Eintracht Frankfurt - FC Arsenal London

Freundschaftsspiel 1964/1965

2:2 (1:0)

Termin: 08.08.1964 im Waldstadion
Zuschauer: 14.000
Schiedsrichter: Handwerker (Ketsch)
Tore: 1:0 Horst Trimhold (42.), 1:1 Eastham (50.), 1:2 Baker (71.), 2:2 Wilhelm Huberts (80., Handelfmeter)

 

 

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Eintracht Frankfurt
FC Arsenal London

 


  • Furnell
  • Howe
  • Mc Cullongh
  • Snedden
  • Ure
  • Neill
  • McLeod
  • Strong
  • Baker
  • Eastham
  • Anderson

 

Wechsel
Wechsel
Trainer Trainer
  • Billy Wright

 

 

Huberts und der Elfmeter

Loy beim 1:1 von der Sonne geblendet / Superhärte in Arsenals Abwehr

Ludwig Dotzert berichtet aus dem Frankfurter Waldstadion

Eintracht Frankfurt—Arsenal London 2:2 (1:0)

Beide Parteien gingen mit dem ganzen Ernst einer internationalen Nagelprobe in die Partie. Auf der Pressetribüne räkelten sich ein halbes Dutzend Sonderberichterstatter von der Themse, die die Vorgänge auf dem frisch gebügelten Stadionrasen mit der Aufmerksamkeit einer deutschen Studiengesellschaft in Pompeji verfolgten. Hüben und drüben blieben die Auswechselspieler auf den Bänken sitzen, auf daß jedes Risiko vermieden werde. Willi Huberts wechselte mitten im Akt die Schuhe. Die englische Härte erreichte bisweilen Ausmaße, bei denen man hierzulande schlicht von einem ausgewachsenen Foulspiel spricht, in diesem Falle jedoch stillschweigend darin einig blieb, daß es in England als einziger Fußballnation der Welt auch „faires Foulspiel" gibt. In den Reihen der Riederwälder wurde zwischen ermutigenden Ansätzen so viel „dummes Zeug" gemacht, daß nur die Erklärung einer inneren Verkrampfung bleibt.

Wann hat Dieter Lindner zum letzten Mal derart blindlings ins Ungewisse gekickt wie diesmal? Er war beileibe nicht der einzige, dem diese überhasteten Befreiungsschläge unterliefen; aber wenn er schon in diesen Fehler verfällt, dann weiß man genau: hier stimmt es noch nicht ganz. Die Engländer kamen nur durch einen Handelfmeter um den Sieg, gegen den ihr Torhüter durch einen kurzen Schweigemarsch in Richtung Eckfahne energischen Protest einlegte. Erst als ihn der Rest von Arsenal zurückwinkte, bezog er wieder seinen Posten und hätte den Huberts-Strafstoß im Fallen um ein Haar noch von der Linie gekratzt. Im übrigen aber schien auch auf ihnen das Gewicht seiner Stunde zu lasten, das im Grunde gar nicht vorhanden war. Immerhin lösten sie sich öfter aus der Verkrampfung wie die Riederwälder. Vielleicht lag es jedoch nur daran, daß sie als Vollprofis das dickere Fell haben.

Dennoch besteht am Riederwald keinerlei Grund zur Schwarzseherei. Trotz aller Einschränkungen schimmerten die bevorstehenden besseren Tage der Eintracht bereits deutlich durch. Loy spielte mit Ausnahme von drei Sekunden, als er, geblendet von der tiefstehenden Sonne, die Flanke zum 1:1 falsch berechnete, wie der kommende Nationaltorhüter. Stinka stocherte in beiden Strafräumen herum und entwickelte in Zweikämpfen eine Zähigkeit, die selbst einem rothaarigen irischen Nationalspieler Ehre gemacht hätte. Trimhold tänzelte und kämpfte wie Alfred Pfaff und Richard Kress in einer Person. In der zweiten Halbzeit fragten die englischen Kollegen nach Trimholds Vornamen, Alter, und Herkunft. Sie werden ihn bis auf weiteres zum populärsten Riederwälder Londons machen. Selbst bei Lutz ließen sich Anzeichen erkennen, daß er seinen Tiefstpunkt überwunden und — Gott geb's — an der Schwelle eines neuen Aufstiegs steht.

Kraus absolvierte sein Pensum als Linksaußen, obwohl gerade ihm der rauhbeinigste Abwehrmann Arsenals gegenüberstand, fast ohne Fehler. Die drei von der Tankstelle, die den Grand-Prix-Wagen der Riederwälder in den großen Zeiten des vorigen Jahres mit Oel und Kraftstoff versorgten, die Lindner, Huberts und Solz, haben den Uebergang von der Pause zur Höchstleistung allerdings noch nicht geschafft. Lindner gab sich alle Mühe, ohne jedoch entscheidenden Einfluß auf den Ablauf der Partie zu gewinnen; Huberts muß sich offenbar erst wieder neu an Härte und Tempo gewöhnen; Solz fehlte noch immer wegen seiner Kniegeschichte, die unter Umständen eine Operation notwendig macht. Es fehlte des weiteren Lechner, der sich am Freitag die Mandeln herausnehmen ließ. So geriet das Eintrachtspiel unter das Kommando der unermüdlichen Fleißarbeiter. Die Fleißarbeiter verdienten sich schließlich auch das Unentschieden. Sie brachen die zeitweilige Feldüberlegenheit der Engländer, suchten unermüdlich nach einem Ausweg nach vorne und verschafften ihrer Mannschaft kaum weniger Chancen als vor dem Tor von Loy anfielen. Ueberraschungseffekte allerdings ließen sich allenfalls von Trimhold erwarten. So wurde jeder Angriff zu einem mühseligen Geduldsspiel, bei dem der Ball auf jeder Station eine ganze Weile Aufenthalt hatte.

In der letzten Viertelstunde vor der Pause fiel im Block der englischen Sonderberichterstatter zwar auffallend oft der Name Stein; aber bald war der „Marathonsprinter" mit der Nummer 8 auch bei ihnen wieder vergessen. Stein spielte nur 15 Minuten; im übrigen rannte er. 15 Minuten waren wenig, obwohl Stein in dieser Zeit mit einem gesalzenen Schuß den von Trimhold vollendeten Führungstreffer der Eintracht einleitete. Noch weniger aber brachte Rechtsaußen Tutschek zustande. Um so schwerer zu begreifen, daß die Riederwälder Angriffe mehr und mehr einen fatalen Rechtsdrall erhielten, so daß der zuverlässige Kraus auf der linken Seite fast brach lag. Bevor Huberts nach einem von Stopper Ure mit Faust abgewehrten Schuß per Elfmeter der Ausgleich gelang, schien der Karren bereits endgültig verfahren.

Die leichten Vorteile der Engländer, die zu Beginn ebenfalls mehr versprachen, als sie später hielten, beruhten vor allem auf dem Gewicht der beiden Außenstürmer, durch das sich von selbst eine großzügere Raumaufteilung ergab als bei ihrem Gegner. Der schwarzgelockte, hochbeinige Außenläufer Snedden, der knochige Halbstürmer Eastham und Mittelstürmer Baker mit seiner Italienerfahrung stempelten das Paket aus Highbury vollends zu einer Wertsache, deren Ruf mit Recht zwar etwas veraltet, aber immer noch haltbar ist. (aus 'Der neue Sport' vom 10.08.1964 (letzte Ausgabe des Neuen Sport))

 

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