FC Schweinfurt 05 - Eintracht
Frankfurt |
Oberliga Süd 1962/1963 - 9. Spieltag
3:3 (2:2)
Termin: 14.10.1962
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Kreitlein (Stuttgart)
Tore: 1:0 Baumann (4. Handelfmeter), 2:0 Schweighöfer (14.), 2:1 Dieter Lindner (19.), 2:2 Dieter Lindner (27.), 2:3 Wolfgang Solz (57.), 3:3 Richard Weber (84., Eigentor)
FC Schweinfurt 05 | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Webers Mißgeschick kostete den Sieg Willy Knipp berichtet aus dem Schweinfurter Sachs-Stadion 1. FC Schweinfurt 05 — Eintracht Frankfurt 3:3 (2:2) In Schweinfurt mußten sich schon alle Mächte zusammenschließen, um der Eintracht einen Punkt zu entreißen. Daß schon nach drei Spielminuten der zurückgeeilte Solz einen Foulelfmeter verursachte, der durch Baumann zum 1:0 führte, konnte die selbstsicheren Riederwälder überhaupt nicht erschüttern, und als es in der 12. Minute durch einen Schrägschuß des Rechtsaußen Kraus 2:0 für die Schweinfurter stand, war für die Eintracht lediglich ein Grund, den Helm fester zu schnallen. Zur Resignation oder gar Nervosität aber sah diese Eintracht überhaupt keinen Anlaß. Aber 6 Minuten vor dem Ende, als man längst 3:2 vorne lag, haderte die Eintracht mit ihrem Geschick. Weber, der linke Verteidiger, lag erschüttert am Boden, denn soeben hatte er eine Flanke des Schweinfurter Kraus mit Vehemenz ins eigene Netz geschmettert und seine anscheinend unverwundbare Eintracht doch noch um den strahlenden Sieg gebracht. Die Riederwälder hatten zuvor versäumt, ihre spielerische Reife, ihren Glanz und ihre Kaltschnäuzigkeit in einen sicheren Vorsprung umzumünzen. Der Eintracht gefiel es, mit dem Feuer zu spielen und nicht mehr zu tun, als anscheinend zum Sieg notwendig war. So lag dann auch die beste Zeit der Frankfurter nach dem frühen 0:2-Rückstand. Überheblich, lässig und im sicheren Gefühl der eigenen Stärke hatte man begonnen und die beiden Verlusttreffer ohne jede Erschütterung hingenommen. Dann aber spürte die Elf, daß Taten folgen mußten, um aus dieser ungewollten Misere herauszukommen. Im Stil einer wahren Klassemannschaft brachte man die dumme Geschichte wieder ins Lot. Horn und Weilbächer waren die Ersten, die zum großen Aufbruch bliesen. Sie übernahmen die Rolle der Arbeitspferde, und im Angriff besann sich jeder auf sein angestammtes Handwerk. So wurden Solz und Lindner zu feinfühligen Technikern, Schämer und Kreß zu gefährlichen Reißern, während Stein mit ständigen Positionswechseln die Schweinfurter Abwehr durcheinanderschüttelte. Bei derartiger Betriebsamkeit mußte das Werk vollendet werden. Endlich war es wieder einmal Dieter Lindner, der die Team-Arbeit krönen durfte. Zunächst schaffte er nach einer schönen Solz-Flanke den Anschluß, und dann köpfte er noch Vorarbeit von Kreß zum 2:2 ein. So war nach kaum einer halben Stunde der frühe Schweinfurter Vorsprung schon entschwunden, und die Riederwälder griffen nach dem Sieg. Lindner versuchte Klarheit zu schaffen und wollte seinen zwei schnellen Treffern noch die Entscheidung folgen lassen. Sein knallharter Schuß konnte Hüter Bernard zwar nicht mehr greifen, doch das Leder sauste von einem Innenpfosten zum anderen auf dem langen Kreidestrich entlang. Da auch ähnliche gute Momente den dritten Treffer noch aufschoben, ging es mit einem 2:2-Unentschieden in die Pause. Wenn auch die Partie nach dem Wechsel nicht mehr so furios und stürmisch fortgesetzt wurde, so blieben jedoch auch keine Zweifel an der absoluten Souveränität der Eintracht. Es wurde mehr auf Sicherheit und Zuverlässigkeit der Abwehr gebaut, und es schien geplant, die verzweifelt, aber ohne große spielerische Linie anrennenden Schweinfurter mit Konterschlägen aus der Defensive auszuknocken. Ohne großen Kraftaufwand schien auch dieser Plan von den Eintrachtlern leicht zu bewerkstelligen. Die schnellen Angriffe der Frankfurter überraschten die gelockerte Schweinfurter Abwehr und ließen den entscheidenden Schlag der Eintracht schon ahnen. Solz gelang es dann auch, die Schweinfurter zu überrumpeln, und der Eintracht schien dieser Siegestreffer eine Selbstverständlichkeit. Die Bemühungen, diesen Vorsprung auszubauen und für Schweinfurt unerreichbar zu machen, muteten nicht sehr gewaltig an. Vielmehr sonnte man sich in seiner Ueberlegenheit und buhlte mit Delikatessen um die Gunst des Publikums. Egon Loy im Tor war jetzt unbeschäftigt, und Schymik wurde mit dem schnellen Linksaußen Masurek sehr gut fertig. Dazu kam, daß auch Schweighöfer bei Stopper Landerer abgemeldet war. Also konnte ein Einbruch nur noch vom stürmischen Schweinfurter Rechtsaußen Kraus kommen, den der doch noch nicht so routinierte Weber des öfteren ziehen lassen mußte. Aber da vertraute man auf Weilbächer, der seinem Hintermann dann hilfreich zur Seite stand und die Einbrüche abriegelte. Zuweilen wurde auch im Angriff mal etwas energischer zugepackt, und Solz traf noch einmal den Pfosten. Zu großen Taten aber fand sich niemand mehr bereit, denn der Sieg schien sicher unter Dach und Fach. Da kam die 84. Minute. Wieder einmal war Schweinfurts Sprinter Kraus irgendwohin entwischt und startete plötzlich vom linken Flügel her einen Sturmlauf. Seine Flanke schwebte herein, und der zurücklaufende Unglücksrabe Weber setzte den Ball vollkommen unbedrängt ins eigene Netz. Dieser Schock traf nicht nur Weber, sondern lähmte alle Eintrachtler. In gleichem Maße aber steigerten sich die Schweinfurter zu einem kaum mehr erwarteten Endspurt und bereiteten den Riederwäldern noch einige schreckliche Schlußminuten. (aus 'Der neue Sport' vom 15.10.1962)
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