SV Waldhof Mannheim - Eintracht
Frankfurt |
Oberliga Süd 1960/61 - 27. Spieltag
0:0
Termin: 09.04.1961
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Kandelbinder (Regensburg)
Tore: ./.
SV Waldhof Mannheim | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Großes Aufatmen nach dem Schlußpfiff Ludwig Dotzert berichtet aus Mannheim—Waldhof SV Waldhof — Eintracht Frankfurt 0:0 Es gab keinen auf dem ganzen Platz, keinen Zuschauer und keinen Spieler, der beim Schlußpfiff nicht befreit aufgeatmet hätte. 16.000 waren froh, daß es 'rum war. Hüben und drüben rechnete man sich den gewonnenen Punkt als verdient an und pfiff auf den verlorenen. Waldhofs verschmutzte und verklebte Streiter warfen die Arme in die Luft. Paul Oßwald und Ernst Berger vom Stab der Eintracht hauchten nach einer kurzen Rückfrage von wegen des Karlsruher Ergebnisses ein inbrünstiges „Na ja, dann ist's ja gut" in die drückende Schwüle. Ein 90-Minuten-Balanceakt auf des Messers Schneide war in eitel Wohlgefallen eingemündet. Jedem der beiden Widersacher gehörte — alles in allem — eine volle Halbzeit. Sowohl die Eintracht als auch die Waldhöfer glänzten jedoch in ihrer Ueberlegenheitsphase mehr durch Tempo als durch Schliff. Das Tempo allerdings wirkte frappierend. In der ersten, in der Waldhöfer Hälfte, gab es Situationen, in denen die Riederwälder mit den Beinen zappelten, wie eine Maus, die in den Milchtopf fiel. Waldhof verpulverte sich ohne jedes Bedenken. Waldhof kannte einen Unterschied zwischen Torszenen und Mittelfeldintermezzo. Für Waldhof war überall Strafraum. Wegen irgendeines belanglosen Vorteils gingen ganze Vorratskammern an Energie hoch. Aus der Eintracht wurde — von Ausnahmen abgesehen — ein einziger Löschtrupp, der schon froh war, wenn die Flammen nicht auf die Villa Loy übergriffen. In dieser Not, die Mitte der ersten Halbzeit am größten war, erinnerten nur Loy, Höfer und Solz an die wahre Eintracht. Alle übrigen schienen bisweilen wie betäubt. Lindner kam überhaupt nicht zur Besinnung, da war, der seine Schwächen überspielte. Das sei, als sich der Riederwälder Brausewind erhob, völlig ungerührt blieb. Man merkte ihm an, daß er in der abgelaufenen Woche unter einer leichten Grippe gelitten hatte. Man merkte es um so deutlicher, als niemand da war, der seine Schwächen überspielte Das stimmte überhaupt am bedenklichsten, daß selbst die sichersten Stellen wackelten. Stinka und Weilbächer, und zwar Stinka noch mehr als Weilbächer, waren lediglich ein Glied in der Abwehrkette, mehr nicht. Ihre Gegner, die robusten Klein und Gutperle, trieben ihnen schon in den ersten Minuten sämtliche Flausen aus. Sie konnten zu keiner Zeit die großen Herren spielen. Nur Weilbächer kam langsam hoch, aber seine Verdienste beschränkten sich im wesentlichen darauf, daß er nach dem Wechsel seinem Sturm Dampf machte. An einem Spieler mit konstruktivem Blick fehlte es nach wie vor. Immerhin, der Dampfdruck in Richtung Waldhoftor war nach dem Wechsel enorm. Endlich ging Richard Kreß aus der Reserve heraus, der vorher kaum etwas anderes im Kopf hatte, als mit Lindner oder Stein zusammen blitzende Extratouren zu reiten. Endlich wurden die Schritte des Kreß-Bewachers Behnke, der seinem Gegner vorher keinen Stich gönnte, kürzer. Endlich kam Erwin Stein zum Schuß. Die Eintracht befand sich nun wenigstens auf der Höhe ihrer Kampfkraft. Fast gleichzeitig wurden die Waldhöfer müde. Nun gerieten ihre Außenläufer in die Defensive. Nun blieb auch den Halbstürmern nichts anderes übrig, als hinten auszuhelfen. Gegenstöße wurden meist schon gestoppt, ehe sich der Waldhofangriff komplettiert hatte. Die Eintracht scheffelte Eckbälle. Die Schlachtenbummler rasten, daß die Fenster der anliegenden Kantine schepperten. Höfer marschierte los und drang bis zum Elfmeterpunkt vor. Aber die Chance, als kurz nach dem Wechsel Erwin Stein nach einem Paß von Kreß an der Strafraumgrenze frei stand, jedoch an einer vehementen Flugparade des Torhüters Kollberger scheiterte, kehrte niemals wieder. Was im übrigen auf den Waldhofer Torhüter zukam, war und blieb Mittelsorte. Daran änderte auch die Tatsache nicht viel, daß Schymik und Lutz, von Höfer ganz zu schweigen, ihre Ausgangspositionen nach und nach bis an die Mittellinie vorschoben. Zum ganzen Lutz und zum ganzen Schymik fehlte immer noch Erhebliches. Es reichte lediglich, um den ausgepowerten Sinn und Straub unter Kontrolle zu halten. Das große Solo Schymiks, auf das einige unverbesserliche Optimisten ihre letzte Hoffnung setzten, blieb ebenso aus wie das große Solo Stinkas. Solz schien sich vor der Pause etwas übernommen zu haben und Schämer lief ohnehin nur am Rande mit. Mit anderthalb Punkten wäre die Leistung der Riederwälder in Waldhof preiswert bezahlt gewesen. Aber halbe Punkte gibt es nun einmal nicht. (aus 'Der neue Sport' vom 10.04.1961) |