Eintracht Frankfurt - Bayern Hof

Oberliga Süd 1962/1963 - 22. Spieltag

2:0 (2:0)

Termin: 09.02.1963
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Fritz (Oggersheim)
Tore: 1:0 Erwin Stein (21.), 2:0 Alfred Horn (30.)

 

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Eintracht Frankfurt Bayern Hof

 


  • Hans Winterling
  • H.Richter
  • Fischer
  • Heinz Winterling
  • Murrmann
  • Werner
  • Friedrich
  • Reiser
  • Greim
  • Stark
  • P.Richter

 

Trainer Trainer
  • Gunter Baumann

 

Eintracht-Parole hieß Maßhalten

Helmer Boelsen und Horst Kickhefel berichten vom Riederwald

Eintracht Frankfurt — Bayern Hof 2:0 (2:0)

Die Eintracht-Elf hat am Samstag ihr Soll erfüllt, sie siegte, ohne Herzklopfen heraufzubeschwören, sie streute eine temperamentvolle halbe Stunde in die eineinhalb Stunden ein, die ihr aus einem halben Dutzend Chancen zwei Tore bescherte, aber sie gab sich dann, als stünde ihr schon am Sonntag das nächste schwere Spiel bevor. Parole: maßhalten! Auf den Rängen nahm man es diesmal mit Humor statt mit Groll, als dann in der zweiten Halbzeit alle Weichen eingefroren schienen und alle Züge wie von einem Kobold gesteuert stets die falsche Richtung nahmen.

Es kam trotzdem nie der Gedanke auf, die „Kanarienvögel" aus Hof könnten das 2:0 noch töten. Sie waren zahm. Munter schwirrten sie über den Schneeboden, hübsch anzuschauen. Aber sie pickten nur ein wenig am Käfig herum, in die sie von Landerer und seinen Mannen eingesperrt worden waren. Zwängten sie sich wirklich einmal durch die Gitterstäbe, dann verfehlten sie das Ziel um viele Ellen. Egon Loy stand im ganzen Spiel nur zweimal vor dem Prüfungsrichter. Eine zu kurze Abwehr war zu Greim gekommen, und Egon mußte sich dem Hofer Mittelstürmer an der rotsandigen Strafraumgrenze entgegenwerfen. Er dribbelte mit dem abgeprallten Ball sogar noch aus seinem Strafraum heraus und gab die Vorlage in den Sturm. Die andere Probe kam in der 82. Minute, Läufer Heinz Winterling, eine der markantesten Persönlichkeiten im gelben Dreß der Bayern, war vorgeprellt, hatte einen Fernschuß über den Schnee huschen lassen, und Loy mußte den Ball mit den Fingerspitzen an den Pfosten lenken.

Bei allen anderen Schüssen der Hofer Stürmer, von denen die meisten von Rechtsaußen Friedrich abgefeuert wurden, genügte Loy das Nachschauen. Sie entfernten sieh mit jedem Meter Flug mehr vom Gestänge des Eintracht-Tores. Dabei waren ein paar prächtige Schußpositionen dabei. Diese schlechten Schußleistungen verdammten die Bayern endgültig zur Harmlosigkeit. Sie hatten alle Verbitterung, die man sonst in den letzten Wochen von abgelehnten Bundesligakandidaten sah, in der Kabine gelassen. Sie spielten, erwarben sich Sympathien, und kein Mensch machte ihnen auch Vorwürfe, daß im Laufe der 90 Minuten dreimal Eintracht-Spieler nach Zusammenstößen oder Kopfbällen behandelt werden mußten. Die Hofer gaben sich, als hätten sie an diesem Samstag schon den Sonntagsanzug übergezogen, und an den Verletzungen von Kraft, Solz und Eigenbrodt war der Schneeboden schuld.

Nur beim jungen Linksaußen Kraft war die Sache schlimmer. Von Mitte der ersten Halbzeit ab humpelte er. Mit einer mutigen Tat in der siebenten Minute, als er furchtlos gegen Torwart Hans Winterling und Verteidiger H. Richter um die Wette rannte, hatte er sich den Anriß geholt. Eine weitere Karambolage, diesmal mit dem cleveren Läufer Heinz Winterling besorgte den Rest. Für die zweite Halbzeit fiel Kraft praktisch aus. Der Junge Mann hat Pech. Beim Debüt erlag er, wie beinahe alle Linksaußen der 15 Oberligateams, dem Recken Schultheiß, beim zweiten Anlauf tanzte er nur 30 Minuten. Bis dahin waren ihm einige Dinge gelungen, die man von Schämer lange nicht mehr gesehen hat. Angefangen bei jenem „Kraft-Akt" der siebenten Minute, der der Eintracht die erste große Chance eröffnete. Der Preßschlag hatte den Ball nämlich zu Horn trudeln lassen, aber da zielte Alfred noch an den Hofer Freunden wie am Tor vorbei. Ein Kraft-Schuß aufs kurze Eck, den Torwart Winterling nur abprallen lassen konnte, weckte ebenso Beifall, wie eine Kraft-Flanke, die Winterling verpaßte und dann Stinka fand, der aber übers Tor drosch.

Nur das Verständnis mit Solz klappte noch nicht bei Kraft. Der linke Flügel mißverstand sich so oft wie der rechte mit Kreß und Horn. Wenn der eine den Steilpaß servierte, wartete der andere auf den Kurzpaß, wenn der eine startete, dribbelte der andere. Es war Erwin Stein vorbehalten, die Sturmharmonie herzustellen. Er nahm die Ideen der anderen besser auf, er startete, paßte, täuschte, dribbelte zur rechten Zeit, war der Schrecken der ganzen Hofer Abwehr, ungebändigtes Sorgenkind von Stopper Murrmann, und er war an allen guten Eintracht-Aktionen, die Freude bereiteten, beteiligt.

Noch vor seinem Lauf zum 1:0, als er mit einer Solz-Vorlage lospreschte, und den Ball über den zu spät herauslaufenden Hüter Hans Winterling hob, gelang ihm der entscheidende Wechsel einer langen, zielstrebigen Eintracht-Stafette von Eigenbrodt zu Kreß, Eigenbrodt, Stein und schließlich Solz, der allerdings die schöne Chance vergab, wie eine weitere in der zweiten Halbzeit, und wie außer ihm noch Horn und Stinka. Erwin Stein war die Seele der guten halben Stunde, die mit Horns verpaßter Chance begann, mit Horns Tor nach der fünften Eintracht-Ecke von zehn (acht in der ersten Halbzeit) noch nicht abgeschlossen war.

Daran erinnert hat dann noch der Start zur zweiten Halbzeit mit Solz' großer Chance nach Steilvorlage von Kreß, mit zwei mächtigen Vorstößen und Schüssen von Höfer, und die letzten fünf Minuten, als Loys Fingerspitzenparade die Eintracht noch einmal aufschreckte. Da konnte ein Freistoß Landerers nur mit Mühe zur Ecke abgewehrt werden, und da rettete zwei Minuten vor dem Ende Verteidiger H. Pfeiffer auf der Linie, als Horn mit Prachtschuß schon Torwart Winterling bezwungen hatte.

Dazwischen aber lag die große Zeit der Eintracht-Abwehr, die die Erinnerung an die Horvath-Truppe aus dem ertragreichen Jahr 1959 weckte. Was damals der lange Jugoslawe, das ist heute der stämmige Wiggerl Landerer. Ein Genuß, ihm zuzuschauen, wohl schon zum 21. Male in dieser Saison ging er mit der Note „Hervorragend" vom Platz. Auch Lutz beherrschte seine Linksaußen, die im Hofer Wechsel mal P. Richter, mal Stark oder Reiser hießen. Höfers Gegenspieler Friedrich entwischte noch am meisten, Eigenbrodt machte die ungestümste Arbeit, aber dabei auch die meisten Schnitzer, Stinka weitete seinen Aktionsradius wie lange nicht mehr, gesellte sich aber lieber zum Sturm als ins Deckungssystem. (aus 'Der neue Sport' vom 11.02.1963)

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