Meidericher SV - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 1965/1966 - 24. Spieltag
0:0
Termin: Sa 05.03.1966, 16:00 Uhr
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Gerhard Schulenburg (Hamburg)
Tore: ./.
Meidericher SV | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Die Parole der kläglichen Versager Das ist großes Pech für Friedel Lutz, der vor 14 Tagen seine Rückkehr in die DFB-Auswahl feierte: Er fällt mit einem Nasenbeinbruch aus. Den hat er sich am Mittwochabend im Olympiastadion von Amsterdam im Freundschaftsspiel der Eintracht gegen die niederländische Nationalmannschaft nach einem Zusammenprall mit Miel Pijs zugezogen. Im heutigen Auswärtsspiel beim Meidericher SV fehlt Lutz damit zum ersten Male in dieser Saison bei einem Pflichtspiel. Während ihn jedoch am Mittwoch nach seiner Auswechslung Jürgen Friedrichs ersetzte, wird er an der Wedau von Blusch vertreten. Bei Meiderich fehlt der beim 3:3 in München gegen 1860 verletzte Verteidiger Johann Sabath. Nach der Sperre, die Manfred Müller für seinen beim 1:1 in Köln kurz vor dem Ende erhaltenen Platzverweis absitzen muss, vergrößert das die Personalnot in der Defensive der „Zebras“ und hat Umstellungen sowie die Hereinnahme von Stürmer Vincenz Fuchs zur Folge. Der Torjäger, der zu Saisonbeginn vom Regionalligisten FSV Mainz 05 gekommen ist, erhält damit seine erste Bewährungschance in der Bundesliga. Zu seinem dritten Einsatz in dieser Runde kommt zudem der Brasilianer Raoul Tagliari, der beim Unentschieden gegen die 60er zu seinem ersten Saisontreffer gekommen ist. Wohl deswegen und mangels einer Alternative erhält er eine neuerliche Chance, denn seine Leistung in München gab wie so oft keinen Anlass, ihn in die Elf zu nehmen. Auf den Durchbruch des Südamerikaners wartet man an der Wedau auch im zweiten Jahr immer noch vergebens. Spielmacher Werner „Eia“ Krämer sowie Ludwig Nolden stehen heute ebenso wenig zur Verfügung wie weiterhin Heinz Versteeg und die Nachwuchshoffnung Rüdiger Mielke, der nach seinem Bundesligadebüt gegen die Eintracht in der letzten Saison in dieser Runde in fünf Punktspielen fünf Mal ins Schwarze getroffen hat und auch bei seinem Einsatz im DFB-Pokal einmal erfolgreich war. Weltmeister Helmut Rahn gehört dem Kader nicht mehr an, denn „der Boss“ hat, nachdem er verletzungsbedingt in dieser Saison noch kein Pflichtspiel bestreiten konnte, seinen Lizenzspielerpass zurückgegeben. Doch die Meidericher sind nicht nur durch Verletzungssorgen und Aufstellungsprobleme gebeutelt, ihnen fehlen in diesem Jahr gleichfalls Siege in der Bundesliga. Im DFB-Pokal konnte man zwar den VfB Stuttgart mit 2:0 und den FC Schalke 04 mit 6:0 schlagen, von den letzten halben Dutzend Punktspielen jedoch nur eines – ebenfalls gegen den VfB – gewinnen. Und auch das letzte Bundesligaheimspiel gegen den amtierenden Meister Werder Bremen ging mit 1:2 verloren. Gegen zu Beginn stark auftrumpfende Gäste sieht es heute nicht besser aus. Die Hessen zeigen Kombinationen, die lehrbuchreif bis traumhaft zu nennen sind, vergessen darüber aber wieder einmal Sinn und Zweck des Spiels. Der besteht nämlich darin, den Ball über die gegnerische Torlinie zu bringen. Doch wo ein energischer Abschluss Not täte, versuchen die filigran spielenden Frankfurter noch einen Doppelpass … Doch nicht allein die Absicht, das Leder buchstäblich über die Torlinie zu kombinieren, steht der Eintracht im Weg, sondern auch MSV-Schlussmann Manfred Manglitz, der einen großartigen Tag erwischt hat. Dem Keeper scheint alles zu gelingen, selbst seine Kopfballabwehr außerhalb des Strafraums, mit der er einer großen Chance der Gäste das Ende bereitet und sich selbst den tosenden Applaus von den Rängen sichert. Kurz nach dem Ende der ersten Viertelstunde, in der sich die zaubernde Eintracht noch der Gunst des objektiven Teils des Publikums sicher sein konnte, hat Grabowski Manglitz überwunden, scheitert jedoch am Innenpfosten. Der Außenstürmer, der serienweise seine Tricks und damit seine Gegner vorführt, hat knapp 20 Minuten später zum zweiten Mal großes Pech, doch nachdem sein Heber in der 35. Minute alle Hindernisse überwunden hat, wird der Ball von der Querlatte des Meidericher Gehäuses aufgehalten ... Es ist ein Spiel, in dem die Eintracht mehr und mehr die Offensive zugunsten der Sicherung des eigenen Tores vernachlässigt, und doch zu einem halben Dutzend erstklassiger Gelegenheiten kommt. Zweimal zögert jedoch Spielgestalter Lechner gemeinsam mit Trimhold und Huberts zu lange bzw. verdribbelt und verstolpert gute Einschussgelegenheiten, drei weitere Male pariert Manglitz gegen die Frankfurter glänzend. Meiderichs Verlegenheitself findet nicht zu einer einheitlichen Linie und – wen will es wundern? – selten zu einer abgestimmten Aktion. So bieten sich Kunter im Kasten der Eintracht kaum die Möglichkeiten seines Gegenübers Manglitz, der sich am laufenden Band auszeichnen kann und das auch tut. Kunter muss sich mit zwei Gelegenheiten begnügen: Eine vor der Halbzeitpause und eine weitere im zweiten Durchgang, als Gecks, der nicht nur gegen die Eintracht schon erfolgreichere Tage gesehen hat, das verlassene Tor verfehlt. Mehr lässt die vorzügliche Viererkette Höfer, Blusch, Lindner und Wirth gegen die schwachen Gastgeber nicht zu. Denen fehlt natürlich ihr torgefährlicher Regisseur „Eia“ Krämer und mit Nolden ein weiterer Stratege und Leistungsträger. Ohne die beiden gestaltenden Persönlichkeiten des Meidericher Spiels und dem heute schwachen van Haaren müssen die Aktionen zwangläufig Stückwerk bleiben, denn ihre Rollen können die anderen nicht ausfüllen. So reiht sich Fehlpass an Fehlpass und zu den zahlreichen Ballverlusten kommen läuferische Defizite der zweiten Reihe, die die erste vertreten muss. Es ist ein Graus, denn während den „Zebras“ die Klasse und die Mittel fehlen, mangelt es den Adlern an der Entschlossenheit, die Schwäche des Gegners auszunutzen. Wie ein Boxer, der mit guten Kombinationen die Deckung des Gegners öffnet, doch dann nicht den „Punch“ zum Niederschlag hat, fehlt der Eintracht im Sturm die Schlagkraft. Solz lässt zudem viele Wünsche offen und Bechtold ist abermals eine Enttäuschung. So kann man unter dem Strich hüben wie drüben nur wenige Akteure loben. Auf Frankfurter Seite neben dem großartigen Grabowski die spielstarken Lechner und Trimhold, beim MSV Heidemann und Bella sowie Schiedsrichter Schulenburg, dem Karl Fey im „kicker“ bescheinigt, er sei „ein Muster an Objektivität und Korrektheit“ und seine „Auslegung des regelrechten Tacklings vorbildlich“ gewesen. Schon nach gut einer halben Stunde forderten die besonders enttäuschten unter den 15.000 Zuschauer ein vorzeitiges Ende und riefen lautstark „Aufhören“ und nach dem Schlusspfiff fällt das Urteil der zahlenden Kundschaft nicht positiver aus. „Nach dem 0:0 zwischen dem Meidericher SV und Eintracht Frankfurt hagelte es Pfiffe und Sitzkissen. 20.000 (sic) Zuschauer waren über das Unvermögen zweier Stürmerreihen enttäuscht, die versehentlich diesen Namen trugen“, schreibt Paul Palmert später in der „Bild“. „Ach, du lieber Himmel“, ruft MSV-Trainer Eppenhoff, aber natürlich nicht wegen Palmerts Artikel, sondern wegen des Auftritts seiner Mannen. Eppenhoff kann von Glück sprechen, das diese Partie nicht verloren ging, und tut das auch. Die Darbietung seiner Elf entschuldigt er so: „Bei so zahlreichen Ausfällen, die keine Mannschaft verdauen kann, darf man nicht viel erwarten.“ „Schlechter geht’s nicht mehr“, hofft er, „doch sind dann solche Leistungen erklärlich.“ „Mit dem einen Punkt und dem Feldspiel bin ich zufrieden, doch nicht mit den Stürmerleistungen beim Abschluss. Wir mussten das Spiel klar gewinnen“, ärgert sich Eintracht-Trainer Elek Schwartz derweil und rügt – neben dem für ihn immer noch zu seltenen Spiel über die Flügel – vor allem die schlechte Chancenverwertung: „Wir hätten schon zur Pause deutlich vorne liegen müssen.“ Schwartz beklagt, dass ihm echte Torjäger fehlen und verpasst den vorhandenen Stürmern das wenig schmeichelhafte Prädikat „klägliche Versager“. Das will Horst Trimhold so nicht auf sich sitzen lassen. „Ich wäre zu gerne mit nach vorne und aufs Ganze gegangen“, verteidigt er sich und schiebt den schwarzen Peter zurück zum Trainer und auf dessen taktische Vorgabe: „Aber wir hatten die Parole, auf Unentschieden zu spielen, weil Lutz fehlte ...“ „Dabei wären die Meidericher zu schlagen gewesen“, fehlt Trimhold das Verständnis für die Order seines Vorgesetzten: „So schlecht habe ich sie noch nie erlebt.“ Trimhold und Grabowski hat man dagegen in dieser Saison schon des Öfteren so gut gesehen wir an der Wedau. Und so finden sie sich zum wiederholten Mal in der von der „Bild“ zusammen gestellten „Nationalelf der Woche“ wieder. Für Grabowski ist es die vierte Nominierung, für Trimhold die fünfte.
Vincenz Fuchs, der für den 1. FSV Mainz 05 in 66 Partien der Regionalliga Südwest 35 Tore erzielen konnte, kommt bei den Meiderichern nicht mehr zum Einsatz. Für ihn bleibt es bei dem einen Bundesligaspiel. Er wechselt im Sommer in die Regionalliga Süd zum VfR Mannheim. Raoul Tagliari darf nach seinem erfolglosen Einsatz gegen die Eintracht noch einmal mitspielen: Er ist am 26. Spieltag beim 1:0-Sieg gegen Neunkirchen zum letzten Mal dabei. Nach zwei Jahren in der Bundesliga fällt allein seine Torstatistik mit vier Treffern in nur neun Punktspielen positiv auf, doch seine Leistungen genügen erstklassigen Ansprüchen nicht. Er kehrt nach Brasilien zurück. Das große Sturmtalent Rüdiger Mielke, das aus der A-Jugend des MSV Duisburg stammt, wird am Ende der Saison in 13 Punktspielen 14 Mal ins gegnerische Tor getroffen haben. Zusammen mit dem Treffer aus den beiden Punktspielen der vorherigen Saison kommt er damit auf 15 Tore in 15 Bundesligapartien. Außerdem trifft Mielke in vier Pokalbegegnungen drei Mal, unter anderem zum 1:0 im Endspiel gegen den FC Bayern München, das im Frankfurter Walstadion mit 2:4 verloren geht. Die Hoffnung auf eine große Karriere erfüllt sich jedoch nicht, obwohl Bundestrainer Helmut Schön den 21-Jährigen im Blick hat und zu einem Lehrgang der Nationalmannschaft einlädt. Doch in der Vorbereitung zur nächsten Saison verletzt sich Mielke so schwer am Knie, dass er seine professionelle Fußballerlaufbahn weit vor der Zeit beenden muss. (rs)
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