1860 München - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 1964/1965 - 2. Spieltag
0:1 (0:0)
Termin: Sa 29.08.1964 16:00
Zuschauer: 35.000
Schiedsrichter: Rudolf Kreitlein (Stuttgart)
Tore: 0:1 Dieter Stinka (50.)
1860 München |
Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Trainer |
Eintracht trotzt Blitz und Donner Beinahe drohte ein Spielabbruch und hätte die Eintracht um den verdienten Lohn in Form zweier Punkte gebracht. Ein heftiges Gewitter zog in den letzten fünf Minuten über den Platz. Das Publikum flüchtete vor den Regenböen, die ihnen ins Gesicht peitschten Doch Kreitlein und die Spieler hielten durch. Aus trockenem Boden war plötzlich ein aalglattes Spielfeld geworden. Aber das war es nicht, was 1860 der vermeidbaren Niederlage entgegentrieb. Die Löwen müssen sich schon auf die eigene Brust klopfen, denn sie verschenkten den Sieg in den ersten 45 Minuten. Nicht Küppers, der am Mittwoch geheiratet hatte (was seine schwache Tagesform etwas entschuldigt), wuchs zum Spielmacher heran, sondern Grosser. Im Slalom kurvte er durch die anfangs unsichere Eintracht-Abwehr, spielte seine Nebenleute frei, daß es Sonderapplaus auf den Rängen gab. Doch die Nebenleute wußten mit den besten Chancen nichts anzufangen. Zudem stand im Frankfurter Tor ein Loy, der einfach unbezwingbar schien. Dreimal warf sich Loy mutig vor die Füße anbrausender Gegner. Das Glück des Tüchtigen stand ihm freilich auch zur Seite. Mit zunehmender Spieldauer wurde Eintrachts Hintermannschaft immer sicherer. Jeder hatte seinen Gegner im Griff: Höfer den zu wenig eingesetzten Berti Kraus, Weber den von allen Geistern verlassenen Heiß und vor allem Landerer seinen Münchner Freund Brunnenmeier. Das Spiel der Frankfurter war ganz auf Sicherheit abgestimmt. Manchmal wirkte es direkt einschläfernd, wenn der Ball umständlich aus der Tiefe gespielt wurde. Denn eine echte Sturmspitze, wie sie Stein (in der Reserve) vermutlich gezeigt hätte, fehlte der Eintracht. Aber die Huberts, Solz und Trimhold verstanden es, den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Man spürte ihre Routine. Und als die Münchner auf zehn Mann reduziert waren, weil sich Luttrop allzu riskant ins Kampfgetümmel warf und für sieben Minuten verletzt ausschied, da schlug die Eintracht kaltblütig zu. Radenkovic konnte Schämers Schuß nur abklatschen, Stinka war im Nachschuß erfolgreich. Um nun das taktisch klug verstärkte Eintracht-Bollwerk zu durchlöchern, hätte es explosiverer Münchner Stürmer bedurft Das Rochieren der Außenstürmer Kraus und Heiß brachte nichts ein. Heiß griff sich an den Kopf, als er einmal freistehend aus sieben Metern das Tor um Längen verfehlte Auch Berti Kraus war verzweifelt, daß sein Schuß an der Querlatte landete. Doch auch der Frankfurter Trimhold, der geschickt die Fäden zwischen Abwehr und Angriff spann, donnerte den Ball an den Lattenwinkel. Das Ende glich einem Geisterspiel. Man sah die Torwarte nur noch schemenhaft Loy bekam seinen Kollegen Radenkovic erst wieder zu Gesicht, als der mit einer Muskelzerrung angetretene „Radi" (er konnte nur abwerfen und nicht schlagen) bei einem Münchner Eckball im Frankfurter Strafraum auftauchte. Doch auch diese letzte Chance für 1860 verpuffte. Ohne etwa zu glänzen, kam die Eintracht durch ihr nüchternes, jedoch zweckmäßiges Spiel zu einem nicht unverdienten Auswärtssieg, der bekanntlich doppelt zählt. Die Münchner „Löwen" hatten die kalte Dusche eigenhändig aufgedreht. Wer so leichtsinnig mit den Chancen umgeht, braucht sich am Ende nicht zu wundern. Eintracht-Trainer Paul Oßwald strahlte: „Mit einem Punkt hatten wir gerechnet Nun wurden es zwei, weil einer für den andern einsprang. Die Kampfmoral war großartig, da kann man ruhig auf einen Schönheitspreis verzichten." Hart ging „Löwen"-Trainer Max Merkel
mit seinen Spielern ins Gericht: „Zu zahme Stürmer, von Löwen
keine Spur. Kohlars fehlt uns sehr. Er steht vor einem schweren Examen,
kann nicht trainieren. Für das erste Europapokalspiel am Mittwoch
in Luxemburg wird es wohl reichen. Wir stellen nicht um. Radenkovic' Verletzung
bereitet Sorgen."
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