Eintracht Frankfurt - FC Bayern München

Oberliga Süd 1962/1963 - 16. Spieltag

2:1 (0:1)

Termin: 30.12.1962
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Handwerker (Ketsch)
Tore: 0:1 Giesemann (26.), 1:1 Erwin Stein (68.), 2:1 Wolfgang Solz (71.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt FC Bayern München

 


  • Maier
  • Kunstwadl
  • Olk
  • Erhardt
  • Ostner
  • Giesemann
  • Drescher
  • Kosar
  • Ohlhauser
  • Grosser
  • Brenninger

 

Trainer Trainer
  • Helmut Schneider

Egon Loy richtete seine Mannschaft auf

Horst Kickhefel berichtet vom Riederwald

Eintracht Frankfurt — Bayern München 2:1 (0:1)

Das Wort Bundesligareife wird jetzt oft in den Mund genommen, dabei müssen wir erst einmal abwarten, wie gut im nächsten Jahr die Punktspiele in Deutschlands oberster Klasse sein werden. Wenn man es so will, dann waren alle Spitzenspiele im Süden schon immer bundesligareif und diese Begegnung schloß nicht davon aus. Fast wäre den Bayern die Revanche für das peinliche 0:5 im Vorspiel gelungen. Fast. Sie gelang nicht, weil erstens Loy wieder superklassig auf dem Posten war, zweitens Kreß und Solz zwei wichtige Tore erzielten und drittens — das gebietet zu sagen die Fairneß — die Gäste durch die Verletzung Giesemanns aus ihrem Konzept gebracht wurden.

Ihr Konzept war, die Eintracht kommen lassen, deren Angriffe durch die stabile Läuferreihe aufzufangen und durch lange Pässe die Gegenangriffe einzuleiten. Und dieses Konzept ging zuerst großartig auf, denn die Spielweise der Münchner war goldrichtig bei derartigem Schneeboden. Bei der Eintracht merkte man nur Landerer und Horn an, daß ihnen bajuwarische Schneeverhältnisse nicht ungewohnt waren. Natürlich ließ sich der dritte Bayer, der lange Loy, auch nicht vom Schneeboden beeinträchtigen. Das konnte er bald beweisen. Einen verkorksten Eintrachtangriff drehten die Bayern zum Gegenstoß um. Schon war Brenninger durch und sah den Himmel offen. Da tauchte urplötzlich vor ihm der rechtzeitig aus seinem Tor gestartete Loy auf und blockierte die Schußbahn. Das war in der 9. Minute gewesen, in der 10. Minute nahm Drescher Ohlhausers Flanke aus der Luft und traf — Lutz. Riesenglück für die Eintracht.

Erstaunt blickten die Zuschauer — unter ihnen 55 Berliner Ferienkinder — auf die selbstbewußt aufspielenden Bayern. Die ersten, die dagegen aufmuckten, waren Lindner und Horn. Lindner schoß zuerst — abgewehrt, Horn schoß hinterher, sein Schuß flitzte am Tor vorbei. Wieder schoß Horn — vorbei, wieder schoß Lindner — Olk stand im Weg. Es war alles eine Umdrehung zuviel, der Eintrachtsturm lief zu schwerfällig.

Ganz anders die Bayern. Ruckzuck, blitzschnell durch. Ohlhauser pendelte um Landerer herum, weil er ihm im Nahkampf nicht gewachsen war. Brenninger erhielt von Lutz zu viel Bewegungsfreiheit. Drescher bereitete Höfer etliche Schwierigkeiten, und Kosar tätschelte fast liebevoll den Ball. Nur Grosser fiel nicht so auf wie damals in Offenbach, das lag nicht an Grosser, das lag an Horn, der den Bayern-Regisseur genau markierte.

Und doch hatten die Gäste Chancen. In der 16. Minute war Ohlhauser wieder losgeprescht und umspielte sogar Loy, da rettete Landerer mehr rutschend als springend mit langem Bein hart am Pfosten. Beim anschließenden Eckball erwischte Höfers Fuß Grossers Nahschuß. Drei Minuten waren vergangen, als Ohlhauser den Ball über Landerer, Loy und das Tor hinwegspitzelte. Das waren schon Chancen.

Wen wunderte es also, als die Gäste in Führung gingen? Giesemann fädelte den Angriff ein. Von ihm wanderte der Ball zu Ohlhauser, der ihn prompt zum nach außen startenden Kosar schickte. Kosar spielte den Ball in die Gasse und in der Gasse tauchte Giesemann auf. Sein Schuß schlug an die Innenkante des Pfostens, rollte fast auf der Torlinie entlang und verfing sich hinter dem anderen Pfosten im Seitennetz. Olk rettete nach dem Wiederanstoß gegen Lindner und dann schien das 0:2 fällig. Kosar durch, aber wieder rettete Loy, der zur Zeit für die Eintracht einfach unbezahlbar ist. Die Gäste kamen aus dem Tritt als Giesemann hart neben Lindner einen Fallrückzieher versuchte und unglücklich stürzte. Während sich Giesemann verarzten ließ, lenkte Maier Lindners Freistoß über die Latte. Die Gäste bauten um: Giesemann ging humpelnd auf den rechten Flügel, Grosser rückte in die Läuferreihe und Drescher nahm den Posten des Halblinken ein.

Was nach der Pause kam war fast ein einziges Anrennen der Eintracht gegen das Bayern-Tor, aber die wenigen Gegenstöße blieben stets gefährlich. Das mußte Loy zweimal (seine Widersacher waren Brenninger und Ohlhauser) verspüren. Ein Zusammenspiel des rechten Eintracht-Flügels, das Stein mit einem Schuß abschoß, den Kreß im Sprung über die Linie drückte, ergab das 1:1. Und dann gab es einen indirekten Freistoß, weil Erhardt im Strafraum auf dem Ball gelegen hatte. Zweimal wurde abgewehrt, da fiel der Ball Solz vor die Füße. Eine Rakete aus 20 Metern — 2:1. Die Eintracht beherrschte bis zum Schluß das Feld, aber ein 2:2 war bis zum Schlußpfiff möglich. (aus 'Der neue Sport' vom 31.12.1962)

>> Spieldaten <<

 

 

© text, artwork & code by fg