Karlsruher SC - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1961/62 - 8. Spieltag

1:2 (1:1)

Termin: 24.09.1961
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Dusch (Kaiserslautern)
Tore: 0:1 Lothar Schämer (29.), 1:1 Witlatschil (32.), 1:2 Erwin Stein (70.)

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Karlsruher SC Eintracht Frankfurt

  • Paul
  • Dimmel
  • Klaußner
  • Ruppenstein
  • Rihm
  • Schwall
  • Reitgaßl
  • Herrmann
  • Witlatschil
  • Schmitt
  • Nedoschil

 


 

Trainer
  • Edi Frühwirth
Trainer

Zehn Eintrachtler bewahrten die Ruhe

Ludwig Dotzert berichtet aus dem Wildparkstadion

Karlsruher SC — Eintracht Frankfurt 1:2 (1:1)

An diesem Tag war die Eintracht zu schlagen: Kreuz, nach einem rücksichtslosen Angriff Ruppensteins, von der 20. Minute an nur noch eine halbe Kraft, die mit einem Aktionsradius von der Größe eines Badezimmers auf Linksaußen verharrte; Schämer, als Vertreter von Kreuz, in der Position des Linksverbinders auf ungewohntem Posten; Stinka, für den Aufbau fast wertlos, da er mit der Bewachung seines großen Gegenspielers Herrmann wichtigeren Aufgaben nachzugehen hatte; Lindner, ein Opfer der brütenden Hitze, und die Abwehr eine Halbzeit lang nervös und zappelig. Was wollte Karlsruhe mehr?

Die Karlsruher haben ihre Chance keineswegs achtlos weggeworfen. Wenn sie zum Zwischenspurt ansetzten, dann war der Teufel los. Zweimal bogen sich die Torbalken, als der Halblinke Schmitt und der Halbrechte Herrmann nur wenige Zentimeter zu hoch zielten; ungezählte Male riß es dem Riederwälder Torhüter fast die Mütze vom Kopf, wenn die Schüsse haarscharf an seinem Gehäuse vorbeischwirrten.

Die Karlsruher taten, was sie vermochten. Aber die Riederwälder vermochten mehr. Obwohl sie eine Stunde lang nur über zehn Kräfte verfügten, die sich gesundheitlich voll auf der Höhe befanden, obwohl ohne den verletzten Kreuz und mit einem matten Lindner sowie ohne den bei Herrmann festgebundenen Stinka als Angriffsläufer hinten und vorne schlechte Aussichten waren, sind die zwei Punkte von Karlsruhe solide fundiert. Die Riederwälder hatten immer noch genug Spieler zum Gewinnen zur Stelle. Mit Loy, einem bravourösen Torhüter, mit Stinka, einem Außenläufer, der angesichts seiner entscheidenden Abwehraufgabe gegen Herrmann auf jede Extravaganz verzichtete, der sich nie weiter als drei Schritte von seinem Widersacher entfernte und das Duell nach erbittertem Ringen schon vor dem Wechsel endgültig gewonnen hatte.

Die Eintracht besaß des weiteren einen Schämer, der als Halbstürmer eine ganze Kollektion bisher versteckter Qualitäten offenbarte und einen Richard Kreß, der sich bei jedem zweiten Sprint nur von der weißen Außenlinie aufhalten ließ. Immer wertvoller wurden auch die Direktsendungen des Funkturms Kreuz, der trotz seines dick verpflasterten Oberschenkels eine zuverlässige Ausweichstation auf dem Wege nach vorn bildete. Auch Stein gelang es allmählich, sich der Aufmerksamkeit seines unbarmherzigen Bewachers Rehm zu entziehen. Dazu ein Höfer, ein Eigenbrodt, ein Schymik und ein Weilbächer, die ihre kleinen Fehler während der Pause in der Garderobe abgegeben hatten und späterhin geschlossener wirkten als sonst. Mit diesem Verein konnte man Pferds stehlen.

Als die Riederwälder merkten, daß sie über Kreuz nicht weiterkamen, wurden vorübergehend Lindner und Schymik die großen Organisatoren. Als Schämers Gefährlichkeit dazu führte, daß die Karlsruher ihre rechte Abwehrflanke verstärkten, donnerte Stein los, was das Zeug hielt. Die Riederwälder waren durch nichts zu beirren. Dreimal schien der Umschwung zugunsten Karlsruhes zu kommen. Er kam nicht. Er kam nicht, als Kreuz nach einem Zusammenstoß mit Ruppenstein auf der Tragbahre nach draußen befördert wurde; er kam nicht, als schon drei Minuten nach dem Führungstreffer der Riederwälder Witlatschil eine Reihe von Nachlässigkeiten ausnutzte, um unter Torhüter Loy hindurch zum Ausgleich einzuschießen.

Er kam nicht, als Dieter Lindner nach dem Wechsel auf weichen Knien einherschlich. Die Riederwälder behielten im heftigen Szenenwechsel dieses mehr kämpferisch als spielerisch begeisternden Treffens stets die bessere Uebersicht. Sie waren nach ihrem zweiten Tor drauf und dran, das dritte und vierte zu schießen. Schon 20 Minuten vor Schluß winkte Kreuz trotz Verletzung frohgelaunt zum Eintracht-Block hinauf. Das hieß in der Riederwälder Zeichensprache: „Nur keine Aufregung, das bißchen machen wir schon noch!" Erst zehn Minuten vor Schluß brach der KSC-Endspurt über die Riederwälder herein. Erst in dieser Phase hatte es die Eintracht nötig, ihre Abwehr zu verstärken.

Die beiden Tore von Schämer und Stein verdienen ein Kapitel für sich. In ihrer bündigen, kristallklaren Art sind sie kaum noch zu überbieten. Das erste fiel, als Kreß einen 30-Meter-Sprint bis in die Nähe des Torpfostens ausdehnte, von wo er weit zu dem an der Strafraumgrenze lauernden Schämer zurückpaßte. Schämer jagte den Ball flach ins Netz, ohne sich durch überflüssiges Stoppen aufzuhalten. Nummer zwei war nicht mehr zu vermeiden, als die Frankfurter mit Pässen von Kreuz zu Schämer und von Schämer zu Stein die gesamte Karlsruher Abwehr außer Gefecht setzten. Stein brauchte nur noch in ein verlassenes Scheunentor zu treffen. (aus 'Der neue Sport' vom 25.09.1961)

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