Eintracht Frankfurt -
FC Schalke 04 |
Freundschaftsspiel 1960/1961
6:2 (2:1)
Termin: 29.03.1961, Flutlichtspiel
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Handwerker (Ketsch)
Tore: 1:0 Dieter Lindner (1.), 1:1 Klodt (17.), 2:1 Erwin Stein (43.), 3:1 Erwin Stein (54.), 4:1 Dieter Lindner (60.), 5:1 Friedel Lutz (67., Foulelfmeter), 6:1 Erich Meier (84.), 6:2 Soja (90.)
Eintracht Frankfurt | FC Schalke 04 |
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Wechsel | Wechsel
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Richard Kreß in der strahlendsten Laune Bert Merz berichtet vom glanzvollsten Spiel der letzten Wochen Eintracht Frankfurt — FC Schalke 04 6:2 (2:1) Unter Flutlicht, unter Flutlicht... müßte ein neuer Riederwald-Schlager beginnen. Zu später Stunde ist die Eintracht in Deutschland konkurrenzlos! Die Schalker wurden überspielt wie seiner Zeit der stolze 1. FC Kaiserslautern, wie Köln und Standard Lüttich (alle 5:1) und wie vor einem Jahr die Glasgow Rangers im denkwürdigsten aller Spiele. Eine halbe Minute Spielzeit weniger, und das Rangers-Ergebnis wäre kopiert worden. Ein Spiel dieser Sorte sieht man nicht mehr als dreimal im Jahr am Main. Wer es versäumte, wird lange auf eine ähnliche Vorstellung warten müssen. Die Flutlichtstimmung brauchte nicht entzündet zu werden wie die Lampen ringsum. Sie war da mit dem Lindner-Tor in der 55 Sekunde und riß kaum ab bis zum zweiten Schalker Tor in der Schlußminute. Wie hatte sich Trainer Gawliczek verrechnet, als er den Frankfurtern den Satz: „Schalke besitzt zwei erste Mannschaften" auf dem Feld demonstrieren wollte. 19 Mann marschierten im königsblauen Dreß auf. Wenn man die Elf der ersten Halbzeit als die erste Garnitur bezeichnen will, dann kam die zweite mit drei B-Nationalspielern. Kördel, Soja und Koslowski. So ungefähr wie: das ist Schalke. Was aber im zweiten Abschnitt kam, war nur noch Eintracht. Nach dem 4:1 lief Gawliczek an den Spielfeldrand und flüsterte seinem Linksaußen etwas ins Ohr. Plötzlich, nach märchenhaften Torschüssen von Stein und Lindner, fingen die Schalker an, aus 30 Metern zu schießen. Es war aber nicht mehr als eine letzte Verzweiflung. Bei 3:1 hatte Loy die beiden tollsten Schüsse aus den unteren Ecken gehechtet. Kein Mensch hätte ihm verübelt, wenn er diese vertrackten Bälle gar nicht hätte anfliegen sehen. Auch wenn Schulz, der eindrucksvollste Läufer, und Klodt, der beste Stürmer, geblieben wären, die zweite Halbzeit wäre kaum anders gerollt. Denn Kress, der Star des Abends, war nun erst richtig eingerollt, kaum elf Stunden aus Chile zurück, stürzte er sich in den Kampf wie nach einer Spielpause von drei Wochen. Zwanzig Minuten lang ging Karnhof gegen ihn unter, dann dessen Nachfolger Laszig. Wenn der Richard schon in der strahlendsten Laune seines Lebens war, dann wollte Lindner nicht zurückstehen. Und alle, die noch drei Tage vorher gegen Pforzheim dem Riederwälder sonny boy gram waren, verziehen ihm alle weniger glanzvollen Partien rückwirkend bis zu einem Jahr. Kress, Lindner und Stein walzten im Verein mit Weilbächer die linke Schalker Deckungsseite einfach zu Boden, und weiter innen wankte der Klotz Horst wie im Westen wohl lange nicht mehr. Die Dämme an der Gegenseite brachen ebenfalls, als Meier nach der Pause für Schämer hereinkam. Er war, nach der langen Abwesenheit, kein Super-Meier. Aber die Schnelligkeit am Solz-Flügel nahm von Meiers Eintritt an um 30 Prozent zu. Schließlich schoß der alte neue Linksaußen auch noch sein Tor, zu dem Solz den mustergültigen Paß lieferte. Was die übrigen Eintracht-Tore betraf, so waren sie an diesem Abend natürlich ebenfalls alle aus der guten alten Riederwald-Kiste. Die erste Ecke (nach einem Riesenabschlag von Loy) von Schämer über Weilbächer zu Lindner verwandelte sich durch dessen blitzschnellen Schuß sofort zum Tor. Dann kam der Ausgleich von Klodt, mit feinem Schuß aus spitzem Winkel, der ebenso stürmisch bejubelt wurde wie die Eintrachttreffer. Er leitete eine Zeit ein, in der Schalke im Stil einer großen Elf spielte, in der die Eintracht sich ein- und umstellen mußte. Wie oft schien Gerhardt, mit dem Schymik seine liebe Not hatte, vor dem zweiten Treffer zu stehen. Aber es ging vorüber, und dann schlug die Eintracht zu und setzte zwei gute Chancen in ein Tor um. Ueber Kress, Lindner kam der Ball zu Stein, der im Fallen Orzessek mit einem direkten Flachschuß bezwang. Stein schoß auch das dritte Tor, bei dem er Lindners Zuspiel schon an der Mittellinie übernahm und bis zwanzig Meter vors Tor raste. Als die Schalker die Gefahr erkannten, hing das Stein-Geschoß wie ein Stein im oberen rechten Eck. Sechs Minuten später traf Lindner von fast der gleichen Stelle in den gleichen Torwinkel, mit dem linken Fuß! Nach einer Stunde 4:1! Dann kamen andere an die Reihe, Lutz mit einem Foulelfmeter, Meier mit dem sechsten Tor, ehe Soja noch einmal das Frankfurter Netz traf. Zwischendurch Jubel um den unerreichten Kress, um Weilbächer, Höfer, Lutz... um die Eintracht, die nicht mehr zu bremsen war. (aus 'Der neue Sport' vom 04.04.1961)
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