Eintracht Frankfurt - Hertha BSC Berlin

Bundesliga 1963/1964 - 23. Spiel

4:0 (0:0)

Termin: Sa 14.03.1964 16:30
Zuschauer: 14.000
Schiedsrichter: Willi Gusenburger (Saarbrücken)
Tore: 1:0 Karl-Heinz Rühl (49., Eigentor), 2:0 Wilhelm Huberts (56.), 3:0 Wilhelm Huberts (64.), 4:0 Wolfgang Solz (84.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt
Hertha BSC Berlin

 


  • Wolfgang Tillich
  • Otto Rehhagel
  • Hans-Günter Schimmöller
  • Uwe Klimaschefski
  • Hans Eder
  • Carl-Heinz Rühl
  • Hans-Joachim Altendorff
  • Horst Waclawiak
  • Helmut Faeder
  • Harald Beyer
  • Lothar Groß

 

Trainer Trainer
  • Josef Schneider

 

Kein Notopfer Berlin

Der heutige Gegner aus Berlin ist in den letzten Wochen einen schweren Weg gegangen, einer Serie von Niederlagen sind jetzt zwei mühsame Unentschieden gefolgt. Die Mannschaft von Trainer Schneider steht nur einen mageren Punkt vor dem Abstiegsplatz 15.

Bei der Eintracht dagegen läuft es seit Wochen rund, Schritt für Schritt hat sich die Elf in der Tabelle emporgearbeitet, außerdem hat sie bereits im Hinspiel deutlich mit 3:1 die Oberhand behalten, so dass Grund zu der Annahme besteht, der Aufstieg der Eintracht könne sich heute fortsetzen. Umso erstaunlicher, dass sich dieser Aufschwung nicht an der Besucherzahl ablesen lässt; lediglich 14.000 Zuschauer finden sich im Waldstadion am späten Samstagnachmittag um 16.30 Uhr ein.

Sie erleben die defensivste Gästemannschaft, die bislang in der Bundesliga im Waldstadion angetreten ist: Rehhagel und Schimmöller, Altendorf, Eder, Klimaschefski bauen einen noch üblichen Riegel auf, aber auch die Halbstürmer Beyer und Faeder verrichten überwiegend Abwehrarbeit und Mittelstürmer Rühl ist nur im und um den eigenen Strafraum eingesetzt, um die Mittelläuferposition zu verdoppeln.

Über die heutige Offensivleistung der Berliner kann daher nur der Mantel des Schweigens gebreitet werden. Die beiden verbliebenen Angreifer auf der Links- und Rechtsaußenposition haben ohne die völlig fehlende Unterstützung der restlichen Mannschaft nicht den Hauch einer Chance und liegen bei Höfer und Eigenbrodt an der eisernen Kette. Außer einigen wenigen relativ ungezielten und aus viel zu großer Entfernung abgegebenen Schüsschen und einigen Rückpässen der Abwehrspieler kann Egon Loy im nachhinein nur berichten, er sei seinen Mannschaftskameraden, die ein Bundesligaspiel bestritten hätten, relativ nahe gewesen. Aber wenigstens die Defensivaktionen der Berliner sind in der ersten Spielhälfte erfolgreich.

Die große personelle Überzahl macht die Räume für die Eintrachtstürmer so eng, dass Dribblings mangels Raum kaum angesetzt werden können, Flanken immer gleich eine ganze Traube von Herthaspielern erreichen und Schussversuche immer wieder von einem der zahlreichen Abwehrbeine abgeblockt werden.

Allmählich rücken natürlich im Spielverlauf die ungebundenen Defensivkräfte der Eintracht mit nach vorne, dies aber vergrößert eher das Dilemma, denn das Gedränge wird noch dichter. So retten die Berliner mit Glück und Geschick das torlose Unentschieden in die Pause und können behaupten, bis dahin das Richtige getan zu haben. Nach dem Wechsel wird aber deutlich, dass es auch viel Kraft kostet, unentwegt Ball und Gegner hinterherzulaufen und nur dann kurz verschnaufen zu können, wenn es gerade einmal gelungen ist, den Ball ins Seitenaus zu schlagen.

Als die Eintracht nach dem Seitenwechsel sofort wieder Druck aufbaut, stellen sich dann auch in schneller Folge die Erfolgserlebnisse ein. Zunächst spielt Schämer den Ball schön in den Lauf von Huberts und im Laufduell kommt dieser dann zeitgleich mit Verteidiger Rühl an den Ball, wodurch das Spielgerät vorbei an Torhüter Tillich ins Netz bugsiert wird - 1:0 in der 49. Spielminute.

Der Treffer wird als Eigentor von Rühl gewertet. Dann holt sich Huberts das "verlorene" Tor einige Minuten später wieder; eine Ecke wird zurück zum aufgerückten Lindner gespielt, der flankt schnell in den Strafraum, in dem sich die Berliner auf die neue Spielsituation einstellen wollen. Eintracht-Mittelstürmer Huberts verlieren sie dabei am Elfmeterpunkt aus den Augen. Ein halbhoher Schuss ins Eck ist die Folge - 2:0 in der 56. Spielminute.

Die Berliner werden jetzt völlig konfus, der Plan für das heutige Spiel war nur für den Bereich Torverhinderung ausgearbeitet, jetzt ist die weitere Verfolgung dieser Taktik weitgehend sinnlos geworden. Huberts nützt dies noch ein weiteres Mal aus und kann sich nach Pass von Schämer zum wiederholten Male ungestört die Ecke aussuchen - 3:0 in der 64. Spielminute.

Die Eintracht lässt es jetzt im Gefühl des sicheren Sieges ruhig angehen und die Berliner haben nichts aufzubieten, diese Ruhe in Gefahr zu bringen. Im Gegenteil müssen sie zum Schluss noch einmal die Überlegenheit der Eintracht anerkennen, als der heute aktivste Stürmer, Wolfgang Solz, erneut von Schämer eingesetzt, den Ball zwischen zwei Berlinern hindurch spitzelt und dann ins leere Tor einschieben kann - 4:0-Endstand in der 84. Spielminute.

Nach der Partie räumt Hertha-Trainer Schneider ein, dass sein Konzept nach dem ersten Gegentreffer geplatzt war. Gleichzeitig aber wirft er seiner Elf fehlende Kampfmoral vor. Eintracht-Trainer Horvat freut sich hingegen, dass seine Elf die Geduld hatte, diese massive Deckung auszuspielen und nicht in ein kopfloses Anrennen verfallen zu sein.

In der Tabelle bringt der deutliche Heimsieg die Eintracht noch ein Stück weiter nach vorne; der HSV ist überholt, die Eintracht liegt nun schon auf Platz fünf. (ae)

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