Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1965/1966 - 33. Spieltag

1:2 (0:1)

Termin: Sa 21.05.1966, 16:00 Uhr
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Klaus Ohmsen (Hamburg)
Tore: 0:1 Wilhelm Huberts (20.), 1:1 Herbert Laumen (51.), 1:2 Jürgen Friedrich (65.)

 

 

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Borussia Mönchengladbach Eintracht Frankfurt

  • Rudolf Krätschmer
  • Heinz Lowin
  • Arno Ernst
  • Berti Vogts
  • Egon Milder
  • Herbert Laumen
  • Walter Wimmer
  • Bernd Rupp
  • Heinz-Willi Raßmanns
  • Günter Netzer
  • Rudolf Pöggeler

 


 

Trainer
  • Hennes Weisweiler
Trainer

 

 

 

Kein Trainingsspiel

Wen interessiert es, wenn am vorletzten Spieltag der 8. und der 12. aufeinandertreffen? Die Antwort lautet: 12.000 Zuschauer. So viele sind heute zum Bökelberg gepilgert, dabei sicher die Wenigsten, weil sie auf den dritten Sieg der Frankfurter Eintracht in Folge spekulieren. Eher hoffen sie auf den ersten Sieg von Borussia Mönchengladbach seit dem 27. Spieltag.

Auswärts gab es für die Elf von Trainer Hennes Weisweiler nach der 0:5-Klatsche in Stuttgart beachtenswerte Unentschieden in Köln (2:2) und am letzten Wochenende beim Titelkandidaten 1860 München (3:3), doch am Bökelberg setzte es in den letzten beiden Heimspielen Niederlagen und sogar Pfiffe beim 0:7 gegen Werder Bremen. Da erzielten die bereits mit 1:0 führenden Norddeutschen ab der 65. Minute noch ein halbes Dutzend Tore, allerdings gegen eine Gladbacher Elf, in der Spielmacher Netzer nach zahlreichen Fouls nur noch humpelnd als Statist mitwirken konnte. Beim 3:3 in München zeigte Netzer wie wertvoll er gesund für die Elf von Trainer Weisweiler ist, als er in der Schlussphase innerhalb von 120 Sekunden jeweils mit einem Diagonalpass das 3:2 und 3:3 durch den dreifachen Torschützen Laumen einleitete.

Gegenüber dem torreichen Remis bei 1860 fehlen Flügelstürmer Walter Waddey und mit Albert Jansen nach Heinz Wittmann der nächste Stammspieler aus der Abwehr, dafür rücken Walter Wimmer und Egon Milder in Weisweilers Elf, die im Sturm weiter auf Josef Heynckes verzichten muss. Im Tor steht erneut Rudolf Krätschmer, der Manfred Orzessek nach dem 0:7 gegen Bremen zwischen den Pfosten abgelöst hat. Nach Borussias Aufstieg vor einem Jahr hatten die Fans den „Dicken“, wie die Mitspieler Orzessek nennen, noch vom Spielfeld getragen. Doch dem fast 33-Jährigen, der 1958 mit Schalke 04 Deutscher Meister geworden ist, war da schon bewusst, dass sich seine Zeit als Nummer eins dem Ende zuneigt: „Dass ich das noch miterleben durfte …“

Auch die Hessen sind nicht ohne Sorgen und müssen mit Neu-Nationalspieler Jürgen Grabowski auf den zweifachen Torschützen aus dem 3:1-Hinspielsieg verzichten. Georg Lechner, der bald zu Schwaben Augsburg zurückkehren wird, ist ebenfalls nicht mit von der Partie. Dafür sind heute Oskar Lotz und Lothar Schämer dabei.

Das Zepter reißt nach dem Anpfiff die ersatzgeschwächte Elf Weisweilers an sich. Es ist den Spielern anzumerken, dass sie die letzten Scharten auswetzen und ihre Anhänger mit einem Sieg versöhnen wollen. So kommen die Gladbacher auch zu einer Gelegenheit durch Laumen. Dessen Schuss kann Torhüter Kunter nicht festhalten, da aber kein Borusse nachsetzt, bleibt die Aktion folgenlos.

Das Fehlen der einen oder anderen Stammkraft macht sich im weiteren Verlauf im Offensivspiel der Gastgeber bemerkbar, doch der Rückstand wird nicht durch den Fehler eines Ersatzspielers eingeleitet. Es ist Hans-Hubert Vogts, der in der 20. Minute die Flanke des lauffreudigen Friedrich verpasst, die dieser von rechts an den Elfmeterpunkt zieht. Dort steht Huberts und vollstreckt mit einem flachen Schuss zum 1:0 für die Eintracht.

Danach kontrolliert die Eintracht Ball und Gegner. Das tut die Elf vom Main allerdings, ohne sich um einen weiteren Treffer zu bemühen. So sind zwei Verletzungen das Erwähnenswerteste aus dem Geschehen bis kurz vor dem Halbzeitpfiff. Zuerst muss der leicht verletzte Solz ab der 22. Minute für vier Minuten an der Außenlinie behandelt werden, dann ist es Laumen, der in der 24. Minute angeschlagen wird und nach zweiminütiger Behandlung humpelnd aufs Feld zurückkehrt. Erst in der 43. Minute kommt es zur nächsten Torchance, als Rupp an Kunter scheitert, der im rechten Moment sein Tor verlassen hat und dem Gladbacher Stürmer entgegen geeilt ist.

Nach dem Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit wiederholt sich das Bild aus der Anfangsphase des ersten Durchgangs, als ebenfalls die Gladbacher aktiver waren und den Ton angaben. Dieses Mal jedoch lassen die Borussen nicht nach. Das liegt vor allem an Netzer und an Rupp, wobei sich auch der leicht angeschlagene Laumen immer wieder ins Getümmel wirft. Mit Erfolg! In der 51. Minute spielt Netzer Rupp im Strafraum an, der den Ball weiter zu Laumen schiebt. Da Lutz zu spät eingreift, kann Laumen aus kurzer Distanz am herausstürzenden Kunter vorbei in die rechte Torecke einschießen. 1:1.

Vom kampffreudigen und ausdauernden Netzer angetrieben dominiert die Borussia die Begegnung. Dem Druck der Gladbacher haben die Frankfurter nur ihre Kombinationen entgegenzusetzen, die zwar schön anzusehen sind, aber viel zu selten mit einem beherzten Schuss abgeschlossen werden, obwohl die zuweilen konfuse Abwehr der Gastgeber einladend wirkt.

Diese Einladung nimmt Huberts nach 65 Minuten endlich an und schlägt einen Steilpass auf Friedrich. Der junge Mittelfeldspieler eilt an Pöggeler und auch an Torwart Krätschmer vorbei und schiebt den Ball zur neuerlichen Frankfurter Führung ins Netz. Der Vorbereiter des ersten Treffers glänzt als Vollstrecker – es ist sein zweites Bundesligator innerhalb eines Monats.

Die Gladbacher stecken trotz des erneuten Rückstandes nicht auf und erstreiten sich gegen eine routinierte Eintracht bis zum Spielende ein Eckenverhältnis von 9:2, das Ausdruck ihrer Leidenschaft und ihres Willens ist. Ein weiteres Tor jedoch springt dabei nicht heraus, obwohl Laumen in der 78. Minute mit einem Pfostenschuss seinem zweiten Treffer und dem Ausgleich gefährlich nahe kommt.

„Gut und gerne war ein 2:2 für uns drin“, ärgert sich Gladbachs Trainer Weisweiler nach dem Schlusspfiff des die Partie mit viel Übersicht leitenden Schiedsrichters Ohmsen, während Eintracht-Trainer Elek Schwartz meint: „Wenn die Borussen auch in der zweiten Halbzeit mit ihren Torschüssen viel Pech hatten, so haben wir doch verdient gewonnen.“ „Unser Siegtreffer“, räumt Schwartz allerdings ein, „kam etwas glücklich zustande.“

„Laumens Verletzung ließ Rupp meist allein als Spitze übrig“, sieht Weisweiler einen Grund für die nächste Niederlage im Verletzungspech seiner Elf. „Unsere starke Abwehr wurde ernstlich geprüft“, macht Schwartz dem Gegner nicht nur insgesamt ein Lob, sondern stellt auch den Regisseur des Aufsteigers heraus: „Für mich war Netzer bester Spieler.“

„Mit meiner Verlegenheitself bin ich im Großen und Ganzen zufrieden“, sagt Weisweiler, bemängelt aber: „Einige Ersatzspieler sind noch nicht bundesligareif.“ Sein Kollege Schwartz hat ein „gutes Kampfspiel bis zum Schluss“ gesehen und Horst Trimhold, den die „Bild“ in dieser Saison bereits zum 7. Mal in ihre „Nationalelf der Woche“ aufnimmt, erkennt bewundernd an: „Nach dem 0:7 der Mönchengladbacher gegen Werder Bremen hatte ich an ein Trainingsspiel gedacht. Aber dann waren die Mönchengladbacher doch überraschend stark.“


Epilog

Auch am letzten Spieltag gelingt den Mönchengladbachern kein Sieg mehr: Der Aufsteiger beendet die Saison nach einem 1:1 in Braunschweig auf dem 13. Platz.

Rudolf Krätschmer, der in Braunschweig noch einmal im Tor der Gladbacher steht, wechselt nach insgesamt acht Bundesligaspielen in zwei Jahren am Bökelberg, zur nächsten Spielzeit in die Regionalliga Südwest zum TuS Neuendorf und 1969 in die Regionalliga West zum Wuppertaler SV, bei dem er seine Laufbahn beendet.

Manfred Orzessek bleibt bis zum Ende seiner professionellen Spielerkarriere im Jahr 1969 bei der Borussia, zu der er 1961 nach acht Jahren beim FC Schalke 04 gewechselt war. Hinter Volker Danner ist er ab Sommer 1966 die Nummer 2, die er in seiner letzten Saison am Bökelberg an Wolfgang Kleff verliert. Orzessek kommt nach dem 0:7 gegen Werder Bremen nur noch ein einziges Mal in der Bundesliga zum Einsatz und zwar am 29.4.1967 bei der 3:4-Niederlage beim TSV 1860 München. Nach seiner Spielerlaufbahn wird Orzessek für fünf Jahre Jugendtrainer bei den Gladbachern und arbeitet im Sportamt der Stadt Mönchengladbach. Am 12. April 2012 stirbt er in seiner Geburtsstadt Mönchengladbach im Alter von 78 Jahren. (rs)


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