Eintracht Frankfurt - Sheffield United

Freundschaftsspiel 1962/1963

1:1 (1:0)

Termin: 17.10.1962, Flutlichtspiel im Stadion
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Fischer (Augsburg)
Tore: 0:1 Pace (44.), 1:1 Wolfgang Solz (90.)

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Eintracht Frankfurt Sheffield United

 


  • Hodgkinson
  • Coldwell
  • G. Shaw
  • Richardson
  • J. Shaw
  • Matthewson
  • Allchurch
  • Kettleborough
  • Pace
  • Spiels
  • Simson

 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer

Solz stand allein auf weiter Flur

Ludwig Dotzert berichtet vom Flutlichtspiel

Eintracht Frankfurt — Sheffield United 1:1 (0:1)

Wenn's der Eintracht zu wohl wird, spielt sie gegen die Sheffielder United. Das ist das beste Mittel für sie, den Boden nicht unter den Füßen zu verlieren. Die Riederwälder bezogen ihre erste Niederlage von den Engländern, als sie umgeben von strahlendem Glorienschein nach einer triumphalen Europareise über Lissabon und Glasgow auf Heimatkurs gingen. Sie bezogen im Verlaufe ihrer Weltreise auf neutralem amerikanischem Boden gegen die gleiche Elf innerhalb weniger Tage zwei Schlappen hintereinander. Am vorigen Mittwoch, als sich die knochigen Profis unter dem Flutlicht des Frankfurter Stadions zum viertenmal der Paul-Oßwald-Truppe zum Kampf stellten, schien endlich der Tag der Revanche gekommen. Die Frankfurter boten die stärkste Mannschaft seit Wochen auf. Von den Stammspieler fehlten nur noch Lutz und Stinka. Vergeblich. Der Sheffielder Granit hielt auch diesmal. Immerhin sprang durch einen Treffer von Solz in letzter Minute wenigstens ein Unentschieden heraus.

Ueber den Verdacht, ihren Gegner zum viertenmal zu leicht genommen zu haben, sind die Riederwälder erhaben. Viel näher liegt diesmal der Gedanke, daß sie die Engländer zu schwer nahmen. Vor 15.000 erwartungsvollen Zuschauern packte die Mannschaft ihr Freundschaftsspiel an wie ein heißes Eisen. Außenläufer Horn, der im Kampf gegen die Münchner Löwen fast genauso viel auf das Tor geschossen hatte wie Erwin Stein, verkroch sich von Anfang an so tief in die Abwehr, daß er nie wieder zum Vorschein kam. Hans Weilbächer startete zwar etwas couragierter, doch auch ihm rutschte nach einigen verunglückten Pässen bald das Herz in die Strümpfe. So zerfiel die Mannschaft des süddeutschen Tabellenzweiten bald in zwei Teile, zwischen denen es keinerlei zuverlässige Verbindungen gab: hier die Abwehr, dort der Sturm. Ohne gegenseitige Unterstützungen sahen beide Teile im Kampf mit den perfekten und für dieses Spiel hochfrisierten Profis ausgesprochen mäßig aus.

Die Profis ihrerseits stießen unbarmherzig zu. Sie schienen sich vorzukommen wie die elf Gerechten, die allein einen moralischen Anspruch auf den Ball hatten. Sie wirkten sicher. Ja geradezu herrisch. Wenn die Eintracht dagegen am Zuge war, dann entstand der Eindruck, als hätte sie das Leder gestohlen. Hastig und kurzatmig schob man die Verantwortung hin und her. Nur Wolfgang Solz behielt das eigentliche Ziel im Auge, wurde mangels ausreichender Unterstützung jedoch allzu oft in die Ecke abgedrängt, in der es nicht mehr weiter geht. Eine halbe Stunde lang konnte er sich wenigstens auf Lindner einigermaßen verlassen. Erwin Stein und Schämer dagegen standen da wie vor einem fremden Scheunentor. Richard Kreß hatte seinen gereizten Abend. Er ärgerte sich über die Fliege an der Wand, und in dieser Stimmung will auch dem Besten nichts Rechtes gedeihen.

Aber wenn die Not am größten, ist Egon Loy am stärksten. Egon schien wieder einmal nichts unmöglich. Er hielt, wenn es sein mußte, zwei Schüsse auf einmal. Kein Mensch regte sich auf, als Schymik im Duell mit dem Dribbelkünstler Simson kaum noch einen Stich bekam. Niemand sah schwarz, wenn Allchurch den eben von einer Verletzung genesenen Höfer überlief. Daß Weilbächer von dem gewitzten Kahlschädel Kettleborough meistens nur den Hinterkopf sah, fiel kaum ins Gewicht. Die Eintracht hatte ja noch ihren Egon. Erst kurz vor dem Wechsel preßte sich ein Kopfball von Pace durch die Hände des Eintrachthüters zum 1:0 für die Engländer über die Torlinie. Es war ihnen gegönnt. Das Publikum hatte seine helle Freude an den perfekten Burschen aus dem Mutterland des Fußballs.

Nach dem Wechsel freilich stellte sich bald heraus, daß sie ihren Energieüberschuß vorzeitig verwirtschaftet hatten. Obwohl die Eintracht nach Neueinstellung Hahns (für Lindner) und Webers (für Weilbächer) weiter nachließ, brauchten sich Egon Loy kaum noch in größere Unkosten zu stürzen. Landerer wurde trotz leichter Verletzung und Schwierigkeiten beim Hochspringen zum überlegenen Mann an der Strafraumgrenze, und auch Höfer wurde zusehends besser mit seinem Gegner fertig. Die Klüfte zwischen Abwehr und Sturm sowie zwischen den Stürmern selbst aber nahmen an Tiefe und Breite zu Die Kunstpfeifer unter dem Publikum puffen auf sämtlichen Fingern.

Da platzte den Riederwäldern endlich der Schillerkragen. Mit der blanken Kraft, von der sie mehr besaßen als die englischen Profis, stemmten sie den Gegner in der letzten Viertelstunde an die Wand und rumorten so lange in der Gefahrenzone herum, bis Wolfgang Solz einen Dreh fand, den selbst die Sheffielder noch nicht kannten 1:1! Uff! Aber wie dem auch sei, bei den Riederwäldern scheint der Bedarf an Sheffield vorläufig gedeckt. (aus 'Der neue Sport' vom 22.10.1962)

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