Eintracht Frankfurt - 1. FC
Nürnberg |
Bundesliga 1965/1966 - 3. Spieltag
1:2 (1:1)
Termin: Sa 28.08.1965, 16:00 Uhr
Zuschauer: 40.000
Schiedsrichter: Rudolf Kreitlein (Stuttgart)
Tore: 0:1 Manfred Greif (12.), 1:1 Wilhelm Huberts (24.), 1:2 Heinz Strehl (57.)
Eintracht Frankfurt | 1. FC Nürnberg |
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Trainer | Trainer
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Déjà-vu Mit dem Club aus Nürnberg kommt ein bereits nach zwei Spieltagen gut gerupfter Gegner ins Waldstadion. Nach der 0:1-Auftaktniederlage in Bremen setzte es für die Franken am letzten Wochenende gegen den Meisterschaftskandidaten 1860 München eine empfindliche 1:4-Heimniederlage. Die „Löwen“-Stürmer Brunnenmeier und Konietzka erledigten die Nürnberger fast im Alleingang, wobei Brunnenmeier seine drei Treffer schon im ersten Durchgang gelangen. Keine leichte Zeit also für Trainer Jeno Csaknády, der seit dem Sommer am Valznerweiher regiert. Der Ungar hat zum zweiten Mal das Traineramt beim Club übernommen. Im November 1963 löste er ja bereits Herbert Widmayer ab, der als erster Trainer der Bundesliga entlassen wurde. Zum Saisonende verließ Csaknády nach einem 9. Platz die Noris und unternahm eine Studienreise zu französischen sowie englischen Vereinen. Außerdem fand er Zeit, eine Biographie seines Landsmannes und fußballspielenden Weltenbummlers Béla Guttmann zu verfassen. Nun ist er wieder zurück und hat eine Botschaft für seine Angestellten mitgebracht: „Spieler müssen lernen Brot verdienen.“ Nach den ersten beiden Partien müssten sie demnach sehr hungrig sein. Die Eintracht allerdings ist gewarnt, denn in der Bundesliga gelang ihr in den ersten beiden Versuchen noch kein Heimsieg gegen den Club. Und schwächer als in der letzten Runde, als man sich in Frankfurt mit einem 1:1 trennt, sind die Franken heuer nicht. Mit Franz Brungs hat man einen namhaften Stürmer aus Dortmund geholt, der dort in 54 Punktspielen 23 Treffer erzielt hat. Als Konkurrenten für Stammtorwart Roland Wabra wurde Gyula Tóth von Schalke 04 verpflichtet, der dort in der letzten Runde immerhin 21 Punktspiele bestritten hat. In der Saison davor war er bei der SpVgg Fürth in der Regionalliga Süd sogar 38 Mal im Einsatz. Vom VfR Mannheim kam zudem Rudolf Bast, der in den letzten beiden Jahren mit 59 Toren in 69 Ligaspielen zu überzeugen wusste und dem auch Angebote des 1. FC Kaiserslautern und von FC Schalke 04 vorgelegen haben. Ob sich der bereits 28 Jahre alte Mittelstürmer jedoch in Nürnberg gegen Brungs und Strehl wird durchsetzen können, bleibt abzuwarten. Nachdem er an den ersten beiden Spieltagen mit von der Partie war, verzichtet Csaknády heute jedenfalls auf seine Dienste. Die Abgänge des Clubs sollten dagegen kaum ins Gewicht fallen. Rolf Wüthrich, der sich nicht recht durchsetzen konnte, ist in die Schweiz zurückgekehrt und Paul Derbfuß wie Richard Albrecht zum Rivalen nach Fürth gewechselt, was bei Derbfuß allerdings keine sportlichen Gründe hatte. Der Verteidiger hat sich lediglich gegen das Vollprofitum und für seine Anstellung beim Arbeitsamt Nürnberg entschieden. Fußball und Beruf kann er bei den „Kleeblättern“ in der Regionalliga Süd wieder unter einen Hut bringen. Auch das Ex-Trainer Gunther Baumann Kurt Dachlauer mit nach Schweinfurt genommen hat, stellt keine Schwächung dar, weil Dachlauer wie die bereits Genannten kein Stammspieler war. Das ist auch Jürgen Billmann nicht, der in den letzten drei Spielzeiten lediglich auf insgesamt 11 Punktspiele gekommen ist. Heute jedoch ist er dabei. Die Rolle des Ersatzspielers könnte beim Club auch das Schicksal des bereits erwähnten Tóth sein, der beim 1:4 gegen 1860 seine erste Bewährungschance erhielt. Heute findet er seinen Platz wieder in der zweiten Reihe – Wabra steht wieder zwischen den Pfosten. Der verlebt anfangs einen ruhigen Nachmittag, während sich sein Torwartkollege auf der anderen Seite nicht über mangelnde Beschäftigung beklagen kann. Gleich nach dem Anpfiff sendet Tasso Wild aus 25 Metern einen hammerharten Gruß in Richtung des von Peter Kunter gehüteten Tores. In der 8. Minute taucht dann Strehl vor Kunters Kasten auf und versucht nach einer Flanke des auf die Flügel ausgewichenen Brungs per Kopfball den Frankfurter Schlussmann zu bezwingen. Anders herum – mit Strehl als Flankengeber und dem kopfballstarken Brungs als Abnehmer – wäre der Versuch vielleicht geglückt. Die Eintracht ist in dieser Anfangsphase zwar auf dem Platz körperlich anwesend, aber sonst kaum ein Hindernis für die entfesselt aufspielenden Franken. Die sind in der 12. Minute schon wieder vor dem Frankfurter Tor. Anton Allemanns Hereingabe wird zwar von Strehl und Brungs mit dem Kopf verpasst, doch dafür ist Manfred Greif zur Stelle und vollstreckt zur verdienten Führung für die Gäste ins kurze Eck. Wenig später liegt der Ball schon wieder in Kunters Kasten, doch der aufmerksame Schiedsrichter Rudolf Kreitlein erspart den Gastgebern das 0:2: Er hat bei Strehls Schuss, der wiederum von Brungs vorbereitet wurde, eine Abseitsstellung erkannt. Eine richtige Entscheidung. Das Einzige, das man dem guten Unparteiischen vorwerfen könnte, ist seine Neigung allzu rasch zu pfeifen und dabei die Vorteilauslegung ungenutzt zu lassen. Die Abwehr der Nürnberger markiert die Frankfurter Stürmer sehr genau. Einzig Hilpert schafft es nicht, den agilen Jürgen Grabowski an eine ähnlich kurze Leine zu nehmen. Doch außer Grabowski deutet nichts darauf hin, dass die Frankfurter es den Gästen in der Offensive gleichtun könnten, aber unverhofft kommt eben oft. Wabra lässt den Ball nach einem Schuss von Schämer fallen, Huberts ist zur Stelle und passt kurz zu Grabowski, der wiederum zurück zu Huberts spielt. Mit links nimmt der Österreicher die Vorlage direkt und trifft in der 24. Minute zum 1:1 ins lange Toreck. Eine Besserung im Frankfurter Aufbauspiel tritt dadurch aber nicht ein. Ihrem Mangel an Ideen fügen die Schützlinge von Elek Schwartz noch Fehler im Übermaß hinzu, so dass das Remis zur Halbzeitpause schmeichelhaft zu nennen ist. Diese Bewertung wird kurz nach Wiederanpfiff noch unterstrichen, als Horst Leupold den erneuten Führungstreffer auf dem Schlappen hat, aber die Kugel nur krachend an die Latte setzt. In der Offensive der Eintracht herrscht aber weiterhin Funkstille. Billmann hat erst Huberts und nun Lechner zur Bedeutungslosigkeit verurteilt. Und da es dem Rest ebenfalls nicht gelingt, sich freizulaufen und anzubieten, nutzt auch das ehrliche Bemühen von Dieter Lindner nichts, der sich im Mittelfeld die Hacken abläuft. Dass Schwartz gegenüber dem letzten Spiel Sztani und Lotz durch Schämer und Solz ersetzt hat, macht sich ohnehin nicht positiv bemerkbar. Peter Blusch und Hermann Höfer haben in der Abwehr ihre liebe Not, denn von den Außen schlagen Allemann und Greif die Bälle serienweise in den Frankfurter Strafraum. Das Tor liegt wortwörtlich in der Luft und wird in der 57. Minute aus dieser abgeholt und den Gastgebern ins Netz gelegt. Denen muss diese Gemeinschaftsproduktion wie ein Déjà-vu vorkommen, denn die beiden Herren, die für das 1:2 verantwortlich zeichnen, haben auch beim letzten Aufeinandertreffen im Duett für den Nürnberger Treffer gesorgt. Und so ist es auch dieses Mal Greif, der Strehl bedient. Nach Greifs Flankenlauf bis zur Torauslinie zimmert Strehl den Rückpass seines Mitspielers aus 14 Metern flach in Kunters Kasten. Was von der Eintracht noch kommt, kommt zu spät. Grabowski ist dieser Vorwurf nicht zu machen, denn sein Einsatz stimmte von der ersten Minute an. Nun wird er immerhin von Höfer unterstützt, der sich aber eine Zerrung zuzieht und fällt damit als treibende Kraft wieder aus. Er tauscht verletzungsbedingt die Position mit Schämer, der spielerisch enttäuscht hat und der schwächste Eintrachtspieler auf dem Rasen ist. Den restlichen Frankfurtern fällt gegen die vom umsichtigen Ferdinand Wenauer gut organisierte Gästeabwehr auch zum Schluss nichts Zwingendes mehr ein. Und da Wenauer, dem einen - folgenlosen - Fehler, den er sich heute geleistet hat, keinen zweiten folgen lässt, nehmen die Gäste sehr verdient beide Punkte mit nach Hause in Frankenland. „Eintracht war nicht so stark wie im Vorjahr, sie wurde in der letzten Viertelstunde ziemlich auseinandergenommen“, findet Club-Trainer Csaknády und fügt hinzu: „Sie tat mir fast leid.“ Dem niedergeschlagenen Eintracht-Trainer Schwartz fällt da natürlich eine Erklärung schwer: „Ich weiß nicht, was in meine Elf gefahren ist. Das große Spiel gegen Frankreich und jetzt das. Ich muss wieder umbauen“, kündigt er an. (rs)
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