BC Augsburg - Eintracht Frankfurt |
Oberliga Süd 1962/1963 - 27. Spieltag
0:1 (0:0)
Termin: 14.04.1963
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Eisemann (Heidelberg)
Tore: 0:1 Erwin Stein (51.)
BC Augsburg | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Stein beendete seine Torschußpause Bert Merz sah die Eintracht in Augsburg BC Augsburg — Eintracht Frankfurt 0:1 (0:0) Der BCA kennt gegen die Favoriten keinen Pardon. So dürftig sich das Eintracht-1:0 ausnimmt — es brachte die Punkte. Der „Club" und die 60er aus München waren nur mit einem Pünktchen aus dem Rosenau-Stadion herausgekommen. Und Glück hatten sie noch dabei. „Was soll's, wir haben 1959 sechsmal 1:0 gewonnen und sind deutsche Meister geworden", war Ivicas Horvats Kommentar nach den 90 Minuten unter Flutlicht. „Hier haben wir schon mit einer Elf von Stars verloren." Der Eintracht-Trainer weinte den Toren nicht nach, die in der letzten Viertelstunde ausblieben. Die Riederwälder Stürmer ließen im Schlußteil Chancen zum 3:0 aus. Der regennasse Rasen machte Stein und Solz einen Strich durch die Rechnung, als der Augsburger Hüter mit ihnen den letzten Zweikampf riskierte. Das Tor des Abends war in der 52. Minute durch Erwin Stein gefallen. Es war sein erster Treffer seit vielen Wochen, ein echtes Stein-Tor, fast ohne jede Assistenz. An Stelle der erwarteten 20.000 Zuschauer kamen nur 8000 zum bisher zweiten Flutlicht-Meisterschaftsspiel im Süden. Der Regen hörte erst kurz vor dem Anpfiff auf. Die eine Hälfte im Rosenaustadion war eine Seenplatte, die andere naß und glatt. Der Eintrachtsturm mußte zuerst das Glücksspiel in Wasser und Schlamm aufnehmen. Augsburg hatte es besser. Seine Stürmer waren hinter den doppelt so schnell flitzenden Bällen her. Bei der Eintracht kam das Zuspiel nur an die richtige Adresse, wenn die Seitenflächen benutzt wurden. In der Mitte blieb das meiste hängen, in der Mitte organisierte Augsburg eine Deckung, die kaum eine Lücke ließ. Der BCA-Sturm rückte meistens über den kleinen blonden Rühr nach vorn. Der Halbrechte spielte mit dem Ball, als habe er beim berühmtesten BCAler, Helmut Haller, Unterricht genommen. Aber das Rezept, das sich Trainer Hipp gegen Landerer ausgedacht hatte, sah in der Praxis doch anders aus. Der lange Ammer, am meisten angespielt, hielt zwar die Bälle, doch er hielt sie zu lange. Als er einmal nach einer Viertelstunde mehr per Zufall in den Rücken von Landerer geriet, kam Weber von der Seite angepirscht und brachte die Augsburger um ihre vielleicht größte Chance. Die Eintracht-Deckung war um diese Zeit noch mit dem Studium des Gästesturms beschäftigt. Einige Fehler schlichen sich ein, die später nicht wiederkehrten. Da niemand bei den Bodenverhältnissen ein Risiko einging, schnellte das Eckballverhältnis bis zur Pause auf 9:5 für die Platzherren. Aber diese Eckbälle waren „kleine Fische" für die Eintrachtler. Man wehrte sie ab, ehe sie zum Brand wurden. Man holte die Halbstürmer zurück und ließ den BCA sich im Gefühl der leichten Mittelfeldvorteile seine Kreise drehen. Spätestens von der 20. Minute an war der Abwehrring um die blauweißen Stürmer schon so dicht geschlossen, daß die Gefahren immer mehr abbröckelten. Höfer verlegte dem Augsburger Gerd Fröhlich (15 Tore), dem Vetter von Erwin Stein, jeden Weg, Lutz erkannte schnell die Spurtfähigkeit des anfangs so munteren Ex-Wormsers von Brebern. Die Eintracht wartete auf die zweite Hälfte. Die zweite Hälfte war die Hälfte der Riederwälder. Mit vertauschten Rollen steuerte die Partie dem Ende zu. Jetzt mußte der BCA-Sturm in die Pfützen, wo Abwehren eine Kleinigkeit gegenüber Angreifen war. Die Augsburger Schritte wurden kürzer, die Eintracht holte aus. Aber es fiel nur ein Tor, ein Stein-Tor nach 52 Minuten. Keine Gefahr schwante dem Stopper Schmidt, als er weit draußen zur Eckfahne einem Höfer-Schlag über 50 Meter nachsetzte. Aber auch Stein setzte nach, erkämpfte sich das Leder gegen den Augsburger und kam aus spitzem Winkel zum Tor. Die BCA-Deckung stürzte heran. Aber Stein wählte sich den kleinen Spalt zwischen Rumbacher und dem Torpfosten: 1:0, der Sieg! Stein: „Es paßte keine Zeitung mehr zwischen Ball und Pfosten!" Dann waren die Frankfurter die Herren auf dem Feld. Aber es fiel kein Tor mehr, obwohl Kreß, Stein und Solz jeder noch eine dicke Chance hatte. Einmal wurde der junge Friedrich von zwei Augsburgern im letzten Moment am Elfmeterpunkt in die Zange genommen, rollte zu Boden und der Ball seitlich weg. Aber Eisemann, der selten so wenig zu pfeifen brauchte, entschloß sich nicht zum Elfmeter. Die Fahnenschwenker-Gruppe auf der Tribüne feierte den knappen Sieg wie eine glanzvolle Angelegenheit. Es war immerhin der fünfte doppelte Punkt seit Nürnberg. Das Verfolgungsrennen um Platz zwei geht weiter. Spielausschußvorsitzender Ernst Berger nachher: „Eigentlich müßte man böse sein, weil so viele Chancen vergeben wurden. Aber Horvat hat recht, Sieg ist Sieg." — „Wie steht es mit dem Protest", wurde Berger gefragt. „Ich glaube, daß es zur Wiederaufnahme kommen wird." Augsburger Journalisten, die in Stuttgart nachgefragt hatten, wurde ähnliches gesagt. Die Woche nach Ostern dürfte die Spannung lösen. (aus 'Der neue Sport' vom 16.04.1963)
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