Hertha BSC Berlin - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1964/1965 - 6. Spieltag

1:3 (1:2)

Termin: Sa 26.09.1964 16:00
Zuschauer: 60.000
Schiedsrichter: Rolf Seekamp (Bremen)
Tore: 0:1 Lothar Schämer (9.), 1:1 Helmut Faeder (26.), 1:2 Wolfgang Solz (39.), 1:3 Wolfgang Solz (84.)

 

 

>> Spielbericht <<

Hertha BSC Berlin
Eintracht Frankfurt

  • Wolfgang Fahrian
  • Otto Rehhagel
  • Hans-Günter Schimmöller
  • Jürgen Sundermann
  • Hans Eder
  • Kurt Schulz
  • Uwe Klimaschefski
  • Willibert Kremer
  • Helmut Faeder
  • Lutz Steinert
  • Carl-Heinz Rühl

 


 

Trainer
  • Josef Schneider
Trainer



Ein Spiel, dass Hertha nicht verlieren konnte

In Berlin drohte beinahe ein Skandal! Über 60.000 waren ins Olympiastadion gepilgert, um endlich Hertha-Tore zu sehen. Diesmal mußte es ja klappen. Gegen die 7:0 und 5:1 von Karlsruhe und Kilmarnock gedemütigte Eintracht. Wenige Minuten vor Schluß in Berlin stand es 3:1 für die Frankfurter. „Hertha so favorisiert wie nie" überschlug sich Berlins Optimismus noch vor dem Spiel. Hertha so stümperhaft, und fast beschämend gleichgültig gegen eine drohende Niederlage wie noch nie, müßte man jetzt verkünden.

Es war in der Tat ein einziges großes Trauerspiel. Als Solz, um dessen Einsatz es im Frankfurter Lager vorher lange Diskussionen gab, in der 81. Minute mit herrlichem Schuß ins linke Eck das 3:1 markiert hatte, stürmten Tausende zornentbrannt das Spielfeld. Sie pöbelten die Spieler an, beleidigten die vor Wochen noch gefeierten „Lieblinge" und brachten die Partie an den Rand des Abbruchs. Das Publikum trat den Sportgeist mit Füßen.

Was war bloß in diese Hertha gefahren? Wo waren plötzlich ihre Spielgestalter? Berlins Bundesligist hatte an diesem Tage keinen. Nicht in Sundermann, der eine gleichgültige Partie herunterspielte, nicht in Rühl, dessen beinahe stumpfsinnige Sprints bei „Stift" Höfer verpufften, nicht in Eder, der gut begann, später jedoch nur noch bei Fouls hervortrat. Vor allem aber nicht in Faeder, der sich bewegte, als leide er an Hexenschuß. Wie dem auch sei: Faeders Spiel, war das Spiel eines alten Mannes. Langsam, müde, zeitlupenhaft. Wo waren seine Scharfschüsse von einst? Wo seine millimetergenauen Pässe? Nichts von dem. Gegen Borussia Dortmund beim 0:0 hatte es sich schon angedeutet Faeders Tempo ist auch das Tempo des ganzen Hertha-Sturms. Die „Jungen" warteten vergeblich auf Faeders Initiative, und Eintracht schoß derweil die Tore. In dieser Form (Herthas Vorstand äußerte sich nach dem Spiel ähnlich) hat Faeder keinen Platz mehr in der ersten Garnitur. Was blieb: Ein großartiger Fahrian! Er verhinderte mit tollen Paraden, daß die „0:7-Eintracht" aus Berlins Bundesligisten eine „1:8-Hertha" machte. Dazu: Ein unermüdlich kämpfender Klimaschefski, der Sundermann in Nahkampf-Geschick und Aufbau klar ausstach. Befriedigend noch Mittelstürmer „Kutti" Schulz, der wenigstens nie aufsteckte. Der Rest war Schweigen ... !

Wieviele Glanzpunkte hatte da Frankfurt. Es begann schon bei Keeper Loy. In der 4. Minute fischte er Rühls Fernschuß, in der 31. Minute Kilmaschefskis Schmetterschuß aus Nahdistanz. Dazwischen: Ein Mann, der sein Fach versteht. War das der Loy des KSC-Spiels? Da war Höfer, der Rühl beherrschte, da waren Lindner und Stinka, die Herthas Halbstürmer entmutigten, da war die Stoppersäule Weber und ein Angriff, der keinen Ausfall meldete. So sieht ein Team aus, das siegen will. Hertha hatte damit nie die geringste Ähnlichkeit.

Stimmen zum Spiel

Hertha-Trainer Jupp Schneider: „So offen wie unsere Abwehr dem Eintracht-Sturm gegenüberstand, müssen sich Gegentore zwangsläufig einstellen. Unsere Deckung hat die Absicht der Frankfurter selten durchschauen können. Das schnelle 0:1 machte das Durcheinander nur noch größer."

Herthas Spielausschuß-Vorsitzender Wolfgang Holst: „Ich kann mich kaum erinnern, Hertha in der Bundesliga so konfus und schwach gesehen zu haben. Es bleibt uns wohl kaum etwas anderes übrig, als die Mannschaft von Grund auf umzukrempeln."

Eintracht-Trainer Paul Osswald: „Meine Mannschaft hat die Rückschläge der letzten Wochen verwunden. Der Kampfgeist ist in die Elf zurückgekehrt, und das ist fast so wichtig wie der Sieg in Berlin."

 

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