Schwaben Augsburg - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1961/62 - 28. Spieltag

1:4 (0:2)

Termin: 01.04.1962
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Kreitlein (Stuttgart)
Tore: 0:1 Erwin Stein (9.), 0:2 Wolfgang Solz (15.), 1:2 Georg Lechner (53.), 1:3 Lothar Schämer (64.), 1:4 Lothar Schämer (70.)

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Schwaben Augsburg Eintracht Frankfurt

  • Mogele
  • Greppmeier
  • J.Mayer
  • Vogl
  • Schmid
  • Scheider
  • Jungmann
  • Harlacher
  • Georg Lechner
  • Lang
  • Metzger

 


 

Trainer
  • Georg Lechner (sen.)
Trainer

Stein spielte mit Gehirnerschütterung

Ludwig Dotzert berichtet aus Augsburg

Schwaben Augsburg — Eintracht Frankfurt 1:4 (0:2)

Mit Solz und Weilbächer an der Spitze trotteten die Riederwälder nach vollbrachter Tat dem verdienten Brausebad entgegen. Warmer Beifall rieselte schon jetzt über sie hinweg. Das Publikum hatte das Paul-Oßwald-Team endlich wieder einmal so gesehen, wie es diese Mannschaft liebt, in gestrecktem Galopp über die ausgelegten Fußangeln hinwegsetzend, den Widerstand nicht zerbrechend, sondern zerschneidend. Es hatte diese Mannschaft hin und wieder zwar auch verwirrt und durchgeschüttelt gesehen, kämpfend und fuchtelnd, aber das war längst vergessen. Die letzten Szenen dieser Art lagen, als der Schlußpfiff ertönte, mehr als eine halbe Stunde zurück. Stolz wie die Spanier und souverän wie mittelamerikanische Landesfürsten verließ der Verein, für den am Sonntag alles nach Wunsch lief, die Stätte. Es scheint, als habe die Elf in Augsburg nicht nur das Spiel, sondern auch neue Selbstsicherheit gewonnen.

Der Weg zu diesem Erfolg führte freilich mehrmals hart am Abgrund vorbei. Es wäre nie und nimmer gut gegangen, wenn nicht Weilbächer von der ersten Sekunde an mit Macht auf die Pauke geschlagen hätte. Der eiserne Hans schoß in der Hitze des Gefechts beim Angriff auf den ballführenden Gegner mehrmals nichtsahnend über das Ziel hinaus, aber diesmal war es nicht mehr Schwäche, die er durch Robustheit wettmachen wollte, diesmal war es pure Kraft. Weilbächer hatte endlich wieder einmal den Tag, an dem er einen ganzen Wald von Bäumen ausrupfen möchte. Wo er stand, stand in den Zeiten der Angst sowie Nervosität ein Hindernis, an dem sich die Schwaben den Kopf einrannten. Mit ihm wuchs sein Hintermann Schymik, der sich die Standpauke von der letzten Spielersitzung sichtlich zu Herzen genommen hatte. Er verzichtete selbst dann auf Fisimatenten, wenn sich diese geradezu aufdrängten. Wenn es etwas hinter Loy von der Torlinie wegzurasieren gab, war er die personifizierte Zuverlässigkeit.

Feuerwehrstopper Eigenbrodt und Egon Loy, der trotz der Vorwürfe, die ihm manche Leute nach dem zweiten Tor der Hofer vom vorigen Samstag gemacht hatten, wiederum mutig bis über die Strafraumgrenze hinaus startete und unter dem Jubel der ihn bewundernden Zuschauer seinen Zweikampf prompt gewann, spielten das leidenschaftliche Weilbächer-Spiel aus vollem Herzen mit. Dafür hat die hochentwickelte Verteidigermaschine Höfer zur Zeit ihre kleinen Mucken. Stinka wartete mit einigen Vorstößen über die Mittellinie diesmal sehr lange. Daß er seinen ausgekochten Gegner Harlacher trotzdem nicht an die Leine bekam, hatte nichts mit Leichtsinn zu tun, eher mit einer unbewußten Aengstliehkeit im Duell gegen einen Mann, der im Foppen sehr geübt ist. Aber Loy, Eigenbrodt, Schymik und auch der kraftstrotzende Horn waren im großen und ganzen mehr als genug, um das Weilbächer-Spiel der Eintracht bis auf wenige Ausnahmen zum sicheren Erfolg zu führen.

Der Glanz der Riederwälder kam jedoch von dem zweiten Spiel, das sie innerhalb der gleichen neunzig Minuten lieferten, vom Solz-Spiel. Der schwarze Salon-Italiener aus Niederrad hatte nur deshalb einen Platz in der Mannschaft bekommen, weil Kreuz wegen Verletzung nicht zur Verfügung war. Solz steigerte sich vom Reservestar sofort zum Top-Star. Zu Anfang als Linksaußen und nach etwa zwanzig Minuten als linker Verbinder eingesetzt, gab der Mann aus dem Geheimfach der Riederwälder seiner Mannschaft endlich wieder das Schwerelose, Beschwingte, Stechende zurück, das ihm in den langen Wintermonaten in hohem Maße abging. Es änderte nichts, daß Stein nach einem erfrischenden Alleingangtor schon in der 10. Min. mit einer leichten Gehirnerschütterung bis zur Pause ausschied und erst wieder aufs Spielfeld zurückkam, als ihm der Arzt Kopfbälle jeder Art verboten hatte. Es fiel auch kaum ins Gewicht, daß Richard Kreß zur Abwechslung wieder einmal etwas schwerer wurde als sonst, daß Schämer mehr als eine Halbzeit lang nichts als abgedroschene Einfälle zu bieten hatte — Solz machte das bißchen. Schon vom Eröffnungstor Erwin Steins abgesehen, leistete er zu sämtlichen Riederwälder Treffern den entscheidenden Beitrag.

Dreißigmetersprint von Solz — stoppt, vor dem Torpfosten zwei kleine Häkchen, eines für Verteidiger Greppmeier, eines für Torhüter Mögele — das war der zweite Streich der Eintracht. Der dritte folgte, als sich Solz wieder einmal unwiderstehlich mitten durch das Zentrum schlängelte und nur noch dadurch zu bremsen war, daß ihm Greppmeier ein Bein stellte. Ein Elfmeter von der Art, gegen die selbst unverbesserliche Fanatiker nicht zu protestieren wagen Schämer erledigte die „Formalität" im Juskowiak-Stil. Auch als Solz kurz darauf eine Steilvorlage in die Laufrichtung Schämers schickte, die selbst einem Rennpferd Ehre gemacht hätte, war der Rest für Süddeutschlands Torschützenkönig nur eine Kleinigkeit. Solz hatte auch bei fast sämtlichen „Beinahe-Treffern" der Riederwälder die Füße im Spiel, es war die wahre Pracht. (aus 'Der neue Sport' vom 02.04.1962)

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