SV Wiesbaden - Eintracht
Frankfurt |
Süddeutscher Pokal 1961/62 - 2. Runde
0:5 (0:4)
Termin: 18.03.1962
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Handwerker (Ketsch)
Tore: 0:1 Erwin Stein (1.), 0:2 Erwin Stein (10.), 0:3 Stierstorfer (11., Eigentor), 0:4 Erwin Stein (42.), 0:5 Erwin Stein (51.)
SV Wiesbaden | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Für tausend Zuschauer ein Tor SV Wiesbaden — Eintracht Frankfurt 0:5 (0:4) Pro 1000 Zuschauer gab es ein Eintrachttor! Aber von Pokalüberraschung keine Spur. Nach elf Minuten führte die Eintracht 3:0, kurz nach der Pause 5:0. Dann ließ man die Läden herunter. Es reichte für die nächste Runde. Ob es den Zuschauern reichte, was sie sahen, glauben wir nicht. Aber das lag mehr am SVW als an der Eintracht. Die Wiesbadener zeigen eine merkwürdige Scheu, wenn es gegen die hohen Herren geht. Sie gehören nicht zu jenen Zweitligisten, die sich steigern, wenn ein renommierter Gegner aufkreuzt. Im Herbst war es im Freundschaftsspiel - 1:6 (1:5) - genau so. Wenn der SVW munter wird, sind die Eintrachtler schon geistig abgetreten. Richtig munter wurden die Wiesbadener eigentlich garnicht. Kurz vor der Pause kamen sie zu drei Ecken und mehrfach in gute Schußposition. Aber wo zielte man hin? Wenn ein Ball Richtung hatte, dann bestimmt auf den Torwart. Einmal hüpfte das Leder nach einer Ecke an die Latte. Aber den Nachschuß verbaute die geballte Eintrachtdeckung den Weg. In der zweiten Halbzeit, als die eifrigen Zweitligisten noch einmal an die Eintrachtpforte klopften, prallte alles an Höfer und Eigenbrodt ab, was schon Büttner oder Weilbächer passiert hatte. Höfer und Eigenbrodt genügten allein, um klar Schiff zu machen. Wenn nur der Hauch einer SVW-Chance anflog, war Höfer da. Wo er immer herkam, merkte kaum jemand. Er ahnte jeden Spielzug bei Wiesbaden und hatte am Ende doch noch ein trockenes Trikot. Eigenbrodt fuhr den Gelbblauen mehr mit Elan und Bravour ins Geschäfte. Elze, der eifrigste im blassen SVW-Angriff, kam kaum einmal zum Schuß. In einem unterschieden sich die Frankfurter von den Wiesbadenern kaum mehr, je älter das Spiel wurde: im mangelhaften Zuspiel. Je besser es die Seitenläufer Büttner und Weilbächer machen wollten, um so öfters wurden die Vorlagen falsch adressiert. Kreuz schien ohnehin mit dem linken Fuß aufgestanden zu sein. In der zweiten Hälfte drohte Trainer Osswald von seinem Bänkchen öfters mit dem Finger. Aber es wurde nichts Rechtes mehr aus den Eintracht-Vorstößen, weil der Boden immer mehr einem Acker nach dem Frost glich und manches mißlingen mußte. Daß Schämer, der ebenso wie Kreuz, zwei der Stein-Tore mit in die Wege leitete, den Wiesbadenern seine Schußkraft vorenthielt, hatte weniger mit dem schlechten Untergrund zu tun. Kreß sorgte mit seinen plötzlichen Spurts an Kunkel vorbei und Horn mit seinen Kraftakten auf unwegsamem Gelände im Mittelfeld wenigstens, daß vom Eintrachtsturm doch etwas mehr haften blieb als nur die Stein-Tore. Beim SVW fehlten Zeitler, Kirsch, Aßmann. Aber man muß ja schon länger ohne sie auskommen. Was die Zweitligisten boten, wirkte alles etwas brav. Die beiden Friedrich spielten auf engem Raum ganz nett zu. Aber Steilvorlagen hatten Seltenheitswert. Die Seitenläufer waren mit sich und ihren Gegnern so beschäftigt, daß sie kaum zu einem vernünftigen Aufbau kamen. Ein einziger Schuß von Mikulas, der Zscherlich zu Boden zwang, blieb in Erinnerung. Sonst schienen die Stürmer voller Hemmungen zu stecken, wenn einmal das Leder günstig vor ihre Füße kam. Am geschicktesten wirkten Pollert, der Stopper der oft aber überfordert wurde, und der junge Verteidiger Ernst, wenn er auch die Wettläufe mit Schämer nach dem Ball nur selten gewann. Von Stierstorfer sah man schon Besseres. Nach 15 Sekunden lag der Ball schon im SVW-Tor. Nur Horn und Stein, der aus 25 Metern haargenau in den Torwinkel schoß, waren überhaupt an den Ball gekommen. Eine Flanke des von Kreuz auf die Reise geschickten Kreß köpfte der Eintracht-Mittelstürmer nach zehn Minuten wuchtig ins Netz. Eine Minute später faustete Stierstorfer ohne Grund, eine auf die kurze Ecke schwebende Horn-Flanke ins eigene Tor. Erst drei Minuten vor der Pause kam der nächste Treffer von Stein, den Höfer mit einem Vorstoß und einer Maßvorlage zu Schämer eingeleitet hatte. Schämer hätte sechs Minuten nach Wiederbeginn mit der Vorlage von Kreuz fast ins Tor laufen können. Er flankte aber und Stein erzielte somit sein zweites Kopfballtor. Bert Merz (aus 'Der neue Sport' vom 19.03.1962)
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