Eintracht Frankfurt - Karlsruher SC

Oberliga Süd 1962/1963 - 26. Spieltag

2:1 (0:1)

Termin: 16.03.1963
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Betz (Regensburg)
Tore: 0:1 Wild (42.), 1:1 Alfred Horn (52.), 2:1 Jürgen Friedrich (72.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Karlsruher SC

 


  • Paul
  • Witlatschil
  • Klaußner
  • Saida
  • Rihm
  • Kahn
  • Marx
  • Geisert
  • Wischnowsky
  • Ruppenstein
  • Wild

 

Trainer Trainer
  • Kurt Sommerlatt

Frühlingserwachen der Eintracht

Horst Kickhefel und Bert Merz berichten vom Riederwald

Eintracht Frankfurt — Karlsruher SC 2:1 (0:1)

Der großartige Erfolg beim Club hatte die Eintrachtanhänger aus ihrer Reserve gelockt. Das naßkalte Wetter war kein Hinderungsgrund um zum Riederwald hinauszupilgern. Für ihre Treue wurden die 19.000 Zuschauer mit einem Spiel belohnt, das ihnen einen köstlichen Vorgeschmack auf die Bundesliga gab. Da gab es Szenen, die den Zuschauern den Atem verschlugen und am Schluß gingen alle mit der Erkenntnis nach Hause, daß die Entscheidung um den zweiten Platz im Süden nicht über den Kopf der Eintracht hinweg gefällt werden kann. Die Eintracht ist wieder da, die Endrunde rückt näher.

In erster Linie war der Erfolg ein Erfolg der geschlossenen Mannschaftsleistung. Ein Rädchen griff ins andere, dadurch fielen die kleinen Pannen gar nicht so sehr ins Gewicht. Wenn aber ein Eintracht-Spieler herausgestellt gehört, dann kann es nur Alfred Horn sein. Der blonde Außenläufer schwang sich sofort zum Beherrscher des Mittelfeldes auf und gab diese Rolle nicht mehr ab. Er geriet dadurch sofort in die Kreise eines Ruppenstein.

Die Karlsruher griffen nämlich nur mit vier Stürmern an, hielten Ruppenstein im Hintergrund und versperrten den Weg zu ihrem Tor oft mit sechs Abwehrspielern. Aus dieser Defensivstellung stießen sie aber gerne in gefährlichen Gegenstößen hervor, die noch gefährlicher gewesen wären, wenn das Karlsruher Spiel nicht um eine Idee zu langsam gewesen wäre. So hatte die Frankfurter Abwehr stets Zeit sich zu formieren.

Durch die Defensiv-Haltung der Gäste lag das Mittelfeld im Bereich der Eintracht, und nach einer Viertelstunde schien sich die KSC-Festung zu öffnen. Kreß schlug eine Flanke in den Karlsruher Strafraum, die von Solz verfehlt, von Schämers Stirn aber erwischt wurde. Doch auf der Torlinie stand Rihm und köpfte den Ball weg. Schon schob Friedrich den Ball wieder in den Strafraum zurück, doch Paul hechtete vor die Beine des einschußbereiten Solz.

Wie gefährlich die blauen KSCer zurückschlagen konnten, erlebte man in der 24. Minute. Ruppenstein ließ sich von Landerer nicht abdrängen, Loy mußte mit Fußabwehr klären und Höfer Wild den Weg zum Tor abschneiden. Beim nächsten Angriff spielt Wischnowski den gefährlichen Geisert frei — Lutz lenkt zur Ecke ab. Aus diesem Eckball entwickelt sich ein Alleingang Steins, dessen Knallschuß am Tor vorbeifliegt. Die Schüsse hageln nur so auf Pauls Tor. Saida muß retten, Paul hin und her fliegen, Ruppenstein zurückkommen, um Friedrich zu bremsen.

Schon erwartete alles die Pause, da ritt Ruppenstein wieder eine Attacke. Seine Flanke wurde von Geisert nicht mehr erreicht, aber Wild stand völlig frei (wo war Lutz?) und der KSC führte 1:0. Danach mußte Rihm einen Schuß Steins aus der Gefahrenzone köpfen, dann war Pause. Das Fazit der ersten Halbzeit: eine Fehlschaltung von Lutz führte zu einem vermeidbaren Tor. Der Sturm war sehr aktiv gewesen, auch wenn Solz etwas fummelte und Schämer die besten Sachen durch seine Einbeinigkeit verdarb. Friedrich mußte in der 41. Minute angeschlagen vom Platz, kam aber mit den anderen nach der Pause wieder. Der Eintracht-Sturm wurde bissig: Friedrich war um Sekunden zu früh gesprungen und erreichte die Kreß-Flanke nicht. Aber die Flut der Eintrachtangriffe schien über dem KSC zusammenzuschlagen. Solz schoß an die Latte, Stein nahm den abprallenden Ball auf, den Schuß drehte Paul mit letzter Kraft um den Pfosten (49.). Die Eintracht ließ nicht locker. Friedrich—Horn—Weber— Schämer hieß die nächste Kombination. Paul riß die Fäuste hoch und konnte Schämers Schuß abwehren. Da sprang Solz hoch, stieß mit dem Kopf den Ball an Paul vorbei — gegen die Latte (50.). Ohne Zweifel, der Ausgleich hing in der Luft. Und da war er schon: unhaltbar schlug Horns 25-Meter-Schuß ein (51.).

Der weiche Boden schien der Eintracht nichts auszumachen, während die Kräfte einiger Gäste deutlich nachließen. Die wenigen Gegenstöße fing die Abwehr souverän ab, zumal Weber Ruppenstein jetzt wie ein Schatten folgte. Der KSC kam über einige Gegenstöße nicht mehr hinaus, die Einschnürung konnte er nicht mehr aufknüpfen. Ein Freistoß Wilds flog knapp am Tor vorbei, aber auf der anderen Seite landete Kreß' Nahschuß hart neben dem Pfosten.

Kreß düpierte seinen Gegner ein ums andere Mal. Friedrich verbiß tapfer seine Schmerzen. Stein war links. Stein war rechts. Solz dachte wieder an seine Mitspieler, und Schämer wurde vom allgemeinen Schwung mitgerissen. Selbst Lutz und Höfer beteiligten sich an der Kanonade. Das war gefährlich — und wäre nicht Loy Wild entgegengestürmt und hätte durch Fußabwehr geklärt, der KSC wäre wieder in Führung gegangen (70.).

Das zweite Eintrachttor war eine Sache des rechten Flügels. Stein schickte den Ball zu Kreß, der dribbelte los, schlug den Ball hart vor das KSC-Tor, wo Friedrich auftauchte und hochspringend den Ball über die Torlinie köpfte. In der letzten Minute sah es nach dem 3:1 aus, aber Stein bekam den Ball an Paul nicht vorbei. (aus 'Der neue Sport' vom 18.03.1963)

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