Eintracht Frankfurt - SpVgg Fürth

Oberliga Süd 1960/61 - 22. Spieltag

2:2 (0:2)

Termin: 05.02.1961
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Fritz (Oggersheim)
Tore: 0:1 Appis (3.), 0:2 Schneider (40.), 1:2 Richard Kreß (59.), 2:2 Richard Kreß (61.)

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Eintracht Frankfurt SpVgg Fürth

 


  • Geißler
  • Bauer
  • Groß
  • Stumptner
  • Erhardt
  • Gottinger
  • Schreiner
  • O.Schmidt
  • Appis
  • Schneider
  • Brzuske

 

Trainer Trainer
  • Horst Schade

 

Egon Loy lief in die falsche Richtung

Bert Merz berichtet vom Riederwald-Spiel

Eintracht Frankfurt — Spvgg. Fürth 2:2 (0:2)

Man braucht nur nachzublättern. Die Sache mit Fürth ging am Riederwald fast immer schief. Auch bei der einzigen Ausnahme der letzten Zeit, dem 5:3 des vergangenen Jahres, mußte die Eintracht über eine 0:2-Station hinweg. Wenn sich die Erhardt-Truppe anmeldet, dann spielen Tabellenstände keine Rolle. Es ist nicht das gleiche, ob der KSC oder Fürth das erste Tor gegen die Eintracht schießt. Die vom Ronhof kamen sich diesmal wie zum zweitenmal vom Weihnachtsmann beschenkt vor. Zwei Tore in der ersten Halbzeit eines Auswärtsspiels, das ist in diesen finsteren Fürther Stunden so gut wie ohne Beispiel. Das 2:2, das noch herauskam, kann für den FSV ebenso wie für die Eintracht vielleicht noch eine bittere Quittung bringen.

Die Fürther haben aus früheren Fehlern gelernt, die Frankfurter kaum. Was im Ronhof im Vorspiel geschah, passierte den „Kleeblättern" nicht mehr. Dem langen Kreuz legte man die Zwangsjacke mit Stumptner an. Der kleine giftige Zwerg trampelte dem Langen auf den Schuhen und den Nerven herum. Und da der Schneewasser-Untergrund ohnehin artistische Akte von dem Ex-Aschaffenburger verlangte, konnten die Eintrachtler Kreuz mehr als zur Hälfte abschreiben. Ganz abschreiben konnten sie Stein, der schon im Erhardtschen Vorgelände scheiterte und höchstens zweimal mit seiner Spurtkraft den Felsbrocken hinter sich lassen konnte. Das war aber an durchaus ungefährlichen Stellen. Denn wenn der Nationalstopper im Strafraum stand, schien er in der Erde verwurzelt. Die hohen Bälle, die um den Elfmeterpunkt segelten, waren ihm oder dem hinter ihm zugreifenden Geißler.

Am linken Flügel waren um diese Zeit Solz und Schämer nur Randfiguren, die sich über die miesen Bodenverhältnisse aus eigener Kraft meistens nicht vorarbeiten konnten, zumal auch der hinter ihnen wirkende Stinka mit seinen Pässen weite Strecken nicht überbrücken konnte. Der für diese Verhältnisse besser geschaffene Weilbächer schickte in der ersten Hälfte seine Vorlagen wahllos ins Gelände. Kaum eine von ihnen erreichte Eintrachtbeine.

Diese erste Hälfte war teilweise so triste, daß die wenigsten, wie gegen Waldhof beim gleichen Stand, noch mit der Möglichkeit eines Punktes rechneten. Die Fürther, die mit der raschen Führung als Rückendeckung sich die defensive Haltung leisten konnten, kamen besser durch den Schnee. Sie hatten zwei Torchancen. Ihre beiden Tore aber fielen bei Anlässen, bei denen nicht die Spur einer Chance gegeben schien. Man hätte e bei der Eintracht wissen sollen, daß Appis Freistöße etwas Besonderes sind. So aber ging man saumselig zu Werke, als sich der Fürther Altmeister der Schießkunst in der 2. Minute den Ball etwa 25 Meter vom Tor entfernt setzte. Der Schuß kam, zwei Fürther liefen in die Richtung, Loy aus der Richtung. Als der Ball, nicht einmal stramm geschossen, mitten im Netz lag, sah man sich betroffen an.

Das zweite Tor, sechs Minuten vor dem Wechsel, war eines jener Sorte, nach denen Loy in früheren Tagen „die Kapp danach geworfe hätt". Schneiders Schuß hatte kaum Fahrt, da sich Weilbächer dem Schützen hart entgegenstemmte. Loy ging einen Schritt nach links, warf sich dann nach rechts, und von seinem Handschuh rollte das Leder langsam neben den Pfosten, wo es wie verendet liegenblieb.

Dann aber überstürzte sich alles. Kress ging zur Mitte, Stein nach außen. Noch verschoß Solz, der sich prächtig steigerte, bei einem Abpraller, weil er aufs leere Tor zu hoch zielte. Aber dann begann Kress seinen Tanz mit Erhardt, und der tapse Fürther mußte zu Mitteln greifen, die ihm die Ränge übelnahmen. Wenn es nicht mehr ging, hob der Fürther wie ein Reserve-Linienrichter die Hand und blieb stehen. Einmal pfiff der mäßige Fritz (Oggersheim) den freigespielten Kress zu Unrecht zurück, aber beim ersten Tor klappte der Erhardt-Trick nicht. Kress war erst in die Gasse gestartet, als der Kopfball von Kreuz am Elfmeterpunkt niederging. Damit 1:2 in der 59. Minute, und drei Minuten später schnickte wieder Kress den Ball mit dem Kopf nach dreimaliger Abwehr eines Eckballes in die andere Torecke. Der Riederwald war wieder in Siegesstimmung.

Aber die „Adlerträger" schmiedeten das Eisen nicht, solange es heiß war. Kurz nach dem 2:2 lag ihnen alles zu Füßen. Zweimal war es Schämer, dem das Glück sich auftat. Einmal stürzte er mit viel zuviel Wucht auf den Ball, der nach einem mißglückten Erhardt-Akt vor dem gefällten Riesen frei zur Bedienung lag. Der Schuß ging zu hoch, dann blieb er ganz aus, als die Entfernung noch günstiger schien. Einen dritten Ball Schämers schlug Geißler zurück, der dann auch von Solz nicht zu bezwingen war. Dazu eine haargenaue Vorlage Steins auf den schwarzen Fleck vor der Torlinie, wo Kress und Geißler gleichzeitig zu Boden gingen, der Ball aber am Pfosten vorbeiwischte.

Das war nur eine kleine Auslese von dem, was sich unmittelbar an den Ausgleich anknüpfte. Später wurden die Beine der Helfer um Kress wieder schwerer, fanden die enorm schuftenden Weilbächer und Stinka nur wenig Lücken für ihre Vorlagen. Die Verfolgungsjagd hielt an bis zum letzten Moment, und die Fürther kamen in der zweiten Hälfte nicht zu einem einzigen Schuß auf das Tor des nervösen Loy.

Lutz hielt strenge Wacht im Mittelfeld. Wie ein Flurbereiniger mußte er überall aushelfen. In der ersten Hälfte war Brzuske Schymik oft auf und davon gegangen. Durch ihn gab es auch die einzigen wirklichen Fürther Möglichkeiten, die nicht verwertet wurden. Von Höfer könnte man mehr Gutes berichten, wenn er nicht das Foul zum ersten Tor unnötig verschuldet und beim zweiten Treffer Schreiner früher angegriffen hätte.

Von Schiedsrichter Fritz ist wenig Gutes zu sagen. Bliebe noch zu erwähnen, daß in der 70. Minute die Partie auf der Kippe stand, als Bauer einen Platzordner angriff, der sofort zurückschlug. Der Fürther ging erst zu Boden und hielt sich später noch lange die Backe. Auf dem Feld aber hatte man sich besser im Zaume als am Rande. (aus 'Der neue Sport' vom 06.02.1961)

 

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