1. FC Köln - Eintracht Frankfurt |
DFB-Pokal 1962 - Viertelfinale
1:2 n.V. (1:1, 0:0)
Termin: 08.08.1962
Zuschauer: 40.000
Schiedsrichter: Rolf Seekamp (Bremen)
Tore: 1:0 Christian Müller (59.), 1:1 Lothar Schämer (64.), 1:2 Hans Weilbächer (94.)
1. FC Köln | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Die Stunde der Riederwälder Wie die Eintracht den deutschen Meister bezwang — Pokalspiel ohne Beispiel 1. FC Köln — Eintracht Frankfurt n. V. 1:2 (1:1, 0:0) Der Kampf hätte das Endspiel um den DFB-Pokal sein können. Die Menge war begeistert. So etwas wird zehn Tage vor Saisonbeginn nicht alle Jahre geboten. Ein Spiel von internationalem Format, das von einem Höhepunkt zum anderen jagte, das kein Ermüden und Ermatten kannte. Man wußte es seit dem 1:1: Wer das nächste Tor schießt, der gewinnt! Und die Frankfurter Schlachtenbummler spürten es bei Schämers Ausgleichstreffer in der 64. Minute deutlich, daß jetzt die Stunde der Riederwälder kommen mußte. Sie kam und mit ihr der Sieg. Während die Reporter noch das Wort Verlängerung über den Draht brüllten, fiel schon die Entscheidung, vier Minuten nach Beginn der Verlängerung. Die Eintracht war physisch zu stark, um sich ihren Vorsprung noch einmal abjagen zu lassen. Außerdem hatte sie einen Loy und einen Landerer, die den Kölnern wie Riesen an diesem Tage vorkommen mußten. Den Männern des Trainers Oßwald wurde dieser Triumph auf dem Platz des deutschen Meisters so schwer gemacht wie kaum ein Sieg in den letzten Jahren. Die Spieler Kölns gingen oder sprangen nicht in dieses Spiel, sie wirkten wie vom Katapult abgeschossen! Die Eintracht mußte sofort alle Leute in die eigene Hälfte zurückziehen, um nicht mit Mann und Maus unterzugehen. Der rechte FC-Läufer Hemmersbach war zehn Minuten lang an jedem Spielzug beteiligt. Seine Wege führten bis zur Eckfahne, und dabei kam Solz gegen ihn bei den ersten Startversuchen nicht über die Mittellinie. Was die Kölner über die Flügel Sturm und Hornig an Angriffen hervorzauberten, grenzte ans Sagenhafte. Gerade hier vermuteten die Frankfurter ihre stärksten Bremsen. Aber Höfer und Landerer fielen zunächst einmal auf fast jeden Stellungswechsel von Sturm und Müller herein. Lutz mußte erst einmal den Flitzer Hornig studieren, der im Stil von Richard Kreß über sämtliche Hindernisse stürmte. Man brauchte einige Zeit, um über diese geballten Ladungen Kölner Angriffe hinwegzukommen. Gut, daß es einen Loy gab, der wie ein Fels vor seinem Tor stand, Schäfers Schuß aus vollem Lauf noch in die Lüfte boxte und gegen den völlig freigespielten Habig rettete. Als das Flutlicht nach 15 bis 20 Minuten anging, gingen auch die Eintracht-Lichter auf. In erster Linie waren es Solz und Kreß, die das Spiel aus der eigenen Hälfte trugen. Die Seitenläufer konnten sich um diese Zeit noch keine Ausflüge in Kölns Hälfte leisten. Kreß holte sich in rückwärtigen Regionen viele Bälle und stellte damit seinen schon bekannten Meisterzerstörer Pott wohl vor neue Probleme. Wenn Kreß vor Pott am Ball war, gab es für den Kölner nicht mehr viele Chancen. Daß er noch vor der Pause, leicht angeschlagen, mit dem Rechtsaußen Sturm tauschte, hatte keinen Einfluß auf den Lauf der Dinge. Man hätte ihn bald wieder zurückschicken können, denn so wie Pott in der zweiten Hälfte konnte kein angeschlagener Mann spurten. Nach einem tollen Kopfball Müllers, der auch bei Loy sein Ende fand, zog die Eintracht von der 30. Minute an in allen Belangen gleich. Sie hatte jetzt eine Reihe ähnlicher Chancen wie der Meister vorher, doch vorerst keine so zwingende, wie sie Schämer nach drei Minuten verschleuderte. Schämer war, nach seinen guten Vorstellungen vor einer Woche in Horst Emscher und Oberhausen, ein zaghafter und ängstlicher Außen, den zudem die Nervosität packte, wenn er angespielt wurde. Er schwächte seine mäßige Partie wenigstens mit einem meisterhaften Freistoß ab, der den Ausgleich brachte. Denn als Köln kurz nach der Pause 1:0 in Führung ging, war eigentlich längst die Eintracht an der Reihe. Jetzt hatte sich die Deckung so stabilisiert, daß Ueberraschungseffekte der Meisterelf ausgeschlossen waren. Müller fand keine Wege mehr an Landerer vorbei, Hornig wurde von Lutz in den spitzen Winkel zum Tor gedrängt Nur, daß Höfer sich wenig um Pott kümmern wollte, machte den Frankfurtern Kummer. So fiel such das Führungstor, als Benthaus nach einer Ecke einen Weitschuß abfeuerte, der von Müller zum freistehenden Pott abprallte. Auf dem umgekehrten Weg, von Pott über Müller schlug er anschließend ins Eintracht-Tor. Der Freistoß zum 1:1 war von Wilden an Solz verschuldet worden als der Riederwälder Halblinke mit Gewalt durch die Mitte seinen Weg suchte. Der Freistoß war eben ein Schämer- Freistoß: hart und flach in die Ecke. Vorher hatte Regh schon einen Kopfball von Solz aus dem Tor geschlagen, nachher schoß Erwin Stein aus spitzem Winkel gegen den Pfosten. Die Zeit war reif für den Frankfurter Sieg. Es lag auf der ganzen Linie des unerbittlichen Kampfes, daß mit Hans Weilbächer einer der größten Kämpfer das Siegestor schoß, zu dem der Techniker Solz die Vorlage steuerte. Bert Merz (aus 'Der neue Sport' vom 13.08.1962)
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