BC Augsburg - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1961/62 - 5. Spieltag

2:2 (2:1)

Termin: 03.09.1961
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Hubbuch (Bruchsal)
Tore: 1:0 Späth (4.), 1:1 Richard Kreß (13.), 2:1 Haller (43., Elfmeter), 2:2 Dieter Stinka (83.)

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BC Augsburg Eintracht Frankfurt

  • Oeltjendiers
  • Sterzik
  • Eberl
  • Rauh
  • Hochstätter I (Platzverweis)
  • Miller
  • Kawan
  • Maurus
  • Ammer
  • Haller
  • Späth

 


 

Trainer
  • Hans Hipp
Trainer

Das Duell Weilbächers gegen Haller

Ludwig Dotzert berichtet aus Augsburg

BC Augsburg — Eintracht Frankfurt 2:2 (2:1)

Die Eintracht reist von Hexenkessel zu Hexenkessel. Die Leute wollen sie fallen sehen um jeden Preis, denn ein Sieg gegen die Eintracht zählt doppelt. Er zählt dreifach in den Stadien der Absteiger und der Provinzstädte. Das Stadion war rund herum bis zur letzten Stufe hinauf besetzt. Es herrschte ein Getöse wie in dem größten Stahlwerk von Oberhausen. Frenetische Sympathiekundgebungen für den BCA wechselten mit ohrenbetäubenden Protestkundgebungen gegen die Riederwäder, deren Abwehr es sich in diesem Spiel einfach nicht leisten konnte, zimperlich zu sein. Aber als einer der Spieler in der 72. Minute beim Stand von 2:1 für die Haller-Elf den Platz vorzeitig verlassen mußte, da war es kein Riederwälder, sondern ein Augsburger, nämlich der Stopper Hochstädter I (lange nicht gesehen und doch sofort wiedererkannt).

Hochstätter wurde vom Schiedsrichter nach einigen Verwarnungen wegen vorsätzlichen Handspiels ausgeschlossen. Schiedsrichter-Mut vor Zuschauer-Thronen! Jetzt ging es drunter und drüber im Augsburger Revier. Die 30.000 Zuschauer vergaßen vor Angst auf den Finger zu beißen. Weilbächer und Stinka reihten sich mit fliegenden Beinen in den Sturm ein. Kreß, Stein, Schämer und Solz stopften den BCA-Strafraum mit Flanken, Eckbällen und Schüssen voll. Ein weißglühender 16-Meter-Schuß von Solz, den BCA-Hüter Oeltjendiers nur noch ins Gras schlagen konnte, brachte der Eintracht schließlich durch Stinka doch noch das Unentschieden ein. Das gibt es sonst nur bei den Kickers zu sehen. Aber die Augsburger Zuschauer sind selbst Schuld. Bei ihrem Geschrei konnte auf Riederwälder Seite kein Mensch einschlafen. Sogar Kreß rackerte, wenn auch mit sinkendem Erfolg, bis zur letzten Minute mit.

Dabei war die BCA-Elf keineswegs auf eine derart aktive Unterstützung von außen angewiesen. Sie ist längst aus den Kinderschuhen herausgewachsen. Sie konnte schon verflixt gut allein spielen. Wenn Haller an den Ball kam, spiele sie sogar unnachahmlich. Die Stunde, in der Hans Weilbächer bei Helmut Haller Posten stand, war wohl die schwerste Stunde, die der getreue Eckehart vom Riederwald je auf einem Fußballplatz erlebte. Es war, als wenn Weilbächer im Duell gegen Haller gegen ein Phantom kämpfte. Wo sich eben noch ein ausgewachsenes Ziel zeigte, purzelte der blonde Hans eine Zehntelsekunde später in ein gähnendes Luftloch. Aber der blonde Hans gab nicht auf. Er besaß jene seltene Art von hohem Mut, die darin besteht, sich unter Umständen auch lächerlich zu machen. Er verließ seinen Posten erst nach mehr als einer Stunde, als sich die Alternative abzeichnete: Entweder richtig verlieren oder doch noch retten, was zu retten ist.

Mit Weilbächer und Stinka an der Spitze jagten die Riederwälder ihren Widersachern schließlich den schon sicher geglaubten Punkt ab. Dabei stimmte bei den Riederwäldlern bereits manches nicht mehr. Solz, der vor der Pause als rechter Verbinder eine sprühende Partie lieferte, stand ziemlich erschöpft auf dem äußersten linken Abstellgleis. Schämer versuchte sich mit recht bescheidenem Erfolg als Halbstürmer, Kreuz hielt das Tempo nicht mit, und die Abwehr, in der sich Eigenbrodt und Schymik nach dem Wechsel freilich klar steigerten, war den schnellen Conters der Augsburger jeweils in einer Stärke von höchstens drei bis vier Mann ausgeliefert. Aber was vorher kaum sieben Mann vermochten, das erledigten diese vier nun mit hinreichender Sicherheit.

Die Augsburger Gefahr hatte nachgelassen. Kurioserweise nicht dadurch, daß man Haller und die anderen nun noch gewissenhafter bewachte, sondern dadurch, daß man den Bewachern freien Lauf ließ und so Haller und seine Trabanten mit hochgekrempelten Aermeln unter den Teig knetete. In den letzten zwanzig Minuten stürmten die Riederwälder fast ohne Pause, und stürmen kann ja immer nur einer.

Das glänzende Gesicht der Florettfechter, mit dem das Ganze begann, währte freilich nur eine Halbzeit. In diesem Stadium hätte das Treffen der beiden Club-Verfolger auch als Endrundenspiel gestanden. Mit Haller als Initialzündung waren die Augsburger ein gleichwertiger Partner. Eine gute Viertelstunde lang schien Haller drauf und dran, die gesamte Eintrachtabwehr wie einen Geburtstagskuchen in lauter mundgerechte Stücke aufzuschneiden. Eigenbrodt ließ sich von Mittelstürmer Ammer bis an die Mittellinie vorlocken. Um Schymiks Ohren sausten die Direktpässe, daß dem Armen Hören und Sehen verging.

Bereits in der vierten Minute passierte Haller bis zum linken Vorposten durch und legte Späth den Führungstreffer auf den Schuh. Stinka, Solz, Kreß sowie mehr und mehr auch Kreuz machten den schwankenden Einsatzkahn wieder manövrierfähig. Schon knapp zehn Minuten nach dem Augsburger Führungstreffer lief Kreß mit einer Solz-Vorlage an Torhüter Oeltjendiers vorbei, zum Ausgleich ins Augsburger Tor. Die Partie pendelte sich aus, und daß die Riederwälder nach einem Sturz des Linksaußen Kawan über das nach dem Ball ausgestreckte Bein Eigenbrodts durch einen von Haller eingeschossenen Elfmeter kurz vor dem Wechsel hart an den Rand der Niederlage gerieten, hatte mit dem eigentlichen Spielverlauf nur noch wenig zu tun. (aus 'Der neue Sport' vom 04.09.1961)

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