Eintracht Frankfurt - Hertha
BSC Berlin |
Bundesliga 1964/1965 - 21. Spieltag
3:0 (1:0)
Termin: Sa 13.02.1965 15:00
Zuschauer: 8.500
Schiedsrichter: Günther Baumgärtel (Hagen)
Tore: 1:0 Wolfgang Solz (24.), 2:0 Wilhelm Huberts (80.), 3:0 Wolfgang Solz (86.)
Eintracht Frankfurt | Hertha BSC Berlin |
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Trainer | Trainer
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Schwerer Boden und leichtfertige Stürmer Die Frankfurter Eintracht kann eine Aufmunterung gebrauchen. Der 2:3-Heimniederlage gegen den MSV Duisburg folgte am letzten Spieltag die 1:3-Schlappe beim Schlusslicht KSC und zu allem Überfluss flogen die Hessen am vergangenen Wochenende vor eigenen Publikum gegen Schalke 04 mit 1:2 aus dem DFB-Pokal. Da kommt Hertha BSC als Aufbaugegner für die nach Punkten schlechteste Heimmannschaft der Liga gerade recht. In den letzten sieben Spielen blieben die Berliner sieglos, kassierten vor dem torlosen Unentschieden gegen den VFB Stuttgart am letzten Spieltag vier Niederlagen hintereinander und konnten auf fremden Boden in dieser Runde nur ein einziges Mal doppelt punkten: am 1. Spieltag beim Deutschen Meister aus Köln. Bei der Eintracht spielt heute Richard Weber für den verletzten Friedel Lutz, und Helmut Kraus kommt für Lothar Schämer in die Mannschaft. Bei den Gästen gibt es unter den Feldspielern genauso viele Veränderungen: Hans-Günter Schimmöller kehrt in die erste Elf zurück und ersetzt Hans-Joachim Altendorf , Lutz Steinert spielt statt Willibert Kremer. Außerdem steht anstelle von Fahrian-Vertreter Wolfgang Tillich mit Hans-Jürgen Krumnow die etatmäßige Nummer drei
Die äußeren Verhältnisse im Waldstadion werden dem jungen Schlussmann an diesem Nachmittag seine Aufgabe nicht leichter machen. Es weht ein heftiger, peitschenartiger Wind über den Platz, der durch den nach einer Viertelstunde einsetzenden und immer stärker werdenden Regen nicht nur schwer, sondern geradezu seifig wird. Am Untergrund liegt es allerdings nicht, dass Georg Lechner nach fünf Minuten nur den Pfosten des von Krumnow gehüteten Kastens trifft und auf der Gegenseite Schulz eine Chance für die Hertha nicht zu nutzen versteht, als er beim Versuch scheitert, auch noch Loy zu umspielen. In der folgenden knappen Viertelstunde passiert nichts Erwähnenswertes. Doch dann rückt Kapitän Höfer auf, startet auf der linken Seite einen Lauf, der ihn bis in den Strafraum führt, und lässt sich von Sundermann nicht daran hindern, den Ball im Stile eines Außenstürmers vor das Tor zu ziehen. Wolfgang Solz hat wenig Mühe, zur Frankfurter Führung zu vollenden.
Es gibt Tore, die einem Spiel gut tun. Dieser Treffer zum 1:0 jedoch zeigt keine Wirkung. Die Partie ist so unansehnlich wie das Wetter. Erfreulich ist nur wenig, die Läuferreihe der Eintracht gehört dazu. In der lässt Dieter Stinka seinem Gegenspieler Michael Krampitz nur selten Raum und ergänzt im Spielaufbau den energischen, manchmal geradezu explodierenden Lindner. Die Zielstrebigkeit dieser Beiden geht jedoch zu vielen ihrer Kameraden ab. Lechner, der sich weit zurückfallen lässt und nur dann aufrückt, wenn sich Jürgen Sundermann nach hinten orientiert, ist heute zudem bei seinen Alleingängen und seinen Schüssen glücklos. In der 36. Minute trifft er zum zweiten Mal nur den Pfosten. Keine Frage: Diese erste Halbzeit langweilt die 8.500 Zuschauer, die man zu ihrem Kommen wahrlich nicht beglückwünschen kann. Die Gäste von der Spree sind im zweiten Durchgang weiterhin nicht in der Lage, die Elf von Main zu einer besseren Leistung herauszufordern. Dem Angriff der Hertha fehlen Biss und Durchschlagskraft. Und diese Schwerfälligkeit, von der lediglich der leichtfüßige Kurt Schulz auszunehmen ist, kann man allein mit den triefend nassen Trikots nicht erklären. Carl-Heinz Rühl macht seinen trabenden Kollegen das Pensum vor, mit dem man der Eintracht beikommen könnte, findet trotz eines gewaltigen Aktionsradius aber keine Nachahmer und für seine Pässe in freie Räume und zu selten geeignete Abnehmer. Auch Sundermann, der sein Revier oft verlegt, rochiert und weite Pässe schlägt, ist eine Ausnahmeerscheinung in einer Truppe, die vom Abstiegsgespenst mehr verschreckt zu sein scheint, als von der Eintracht. Die Berliner können kein Kapital daraus schlagen, dass die Hosen der gegnerischen Spieler nicht weniger voll sind, denn so wie die Herthaner den Abstieg, fürchten die Hessen eine neuerliche Heimpleite. Die bahnt sich in der 67. Minute plötzlich an, als der heute im Sturm aufgebotene Otto Rehhagel Schulz im Strafraum bedient. Doch wie in der Anfangsphase, als Schulz seine Farben in Führung hätte bringen können, kann er diese Chance nicht nutzen. Zehn Minuten vor dem Ende – die Hertha hat die Deckung gelockert, um doch noch den Ausgleich zu erzielen – beharkt Uwe Klimaschefski den bislang blass gebliebenen Wilhelm Huberts. Huberts bleibt am Ball, doch Schiedsrichter Günther Baumgärtel erkennt nicht auf Vorteil, sondern auf Freistoß. Den schießt Huberts flach ins lange Eck, unhaltbar für den gut aufgelegten Krumnow. Das 2:0 ist die Entscheidung. Und Solz, neben Linksaußen Helmut Kraus bester Eintracht-Stürmer, erhöht das Ergebnis sechs Minuten später sogar noch: Lindners langer Pass hebelt Herthas aufgerückter Abwehr aus und allein vor dem Berliner Schlussmann macht Solz kurzen Prozess und trifft zum 3:0. „Ich bin maßlos enttäuscht, aber: Was will man als Trainer machen, wenn die Spieler die Anweisungen nicht befolgen?“, fragt Hertha-Trainer Josef Schneider und gibt die Verantwortung für die Niederlage weiter: „Wir hatten zwar gute Tormöglichkeiten, doch meine Mannschaft spielte kraft- und saftlos. Die haben anscheinend noch nicht gemerkt, dass der Uhrzeiger auf 12 steht.“ Torwart Wolfgang Fahrian nimmt derweil seinen Kollegen Krumnow in Schutz: „Er war an der Niederlage nicht schuld. Die Eintracht hat verdient gewonnen, da gibt es keine Zweifel. Ich hoffe, dass wir uns noch aus der Abstiegszone retten können.“ „Ich bin heilfroh, dass wir wieder mal gewonnen haben. Besser schwach gespielt und gewonnen, als gut gespielt und verloren“, ist Eintracht-Trainer Horvat erleichtert und fügt hinzu: „Ohne Lutz waren die Berliner mit 3:0 noch gut bedient. Es hätte leicht eine Katastrophe für sie geben können, wenn unsere Stürmer ihre Chancen nicht leichtfertig vergeben hätten.“ „Gemessen an dem schweren Boden war das Spiel recht gut. Das 3:0 war verdient“, findet Eintracht-Präsident Gramlich: „Die Berliner waren im Mittelfeld ordentlich, scheiterten aber an unserer gut gestaffelten Abwehr, in der Lutz von Weber gut vertreten wurde.“
Nach dem 4:6 beim TSV 1860 München am 8. März ist die Hertha Tabellenletzter. Trainer Schneider wird durch Gerhard Schulte ersetzt. Der holt mit den Berlinern aus den verbleibenden 8 Spielen 9 Punkte. Mit 26 Zählern erreicht man den rettenden 14. Platz und bleibt trotz der sportlichen Qualifikation nicht in der 1. Liga. Wegen Zahlungen in nicht erlaubter Höhe an Spieler und abgebende Vereine wird die Hertha in die Regionalliga zurückgestuft. (rs)
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