Eintracht Frankfurt - Bayern München

Oberliga Süd 1960/61 - 24. Spieltag

6:0 (2:0)

Termin: 26.02.1961
Zuschauer: 14.000
Schiedsrichter: Dusch (Kaiserslautern)
Tore: 1:0 Dieter Lindner (5.), 2:0 Erwin Stein (14.), 3:0 Erwin Stein (54.), 4:0 Richard Kreß (70.), 5:0 Richard Kreß (84.), 6:0 Lothar Schämer (86.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Bayern München

 


  • Fazekas
  • Tietz
  • Olk
  • Borutta
  • Ostner
  • Giesemann
  • Peschen
  • R.Grosser II
  • Fröhlich
  • P.Grosser I
  • Sieber

 

Trainer Trainer

 

Die Bayern — und die Hasenjagd

Horst Kickhefel berichtet vom Riederwald

Eintracht Frankfurt — Bayern München 6:0 (2:0)

Es war ein Spiel, das die verschiedenartigsten Stimmen aufkommen ließ. Einige Male spielten sich Szenen auf dem Spielfeld ab, die die Zuschauer vor Begeisterung von den Sitzen rissen, dann plätscherte das Spiel wieder träge dahin und verbreitete eine Stille im weiten Rund, als sei man in der Kirche. Da war dann nur die Stimme vom Rundfunkkollegen Hans-Joachim Rauschenbach zu hören. Diese Stille schien ein junges Häschen (vierbeinig) verleitet zu haben, auf den Rasen zu flitzen. Rasch sah es sich von Schymik gepackt und dem Platzmeister übergeben, der den „blinden Passagier" in die Kabine trug.

Die Eintracht-Maschinerie lief nicht reibungslos. Da tat sich Weilbächer eine Weile schwer, da kam Stinka etliche Zeit nicht ins Spiel, da vergaß Lindner, daß gespielt werden mußte, und da verliebte sich Solz einige Male so sehr in den Ball, daß seine Nebenleute zu kurz kamen. Aber diese schwachen Punkte waren immer wieder vergessen, wenn das Eintrachtspiel plötzlich schneller lief, wenn Fazekas plötzlich im Hagel der Eintracht-Schüsse stand. Dann röhrte das Publikum vor Begeisterung, dann spielten sich die elf vom Riederwald in eine Laune, die an die Spiele der Endrunde 1959 erinnerte. Da irrten die Bayern-Verteidiger umher genau so wie damals die Verteidiger aus Bremen und aus Pirmasens.

Und dann war der Traum wieder vorbei, das Spiel lief gemächlich wie ein Fluß im Hochsommer dahin, und die Gäste kamen wieder zum Luftholen. Man soll daraus der Eintrachtmannschaft keinen Vorwurf machen. Sie konnte sich eine derartige Einteilung ansichts der schnellen 2:0-Führung leisten und es genügte vollkommen, die Gäste niederzuspielen, wenn diese allzu keck in Richtung Loy loszogen.

Bundestrainer Sepp Herberger saß auf der Tribüne und begutachtete seine Kandidaten für das Länderspiel gegen Belgien: Giesemann, Stinka und Lutz. Giesemann und Stinka werden bestimmt nicht mit einer schlechten Note davongekommen sein, aber Sepp Herberger wird auch ein paar kritische Bemerkungen in sein geheimnisvolles Notizbuch geschrieben haben. Wenn einer aber mit dem Summa cum laude (der Note Super-Eins also) aus dieser Herbergerschen Prüfung hervorgegangen ist, dann ist es Friedel Lutz. Seine Ruhe war einfach nicht zu erschüttern, wo er stand, stand er goldrichtig, und seine Schnelligkeit vermochte keiner zu überbieten. Wenn ich mir den Mann vorstelle, der am 8. März dem 17jährigen Mittelstürmer Belgiens (van Himst) gegenüberstehen soll, so sehe ich das Bild von Friedel Lutz vor meinen Augen.

Die schnelle Führung gab dem Eintrachtspiel die notwendige Gelassenheit. Zuerst köpfte Lindner den Ball vollendet ein, der schon am Tor vorbeigeflogen und von Solz wieder zurückgeschickt worden war, dann war es Stein, der eine Kombination Kreß-Lindner mit herzhaftem Schuß abschloß. Noch hielten die Gäste mit, aber ihr Sturm biß sich nicht nur fest, er lief sich auch die Lunge aus dem Leib. Zu fest kamen die Vorlagen aus der eigenen Abwehr, zu fest droschen die Verteidiger den Ball blindlings nach vorne.

Das kostete Kraft, und da diesem Bayern-Sturm ein Vollstrecker fehlte, verschwand er allmählich in der Versenkung. Wie anders sah es bei der Eintracht aus. Da überkam es die Mannschaft zwischen der 53. und der 59. Minute wie ein Rausch. 53. Minute: Steins Schuß prallt gegen die Latte, Steins Nachschuß trifft den auf der Torlinie liegenden Olk. 54. Minute: Stein erläuft sich einen Torabschlag Loys und schlenzt den Ball an Fazekas vorbei (3:0). Aus allen Lagen schossen sie aufs Bayerntor, bei einem Solz-Schuß rettete Ostner auf der Linie, was sonst aufs Tor kam fing Fazekas. 59. Minute: Von drei Bayern gehetzt jagte Solz in Richtung Fazekas, sein Schuß flog neben das Tor.

Das Spiel flaute wieder ab, die Bayern resignierten, zumal ein Kreß-Schuß vom Pfosten gegen Fazekas' Fuß und von dort ins Netz sprang (4:0). Und als Fazekas einen Freistoß verschuldete, schoß Kreß so scharf, daß der Ball dem Ungarn aus den Händen ins Tor sprang (5:0). Den Schlußstrich zog Schämer dann vier Minuten vor dem Abpfiff.

Schiedsrichter Dusch, mit viel Beifall begrüßt, hatte es angesichts der fairen Haltung auf beiden Seiten nicht schwer. (aus 'Der neue Sport' vom 27.02.1961)

 

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