Eintracht Frankfurt - Eintracht Braunschweig

Bundesliga 1964/1965 - 14. Spieltag

2:2 (1:0)

Termin: Sa 05.12.1964 14:15
Zuschauer: 9.000
Schiedsrichter: Alois Wieser (Köln)
Tore: 1:0 Dieter Stinka (45.), 2:0 Peter Blusch (52.), 2:1 Lothar Ulsaß (54.), 2:2 Klaus Gerwien (60.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Eintracht Braunschweig

 


  • Hans Jäcker
  • Wolfgang Brase
  • Klaus Meyer
  • Walter Schmidt
  • Peter Kaack
  • Erich Maas
  • Joachim Bäse
  • Jürgen Moll
  • Lothar Ulsaß
  • Dieter Krafczyk
  • Klaus Gerwien

 

Trainer Trainer
  • Helmut Johannsen



Ein verschenkter Sieg

Wenige Minuten vor dem Abpfiff hätte Frankfurt fast ein Spiel noch verloren, das es wenige Minuten nach dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit schon gewonnen glaubte. Innerhalb von acht Minuten zog die einheimische Eintracht auf 2:0 davon, innerhalb von sechs Minuten aber konterte die „fremde" Eintracht und zog auf 2:2 gleich.

Frankfurt gewährte einen Einblick in seine augenblickliche Misere: Ein Huberts allein ist zu wenig, um ein erfolgreiches Sturmspiel aufziehen zu können. Kraus dreht sich erst immer um die eigene Achse, Lindners Emsigkeit wiegt nicht auf, daß der frühere Läufer kaum einen weiten Paß zuwege bringt; Stein braucht zu lange, um die Bälle unter Kontrolle zu bringen. So viel Zeit aber ließ ihm der explosive Kaack nicht. Auch Schämer ist kein Kombinationsspieler — wie oft auch bekam er zudem den Ball ausgerechnet auf den falschen Fuß! Viel Staat ist mit diesem Frankfurter Sturm wirklich nicht zu machen. Die langen, geschickt in den Raum adressierten Pässe von Huberts waren meist umsonst gespielt. Seine Nebenspieler gingen nicht auf sie ein oder wußten nichts damit anzufangen.

Kein Zufall also, daß beide Frankfurter Tore durch Außenläufer fielen. Doch auch hier Abstriche. So energisch beide oft mitstürmten, sie hätten sich manchen Weg erspart, wenn sie aus der Deckung heraus lange Bälle gespielt hätten, ehe sich Braunschweigs Abwehr geschlossen hatte. Und wo waren sie, als Braunschweigs Tore fielen? Wo vor allem, als Braunschweig in den letzten zehn Minuten fast alle 120 Sekunden eine blitzgefährliche Situation vor Loys Tor heraufbeschwor? Das nahtlose Zusammenwirken Abwehr-Angriff ist den Frankfurtern seit langem schon verlorengegangen. Dem Spiel fehlt die Phantasie, ein bißchen Brillantfeuerwerk, an dem sich das Publikum auch dann begeistert, wenn die Tore nicht zum Serienfabrikat gehören.

Braunschweig war zu schlagen, und es war praktisch schon geschlagen, als unmittelbar vor Halbzeit das — sogar vermeidbare — Frankfurter Führungstor fiel. Vielleicht unterschätzte Frankfurt den Sturm der Braunschweiger, die Energie der Mannschaft. In den ersten 45 Minuten verbreitete Braunschweigs Angriff allerdings den Schein, als lebe er nur von den Namen, nicht aber vom Können.

Die fünf recht kraftvollen Athleten sind nicht unbedingt Feintechniker — sie lieben keine Umwege zum gegnerischen Tor. Sie lassen den Ball zu selten laufen — laufen aber auch zu selten (in Stellung), wenn der Ball läuft. Braunschweig spielte Frankfurt in der starken Periode zwischen 50. und 60. Minute und vor allem in der Schlußphase nicht etwa auseinander; eher erdrückte sein Angriff die plötzlich konfus gewordene Frankfurter Abwehr.

Hätte Ulsaß in der 86. Minute nicht noch einen Schritt im Torraum zuviel gemacht, Loy wäre nicht die Chance zu einer mutigen Abwehr gegeben gewesen. Der Ulsaß dieser Periode ließ erkennen, welch dynamischer Stürmer er ist. (Von seinem Kaliber ist bei Frankfurt weit und breit keiner zu sehen.) Auch Gerwien löste sich da aus dem Bannkreis des „giftigen" Höfer, andeutend, warum er sogar auf dem Sprung in die Nationalmannschaft stand.

Stimmen zum Spiel

Eintracht-Präsident Rudi Gramlich: „Wir sind maßlos enttäuscht. Unsere Mannschaft hat es in der ersten Halbzeit versäumt, einen größeren Vorsprung herauszuholen. Schließlich mußten wir noch froh sein, daß wir gegen die zum Schluß groß auftrumpfenden Braunschweiger wenigstens einen Punkt gerettet haben."

Trainer Ivica Horvat: „Wir spielen zu Hause taktisch einfach verkehrt. Es darf doch nicht passieren, daß in einem Heimspiel eine 2:0-Führung wieder verloren geht. Das gleiche Spiel hatten wir auswärts gewonnen. Da wird nämlich aus der Defensive gespielt und ein herausgeholter Vorsprung gehalten."

Trainer Johannsen (Braunschweig): „In der zweiten Halbzeit hat sich meine Mannschaft prächtig gesteigert, und ein Erfolg wäre beinahe noch möglich gewesen. Wir wollen jedoch den verschiedenen Siegeschancen in der letzten Viertelstunde nicht nachtrauern, sondern mit dem Gewinn des einen Punktes zufrieden sein."

 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg