Eintracht Frankfurt - Karlsruher
SC |
Oberliga Süd 1961/62 - 23. Spieltag
3:1 (1:0)
Termin: 10.02.1962
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Eckel (München)
1:0 Lothar Schämer (13.), 1:1 Marx (63.), 2:1 Lothar Schämer (68.), 3:1 Dieter Lindner (70.)
Eintracht Frankfurt | Karlsruher SC |
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Trainer | Trainer
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Eintracht stand 20 Minuten an der Wand Horst Kickhefel berichtet vom Riederwald Eintracht Frankfurt — Karlsruher SC 3:1 (1:0) Das hat man auf deutschen Spielfeldern schon lange nicht mehr erlebt, daß die Eintracht zwanzig Minuten — ich wiederhole für die Ungläubigen: zwanzig Minuten lang — vom Gegner festgenagelt wurde, daß ihre Abwehr fast die Kontrolle verlor, daß der Ball nur noch blindlings aus dem eigenen Strafraum gedroschen wurde. Da halfen sogar die Stürmer hinten aus und als der Gegner, dem diese Wundertat gelang, den 1:0-Vorsprung der Frankfurter wettmachte, da stand das Spiel für einen Augenblick auf des Messers Schneide! Und jetzt bewährte sich die internationale Erfahrung der Eintrachtspieler. Der Gegner stand im Begriff, dem Spiel seinen Willen aufzuzwingen und dieser Gegner war kein geringerer als der KSC. Da konterte die Eintracht zweimal blitzschnell. Zweimal lief der Ball steil nach vorne — zweimal endeten diese Konterschlägen in Toren. In der 64. Minute hatte es 1:1 gestanden, in der 68. stand es 2:1, in der 70. 3:1. Der längst fällige Ausgleich hatte auf die Riederwälder wie ein Dopingmittel gewirkt, fast konnte man glauben, dieser Karlsruher Ausgleich war einfach nötig. Der Sieg war verdient; er hätte schon vor der Pause feststehen können. Es hätte aber auch anders laufen können, denn der KSC war am Riederwald ein großer Gegner. Die Karlsruher zogen ihr Spiel mit dem Willen auf. der Eintracht ein Bein zu stellen. Was jedoch fehlte, war die Gradlinigkeit, die den Eintrachtsturm auszeichnete. Ein Schnörkel war immer zu viel. Das Spiel schien den gewohnten Verlauf zu nehmen, als Schämer im Anschluß an die zweite Eintracht-Ecke ein Mordsding abfeuerte, das raketengleich über Dimmel einschlug. So schnell ging es, daß Dimmel gar keine Zeit mehr fand, die Hände hochzureißen. Paul war sowieso schon ausgespielt. Es stand also 1:0, da spielten Herrmann und Wischnowski sich den Ball in Kurzpässen zu, Herrmann drang in den Strafraum ein und der ihn verfolgende Weilbächer sah keine andere Möglichkeit mehr, als Herrmann umzustoßen. Elfmeter! Für einen kleinen Augenblick war nicht zu erkennen, wer den Elfmeter ausführen sollte. Ruppenstein? Herrmann? Schließlich entschloß sich Ruppenstein, lief an — und schoß den Ball am Tor vorbei (18.). Nicht genug, eine Minute später bot sich Nedoschil eine Chance. Loy hatte Mühe, den Kopfball des Linksaußen unter Kontrolle zu bringen.
Ein 1:2 war für einen Moment möglich gewesen. Das war der Eintracht zuviel! Horn und Weilbächer trieben ihren Sturm, Kreuz trieb sein Spielchen und die Schüsse fetzten nur so aufs KSC-Tor. Aber sie fetzten vorbei. Ein Strafstoß Schämers sprang Paul aus den Händen, der Ball rollte am Pfosten vorbei ins Aus! Lindners Kopf stieß den Ball neben das Tor, bei einer riskanten Rückgabe Rihms stolperte Paul — der Ball kullerte neben das Tor! Aus 20 Metern feuerte Kreuz ab — neben das Tor! Schämer kanonierte — neben das Tor! Der KSC schien verloren, zumal Herrmann in der 40. Minute vom Platz humpelte. Doch der KSC war noch nicht geschlagen. Herrmann war wieder mit von der Partie und für die Eintracht brachen bange zwanzig Minuten an. Ein Eckball von Marx (Nr. 4) landete auf der Latte! Loy wehrte einen Schuß Herrmanns großartig ab. Ein Gegenstoß der Eintracht — Stein schoß vorbei! Wieder KSC-Kanonade, wieder ein Gegenstoß — Stein traf den Pfosten! Der Ausgleich hing in der Luft! Loy lenkte Saidas Bombe ab, die Karlsruher holten Eckball nach Eckball! Und beim 10. war es so weit: Nedoschil schob ihn zum danebenstehenden Wischnowski, dessen Flanke reichte Ruppenstein zu Marx weiter und dessen Nahschuß schlug unter der Latte ein! (1:1.) Trainer Oßwald riß es von der Bank hoch, zornig eilte er in Richtung Tor. Da entdeckte ihn Schiedsrichter Eckel und schickte Oßwald zurück. Das genügte aber schon den elf Frankfurtern. Auf einmal tauchten die beiden Halbstürmer aus ihrer Nachpausenversenkung wieder auf. Auf einmal stürmte Kreß wie ein Jüngling. Abstoß Loy. Kreß nahm den Ball auf, stürmte los, flankte, und hart am Pfosten vorbei stieß Schämers Stirn den Ball an Paul und Dimmel vorbei ins Netz (2:1). Ein weiter Paß von Kreuz kam zu Kreß, neuer Vorstoß, Zuspiel an Lindner. Der schlug sich mit Dimmel und Rihm herum, blieb Sieger und schoß zum 3:1 ein. Die Eintracht hat das Spiel wieder unter Kontrolle, auch wenn der KSC nicht klein beigibt. Loy muß herauslaufend gegen Herrmann retten, aber der Eintrachtsturm war wieder da. Lindner vergab durch Ueberhast eine Chance, wurde einmal elfmeterreif zu Fall gebracht und Stein jagte aus fünf Metern den Ball über das Tor und im Anschluß an die 12. KSC-Ecke machte Loy einen Schuß Herrmanns unschädlich. Ein großes Spiel war zu Ende, ein Spiel, von dem man ob seines Tempos und seiner Klasse noch lange reden wird. Könnte man doch jeden Sonntag solche Spiele sehen! (aus 'Der neue Sport' vom 12.02.1962)
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