur einer Saison, in der er in vier Bundesligaspielen ein Tor erzielt, wieder. Siegfried Bronnert erzielt in 16 Einsätzen zwar 12 Tore, ist aber technisch zu schwach für die 1. Liga. Nachdem er in der zweiten Saison in acht Punktspielen nur noch einen Treffer erzielt, geht er 1968 zum VfB Lübeck und danach zurück zum FC St. Pauli in die Zweitklassigkeit.

Sturmhoffnung Ernst Abbé kommt erst an den letzten beiden Spieltagen zum Einsatz. Er trifft bei seinem Debüt zwei Mal. Nach sechs weiteren Einsätzen in der folgenden Spielzeit zieht er sich am 1. November 1967 im Fohlenspiel beim 1. FC Nürnberg eine Verletzung zu, die erst nach seinem Rücktransport nach Frankfurt als Schädelbruch erkannt wird. Nach einer sofortigen Operation macht die Heilung deutliche Fortschritte, doch wenige Tage vor Heiligabend wird eine Nachoperation notwendig. Erst in der Saison 1968/69 kommt Abbé wieder zum Einsatz in der Bundesliga, in der nach insgesamt 13 Spielen mit 3 Treffern seine Karriere als 20-Jähriger schon beendet ist.

Der gegen die Eintracht schmerzlich vermisste Dieter Koulmann, über den – wie sich Franz Beckenbauer später in seinem ersten Buch erinnern wird – im Mittelfeld der Bayern „alles lief“, wechselt 1968 zu Kickers Offenbach und ein Jahr später zum MSV Duisburg. Beim ehemaligen Verein von Rudolf Schmidt kommt er aber nur noch auf zwei Bundesligaspiele und überlebt seinen Kameraden und Mitfahrer um nicht ganz 13 Jahre: Am 26. Juli 1979, zwei Tage vor Schmidts Todestag, stirbt Koulmann im Alter von 39 Jahren. (rs)


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