Hamburger SV - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1963/1964 - 4. Spieltag

3:0 (1:0)

Termin: Sa 14.09.1963 16:30
Zuschauer: 65.000
Schiedsrichter: Hans-Joachim Weyland (Oberhausen)
Tore: 1:0 Uwe Seeler (3.), 2:0 Uwe Seeler (53.), 3:0 Charly Dörfel (58.)

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Hamburger SV Eintracht Frankfurt

  • Horst Schnoor
  • Gerhard Krug
  • Jürgen Kurbjuhn
  • Peter Wulf
  • Hubert Stapelfeldt
  • Dieter Seeler
  • Fritz Boyens
  • Willi Giesemann
  • Uwe Seeler
  • Ernst Kreuz
  • Charly Dörfel

 


 

Trainer
  • Martin Wilke
Trainer

 

 

 

Stürmischer Gegenwind aus nördlicher Richtung

Es ist nicht gut gelaufen für die Eintracht bisher in dieser ersten Bundesligasaison; erst wurde der Heimsieg gegen Kaiserslautern verpasst, dann waren die Meidericher bärenstark, im zweiten Heimspiel fehlte das Schussglück und heute am vierten Spieltag geht es zum HSV, der mit einem Auftaktremis und zwei anschließenden Siegen schon mächtig Selbstvertrauen tanken konnte. Neun Tore haben sie in den drei bisherigen Spielen bereits erzielt und 5:1 Punkte haben die Hamburger auf Tabellenplatz drei gehievt.

Die Begeisterung und Neugier treibt 62.000 Zuschauer am Samstagnachmittag um 16.30 Uhr ins Stadion. Sie haben kaum Platz genommen und ihr Sitzkissen zurechtgerückt, als es schon Zeit ist wieder aufzustehen, die Arme zu heben und zu jubeln. Über die rechte Seite kam der Angriff von Läufer Dieter Seeler über Halbstürmer Giesemann zum Mittelstürmer Uwe Seeler, der den Pass in die Gasse von der Brust abtropfen lässt und sofort mit links abzieht - 1:0 in der 3. Spielminute. Nichts zu machen für Egon Loy.

Die Eintrachtabwehr will dem Keeper jetzt weitere Schwierigkeiten vom Leibe halten und macht erst mal dicht. Höfer und Weilbächer gehen kompromisslos in jedem Zweikampf und die Läuferreihe mit Stinka, Eigenbrodt und Lindner spielt lieber einmal quer oder gar zurück, als irgendein Risiko mit der Gefahr des Ballverlustes einzugehen. Natürlich wird das Spiel der Eintracht auf diese Weise zu breit angelegt, als das die Vorstöße die Hanseaten gefährden könnten, aber die langen Ballpassagen verschaffen erst einmal die nötige Sicherheit, um ins Spiel zu finden.

Besonders in der Eintrachtabwehr ist dies wichtig, da Weilbächer sein erstes Saisonspiel bestreitet, Horn und Weber aus der Vorwoche wieder aus dem Team gerutscht sind und Lutz und Landerer verletzungsbedingt noch einige Zeit ausfallen. Dabei stehen der Abwehrreihe nicht nur Nationalspieler Uwe Seeler gegenüber, sondern auch sein kongenialen Partner Nationalspieler Dörfel, der als Linksaußen für erhebliche Unruhe sorgt.

Aber die Ruhepause hilft, allmählich kann die Eintracht das Spiel ausgeglichen gestalten, langsam formen sich Gelegenheiten zu Chancen um. Einmal zögert Stein etwas zu lange, Solz fehlt bei einer weiteren Attacke die letzte Durchschlagskraft. Die erfolgversprechendste Aktion läuft Richard Kreß, hat dabei aber das Riesenpech, dass Schiedsrichter Weyland die deutlich regelwidrige Attacke von Abwehrspieler Kurbjuhn nicht mit Elfmeter ahndet. Doppelt Pech, dass Kreß sich dabei am Oberschenkel verletzt und fortan nur noch beschränkt im Spiel mitwirken kann. Es ist aber trotzdem nach dem Spielverlauf nur verständlich, dass die Eintracht sich noch Hoffnungen für die zweite Halbzeit machen kann, als es in die Kabinen geht.

Nach Wiederanpfiff scheint es dann auch sofort soweit zu sein, Erwin Stein steht mutterseelenallein vor dem HSV-Tor, kann sich den Ball noch zurechtlegen und verpasst doch den Ausgleich, da er verzieht und nur neben, statt in das Tor trifft. Nach dieser Szene ist der HSV aufgerüttelt und wohl auch die Moral der Eintracht angeknackst. Der HSV nutzt das aus und entscheidet die Partie binnen weniger Minuten: Wieder wird Seeler unbeaufsichtigt gelassen, kann mit Tempo Richtung Eintrachttor gehen und schießt aus rund 18 Metern flach ins äußerste Eck - 2:0 in der 52. Spielminute.

Kurz danach läuft Dörfel allein auf Weilbächer zu, Körpertäuschung nach rechts, Sidestep nach links, ansatzlos von der Strafraumgrenze geschossen - knapp an Loy vorbei geht der Ball ins Netz: 3:0 in der 56. Spielminute. Etwas über zehn Minuten erst sind in der zweiten Halbzeit gespielt, aber das Spiel ist damit natürlich gelaufen.

Die Eintrachtler sehen zu Recht keinen Sinn mehr darin, offensive Aktionen zu entfalten und sich dann in Kontern abschießen zu lassen und so spielen sie die Begegnung enttäuscht, aber unaufgeregt zu Ende. Dabei haben sie an diesem Sahnetag der Hamburger trotz allem noch etwas Glück, dass Egon Loy und der Torpfosten weiteres Unheil abwenden.

Nach dem Schlusspfiff sind die Hamburger glücklich: "...eine weitere Leistungssteigerung. Der Begegnung gegen Schalke sehen wir mit Zuversicht entgegen. Die Elf hat die Zeichen der Zeit, sprich Bundesliga, endgültig kapiert... ".

Eintracht-Trainer Osswald ist naturgemäß enttäuscht, bleibt aber für die Zukunft nicht zu pessimistisch: "Es ist der Wurm drin; in zwei, drei Wochen aber kann schon Vieles anders aussehen, die Saison ist noch lang..." (ae)

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