FC Bayern München - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1961/62 - 24. Spieltag

2:0 (0:0)

Termin: 18.02.1962
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Tschenscher (Mannheim)
Tore: 1:0 Giesemann (71.), 2:0 Röckenwagner (88.)

>> Spielbericht <<

FC Bayern München Eintracht Frankfurt

  • Kosar
  • Tietz
  • Olk
  • Borutta
  • Ostner
  • Giesemann
  • Grosser
  • Sieber
  • Thimm
  • Schneider
  • Röckenwagner

 


 

Trainer
  • Helmut Schneider
Trainer

Eintracht verschenkte ihre Punkte

Bert Merz berichtet aus München

Bayern München — Eintracht Frankfurt 2:0 (0:0)

Auf engstem Raum unter der Tribüne standen die Glücklichen und die Unglücklichen zusammen. Während Bayerns Trainer Helmuth Schneider strahlte (13. Spiel ohne Niederlage), standen nur ein paar Fußbreit weiter Ernst Berger und Paul Oßwald mit finsteren Gesichtern. Sie mußten sich ihren Groll vom Herzen schimpfen. Selbst größte Bayernfreunde im Tribünendurchgang gaben ihnen Recht, noch nie hatte die Eintracht auf dem Schneeboden in München so großartig aufgetrumpft und so leichtfertig die Punkte vergeben. Fünfviertel Stunde in Schnee und Sturm lief das Eintrachtspiel wie auf dem Schachbrett, aber es lief am Erfolg vorbei. Die Chancen die vergeben wurden kamen nicht mehr wieder. Stein und Schämer, sonst die Scharfschützen der Riederwälder, versagten, ehe das große Bayern-Finale mit Giesemanns Kopfballtor in der 71. Minute einsetzte.

Der Auftritt auf dem Schneefeld vor Giesings Höhen wurde noch erschwert, weil ein Schneesturm seltener Stärke übers Feld fegte. Die Masse der Zuschauer floh unter die große Stehtribüne. Dieser starke Sturm stand in der ersten Hälfte hinter den Riederwäldern. Er schien sie zu einem frühzeitigen Erfolg zu treiben, das Meiste in der ersten Hälfte spielte sich im Teil der Bayern ab. Ueber Chancen brauchten sich die Frankfurter nicht zu beklagen. Sie mußten selbst gegen eine Abwehr von so hohen Qualitäten wie die der Münchener kommen, denn es lief zunächst alles nach Plan. Lindner war erstaunlich munter, Kreuz drehte, wenn der Ball vor seinen Füßen war, geschickte Vorlagen heraus. Dahinter rückten Horn und Stinka selbstbewußt mit nach vorne. Kreß stürzte sich mit Elan in die Zweikämpfe mit dem jungen Ehemann Olk.

Es fügte sich fast alles nahtlos zusammen, aber mit jeder Chance die vergeben wurde, bröckelte ein Stück von der Sicherheit, mit der sich die Eintracht auf dem Münchner Gelände bewegte, wieder ab. Am schnellsten kam der Abfall von Lindner, gegen den Giesemann immer besser wurde. In der zweiten Halbzeit, als die Riederwälder noch das Glück hatten, daß die Witterungsunbilden mit einem Schlag aufhörten, als Borutta in der 58. Minute verletzt wurde und nur noch mit dem linken Fuß vom rechten Flügel aus eingreifen konnte, sah man von Lindner keine Vorlage, von Kreuz keinen Schuß mehr.

Obwohl langsam aber sicher auch Olk gegen Kreß wuchs, hatten die Gäste immer noch das Spiel in der Hand. Wohl war Kosar ein famoser Torwart, Tietz ein Verteidiger vom Rang Höfers und stärker als Eigenbrodt und Olk, Ostner sehr zuverlässig und Giesemann ein Spieler mit Instinkt in allen Lagen. Aber die Eintrachttreffer, die sich anboten und nicht erfüllten, hätten auch sie nicht verhindern können. Zu Beginn jeder Halbzeit war es nur noch die Sache von Stein und Schämer, den Ball ins Netz zu stoßen. Beidemale versagten die „Scharfschützen".

Nach elf Minuten lief Stein hinter Schämers Vorlage genau zum Elfmeterpunkt und Kosar kam schon den berühmten Bruchteil zu spät aus seinem Gehäuse, aber der Frankfurter schoß halbhoch hinten in den Schneehaufen. Noch einige Zeit spielte Stein munter mit, dann brannte er aus wie noch nie in dieser Saison.

Wenige Minuten nach Wiederbeginn flog eine Flanke von rechts über Lindners Fuß genau auf Schämer, der drei Meter vor dem linken Pfosten von dieser seltenen Gelegenheit nur Gebrauch zu machen hatte. Statt mit dem linken nahm er den rechten Fuß und verfehlte glatt das Ziel. Je länger das Spiel dauerte, umso mehr kam der Gedanke an ein 0:0 auf.

Der Bayern-Sturm, vor der Pause nur sporadisch über Sieber und Thimm nach vorne gekommen, faßte jetzt besser Fuß, aber die Eintrachtdeckung war an diesem Tag von ebenso guter Klasse wie die Hintermannschaft der Bayern. Lutz beherrschte gut den Raum und alle Spurts seiner Gegner. Auch Höfer kam gegen Grosser nicht in allzu große Schwierigkeiten. Und Eigenbrodt, der unsicher begann, wuchs jetzt in eine Form wie selten in letzter Zeit. So blieben Loy ganz große Erprobungen bis zu Beginn der letzten zwanzig Minuten eigentlich erspart.

Als die harten Münchner Burschen wiederum eine Ecke erkämpften, passierte es, daß Giesemann am Sechzehnmeterraum völlig frei stand, er konnte Anlauf nehmen und per Kopfball den anschwebenden Ball ins Netz stoßen. Jetzt, wo an Stelle des Spiels bei der Eintracht der Kampf um wenigstens einen Punkt einsetzen mußte, fielen alle Schwächen im Angriff, die kleinen und die großen, noch mehr auf. Die Münchner wurden immer stärker und nutzten auch die Freiheiten, die sich bei der nun aufrückenden Frankfurter Mannschaft ergaben. Zwei Ecken weckten bei der Eintracht noch Hoffnungen, aber man schaffte den Ausgleich nicht. Das zweite Tor fiel, als praktisch schon das Buch über dieses Spiel zugeklappt wurde. Thimms Vorlage erreichte Röckenwagner und nur noch Eigenbrodt befand sich in der Frankfurter Hälfte. Als der Verteidiger den Münchner einholte, ließ dieser einen Achtzehnmeter-Schuß vom Stapel, der in Kniehöhe rechts vom Pfosten wie eine Granate einschlug. (aus 'Der neue Sport' vom 19.02.1962)

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