Sheffield United - Eintracht
Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1961/1962
4:0 (2:0)
Termin: 09.06.1962 in Toronto
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 Kettleborough (2.), 2:0 Kettleborough, 3:0 Kettleborough, 4:0 Pace
Sheffield United | Eintracht Frankfurt |
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Wechsel |
Eingewechselt |
Trainer
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Trainer |
Unglücksrabe Loy Sheffield spielte, als ginge es um die Weltmeisterschaft Willi Tremls 7. Brief kam aus Toronto Der Initiator der Weltreise hatte sich die Sache gut ausgedacht. Man fliegt so um die Welt, besucht die Akropolis, steigt auf die Cheops-Pyramide, schüttelt dem Premierminister von Malaya die Hand, kauft in Hongkong spottbillig ein, läßt sich in Tokio von Geishas mit Elfenbeinstäbchen füttern, fährt Wasserski an der Waikikibeach, läßt sich in Kalifornien von Sonne und Menschen verwöhnen, sucht in Kanada die Spuren Winnetous und blickt schließlich noch in New York vom Empire State Building auf die brodelnde Weltstadt. Da solche Kostbarkeiten viel Geld kosten, wird hie und da noch Fußball gespielt, und der Clubkassierer braucht nicht zu summen: "Wer soll das bezahlen?" Mit dieser Auffassung kann man gewiß zurechtkommen, wenn nicht ein böser Spielverderber die ganze Idylle stört. Wie dumm, daß sich die Sheffieldspieler nicht von weltweiten Eindrücken ihres Partners haben beeindrucken lassen und mit einer Verbissenheit um die Siegespalme gekämpft haben, als ginge es um eine Weltmeisterschaft. Die Eintracht-Verantwortlichen hatten gehofft, daß die Mannschaft wenigstens im zweiten Spiel gegen Sheffield, daß in Toronto ausgetragen wurde, zu einem Sieg kommen würde. Die Mannschaft hatte sich auf dieses Spiel gut vorbereitet und außer einem Ausflug zu den Niagarafällen keinerlei konditionsstörende „Veranstaltungen" besucht. Ein mißverstandenes Interview des Eintrachtvonsitzenden Rudi Gramlich, in dem den Engländern ihre harte Spielweise vorgeworfen wurde, ließ befürchten, daß das Revanchetreffen in einer wenig freundschaftlichen Atmosphäre stattfinden würde. Vielleicht waren deshalb soviel Funktionäre vor dem Spiel zum Händeschütteln auf dem Feld, daß man den Eindruck hatte, hier wäre eine Friedenskonferenz an der Arbeit. Bei dem Abspielen der englischen und deutschen Hymne vor dem Ankick zeigte der Widerhall, daß unter den 12000 Zuschauern sehr viele Deutsche waren, die mit Schmunzeln das erstemal nach dem Krieg das Deutschlandlied zu hören bekamen. Die gegenseitigen Geschenke, von den Spielführern ausgetauscht, waren kaum versorgt, als der Unglücksrabe Loy schon in der 2. Spielminute mit einer Prachtgabe dem Gegner ein weiteres Geschenk präsentierte. Von der seitlichen Strafraumgrenze warf er dem Sheffield-Halbrechten Kettleborough den Ball so vor die Füße, daß dieser wenig Mühe hatte, den Ball im leeren Kasten unterzubringen. Als dann eine Minute später Stein eine prachtvolle Torchance aus drei Meter verpaßte und auch weitere pausenlose Angriffe der Eintracht ohne Erfolg blieben, wagte man noch nicht an einen Unglückstag zu denken. Leider aber war der sonst so sichere Eintrachtkeeper nicht ganz bei der Sache, so daß Kettleborough bis kurz nach der Pause der „hat-trick" glückte. In der letzten Viertelstunde war praktisch die ganze Eintrachtmannschaft im gegnerischen Strafraum versammelt, um wenigstens den Ehrentreffer zu erzwingen, aber an diesem Tage war einfach nichts zu machen. Zu guter Letzt ließ Loy sogar noch eine verunglückte Flanke des Sheffield-Stürmers Pace zum vierten Treffer der Engländer in sein Netz rutschen. Kein Mensch in der Heimat wird glauben, daß die Eintracht nach ausgeglichenem Spielverlauf so glatt verloren hat. Betrübt zogen die Deutschen unter den Zuschauern nach Hause, die englischen Spieler wurden von ihren Anhängern lebhaft gefeiert, und einige Eintrachtspieler waren so niedergeschlagen, daß sie sogar auf das Abendessen verzichteten und sich in ihr Hotelkämmerlein verzogen. ('Frankfurter Neue Presse' vom 14.06.1962)
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