FSV Frankfurt - Eintracht Frankfurt |
Oberliga Süd 1961/62 - 6. Spieltag
0:5 (0:2)
Termin: 10.09.1961
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Tschenscher (Mannheim)
Tore: 0:1 Erwin Stein (31.), 0:2 Lothar Schämer (43.), 0:3 Ernst Kreuz (60.), 0:4 Dieter Lindner (75.), 0:5 Dieter Lindner (84.)
FSV Frankfurt | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Ein Derby mit ungewöhnlichem Anfang Bert Merz, Horst Kickhefel und Ludwig Dotzert am Bornheimer Hang FSV Frankfurt — Eintracht Frankfurt 0:5 (0:2) Ungewöhnlich war der Anfang! Der Außenseiter spielte, griff an. Nach zwanzig Minuten waren die Bornheimer so zufrieden wie lange Zeit nicht mehr. Im Mittelfeld liefen die Bälle über mehr schwarzblaue Strümpfe als über weiße. Alles lief auf ein Derby der Gleichmäßigkeit hinaus. Und doch wurden die Unterschiede um diese Zeit sichtbar, wenn die Eintracht den dichtbesetzten Teil im Zentrum der Spielfläche ansteuerte. Dort hatte alles mehr Fahrt als die behutsamen Vorstöße der Hausherren. Wenn der Eintrachtsturm in die Nähe des Strafraums geriet, sprang ein Funke über. Bis zum Brand war immer nur ein kleiner Schritt. Daß es lange nicht zum Brand kam, lag an der gewissenhaften Arbeit der FSV-Deckung, die keinen Rivalen aus den Augen ließ, die oft den richtigen Moment erfaßte, wenn Kreß oder der kaum in Erscheinung tretende Kreuz etwas auf eigene Faust zu unternehmen versuchten. In diesen Kleinkriegen blieben die Bornheimer zunächst meistens Sieger. So wirkte das Eintrachtspiel zerfahren, nervös, zerhackt. Die Zuverlässigsten im Abspiel schickten ihre Bälle in die Gegend. Natürlich war Hammann als Verteidiger den Spurts von Kreß von Anfang an nicht gewachsen. Er brauchte die Hilfe von Läufer Gunne , der sich meistens noch hinter Hammann placierte, um auch bei Menne gegen Stein einzuspringen. Der junge FSV-Stopper machte seine Sache gegen den Eintracht-Mittelstürmer aber so gut, daß sich Gunne mehr den Geschehnissen von rechts widmen konnte. Schäfer schien wenigstens eine halbe Stunde gegen Schämer nicht im geringsten unter die Räder zu kommen. Wenn akute Störungen in der FSV-Abwehr eintraten, war Eisenhofer noch da. Vielleicht brauchte der schwarzblaue Angriff, erstmals mit Havanidis, ein Tor, um Mut zu fassen, vielleicht brauchte es auch die Deckung, um nach dem 0:1 nicht die Fassung zu verlieren. Bis kurz vor der Pause schien noch alles hoffnungsvoll. Das 0:1 wurde geschluckt, und anschließend rettete Menne vor einem sicheren weiteren Treffer Aber das 0:2 ging allein auf die Kosten der Deckung, wenn man das Verdienst des Schützen Schämer abzieht. Ein doppelter Fehler (Gunne, Schäfer), die Sicherheit war hin. Die vom Riederwald spielten erst nach dem ersten Tor die Rolle des Favoriten, sicher, gut, planvoller als in der ersten halben Stunde. Jetzt erst sah man Kreuz hin und wieder am Ball, jetzt holte Schämer nicht nur in Höhe der Mittellinie den Bornheimer Stürmern die Bälle vom Schuh, jetzt trabte er von links nach rechts und kreuz und quer über das Feld. Je mehr die FSV-Leute sich gegen das Unvermeidliche stemmten und Hammann mehrfach mit in Feindesland schickten, die Unterschiede waren deutlich. Die großen lagen in den Angriffsreihen. Hier war am Strafraum meistens der Spuk zu Ende, dort begann der große Tanz mit den letzten Säulen Menne, Gunne, Eisenhofer. An den Flügeln war Schäfer fast und Hammann allmählich ganz untergegangen. Und doch stand es erst 0:3, als Havanidis, der Grieche, verletzt auf einer Tragbahre unter der Tribüne verschwand. Im Kampf mit Höfer und Stinka war er gestürzt. Man sprach von Brustquetschung. Nach dem Spiel wurde er zur Röntgenaufnahme ins Krankenhaus gefahren. Der Grieche erhielt am Wochenende seine Freigabe aus Athen. So war bis Geiger (noch verletzt) eigentlich alles zur Stelle, was zur Bornheimer ersten Garnitur schon vor der Runde gezählt wurde. Da Gunne wieder mitwirkte, zog man Hammann dem Ex-Bochumer van den Hövel als Verteidiger noch vor. Aber der Mann mit der Nr. 3 konnte frühere Erfolge gegen Kreß nicht wiederholen. So wurde die Reihe der Unerschütterlichen von Menne angeführt, und im Sturm diesmal von Stracke als Halbstürmer und Linksaußen Späth fortgesetzt Brehm tat viel, als die Bornheimer noch marschierten. Er konnte es, weil Kreuz ihn nicht störte. Schützen aber wurden, trotz mancher Besserungserscheinungen beim FSV klein geschrieben. Es war fast eine Stunde her, ehe Späths raffinierter Aufsetzer eine Parade von Loy erforderte. Havanidis gefiel als Einzelspieler. Für ihn war alles noch fremd. Die Eintracht wurde stark, als Kreuz am Ball zu sehen war, Lindner sein come back mit Vorstellungen aus besten Tagen zierte, die Läuferreihe schneller und besser abspielte, Weilbächer hinter seinem Sturm auftauchte, und vor allem Höfer mehr jenseits der Mittellinie tat als andere im ganzen Spiel. Sein Gegner Hofmann hatte schon nach kurzer Zeit das Fürchten gelernt, als er den Eintracht-Verteidiger nicht ein einzigesmal überlaufen konnte. Eigenbrodts Stopperspiel, mit einer Mischung von tadellosen Aktionen und Leichtfertigkeiten, ließ Lutz nie vergessen, Schymik erging es gegen Späth nur etwas besser als gegen frühere Gegner. Aber die Eintracht hatte Stürmer, die das Spiel zum Gegner trugen, weg von der Deckung. Zu einem Gegner, der mit fünf Gegentreffern zu hart bedient wurde. Bert Merz
Derby-Bericht Fünfmal war Eisenhofer bezwungen Zusammengefaßt kann man zum Spielverlauf sagen, daß die Bornheimer bis zum Führungstor der Eintracht gleichwertig waren und beherzt angriffen. Nach der Pause versuchten sie noch einmal, das Schicksal zu wenden, aber allmählich ließen die Kräfte nach, schließlich wurde die Mannschaft von ihrem spielerisch überlegenen Lokalrivalen nach allen Regeln der Kunst ausgespielt. Die erste Chance in diesem Derby bot sich der Eintracht. Kreß überlistete Hammann und Brehm, stieß allein zum Bornheimer Tor vor, sein Schrägschuß flog knapp daneben (3.). Im Gegenzug knallte Hofmann los, der Ball prallte ab, doch Loy kam noch einmal, von Hofmann bedrängt, in Schwierigkeiten und ließ den Ball hinter der Torauslinie fallen (4). Das Spielgeschehen blieb wechselvoll, Kreß—Kreuz—Lindner—Stein liefen eine Kombination, der Stein-Schuß aber neben das Tor (19.). Loy ließ eine Flanke Späths aus den Händen fallen, Höfer bereinigte die Situation (20.). Drei Minuten später mußte er einen indirekten Freistoß ins Feld zurückfausten. Ein Kopfball Havanidis' ging knapp neben das Tor (27.). Kreß warf den Ball zu Lindner, der spielte zu Stein weiter, dessen Schuß hielt Eisenhofer (30.). Aus einem wechselseitigen Kopfballduell Buchenau—Eigenbrodt entsprang das 0:l. Eigenbrodt spielte schließlich zu Schämer, der Ball lief weiter zu Kreuz und Stinka, kam wieder zu Schämer. Hart an der Strafraumgrenze machte Menne Hand, Tschenscher hatte es nicht gesehen. Schämer kam wieder in Ballbesitz, flankte und Stein köpfte ein (33.). Wieder ein Zusammenspiel zwischen Schymik und Kreß, wieder flankte Kreß, wieder schoß Stein — abgeprallt (35.). Einwurf Schymik zu Kreß, Kreß raste los, flankte zu Lindner, der zu Schämer. Schämer meinte es zu gut, hebt den Ball — Mennes Kopf rettete unter der Latte (40.). Doch das zweite Tor fiel noch vor der Pause. Schämer ließ sich wie eine Bulldogge nicht abschütteln, kämpfte sich an Schäfer vorbei, gewann gegen Gunne — 0:2 in der 43. Minute. Zum Wiederanstoß kam Havanidis mit einem Verband um das linke Handgelenk. Der FSV stürmte sofort los, Havanidis flankte, doch Strackes Kopf erreichte den Ball nicht mehr. Die Eintracht machte sich wieder frei, Schämer schoß — abgeprallt, Lindner schoß — Eisenhofer rettete zur Ecke (53). Noch hatte Bornheim nicht resigniert, Loy mußte einen Schuß Späths halten (56). Aber dann war das Derby entschieden! Wieder prallte ein Schuß Schämers von einem Bornheimer ab, doch der Nachschuß des langen Kreuz landete an Eisenhofers Hand vorbei im Netz (60.). Ein viertes Tor, von Stein erzielt, konnte wegen Abseitsstellung nicht anerkannt werden (64.). Die Bornheimer begannen zu resignieren, zu allem Unglück wurde Havanidis bei einem Zusammenprall verletzt und vom Platz getragen (72.). Es spielte nur noch die Eintracht. Stein bediente Lindner, dessen Schuß sprang von Eisenhofers Händen ins Tor. 0:4 (75.). Noch einmal rettete Eisenhofer bei einem Kreß-Schuß, doch dann mußte er zum fünften Mal den Ball aus dem Netz holen. Lindner hatte geschossen (85.). Horst Kickhefel
Das alte Derby ist nicht mehr. Die erste halbe Stunde des FSV war nur ein Widerschein aus Tagen, die bereits seit einem halben Dutzend Jahren der Vergangenheit angehören. Glorreiche Ungewissenheit und klassisches 1:1 — wohin seid ihr entschwunden? Kein Mensch mehr auf den Rängen, der wegen einer umstrittenen Abseitsentscheidung den Sakko auszieht, um eine solenne Schlägerei zu beginnen. Niemand, der sich wegen eines indirekten Freistoßes, der eigentlich ein Elfmeter war, die Haare rauft. Es ist ja alles so unwichtig geworden. Sieger und Besiegter stehen im Grunde schon vorher fest. Das alte Derby ist nicht mehr. Schaurig hallten die Abschiedslieder über den Bornheimer Hang. „Hört ihr, wie es kracht und knallt, das ist die Eintracht vom Riederwald" — „Kein Verein in ganz Europa, der die Eintracht schlagen kann." Die Riederwälder Sängerknaben kannten keine Gnade. Daß man nicht singt, wenn im Nachbarhause jemand seit Wochen an inneren Beschwerden leidet, schien ihnen unbekannt. Zur gleichen Zeit gestand ein Eintrachtfreund, der unweit der Pressetribüne saß, daß er des Sieges seiner Mannschaft über den FSV in den letzten Jahren nicht mehr so richtig froh werden könne. Wie er dachten die meisten vom Riederwald. Aber zwei Dutzend Sänger genügen nun mal, um ganze Fußballplätze voll taktvoller Zuschauer zu übertönen. Ludwig Dotzert (aus 'Der neue Sport' vom 11.09.1961)
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